Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:Springer sollen es richten

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Neubiberg will den Personalmangel in Kindergärten und Krippen mit einem Pool von Ersatzkräften lindern. Auch die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis setzt auf kreative Lösungen für das Problem.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Die Lage ist verzwickt - nicht nur in Neubiberg. Zwar hat die Gemeinde theoretisch genügend Plätze, um etwa die Kinder, die einen Krippen- oder Kindergartenplatz brauchen, unterzubringen. Aber es fehlen zum Teil die Erzieher. Geld allein ist offenbar nicht die Lösung. Im Neubiberger Rathaus setzt man daher nun unter anderem auf Springerkräfte, wie das in der Gemeinde Kirchheim bereits praktiziert wird.

Wie viele Gemeinden bemüht sich Neubiberg schon lange intensiv um eine ausreichende und gute Kinderbetreuung. Für 2023 prognostiziert die Gemeinde 187 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren, die einen Anspruch auf einen Krippenplatz hätten. Dafür stünden 209 Betreuungsplätze bereit. Für 337 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren gäbe es 400 Kindergartenplätze. Doch die Kalkulation geht nicht auf, wenn das nötige Betreuungspersonal fehlt. Gerade bei den Null-bis Dreijährigen schaffe es die Gemeinde "leider nicht, allen Kindern sofort einen Platz anzubieten", sagte Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) deshalb bei der Bürgerversammlung in Unterbiberg. Wegen der angespannten Personalsituation hatte die katholische Kinderkrippe St. Georg in Unterbiberg zu Beginn der Sommerferien sogar ganz schließen müssen.

Die Gemeinde scheut beim Thema Kinderbetreuung keine Kosten. 2022 sind dafür im Verwaltungshaushalt Ausgaben von 7,1 Millionen Euro vorgesehen. Erst kürzlich hat der Gemeinderat auch beschlossen, den Beschäftigen der Neubiberger Kindertageseinrichtungen die Arbeitsmarktzulage weiter zu gewähren. Nur reicht das offenbar nicht. Deshalb hat der Gemeinderat nun mehrheitlich beschlossen, Springerkräfte einstellen und zwei Vollzeitstellen dafür schaffen, die auf zwei Jahre befristet sind.

Die neuen Kräfte sollen sich im Rotationsprinzip in allen Einrichtungen einarbeiten und in Notsituationen für eine begrenzte Zeit von den Trägern per Arbeitnehmerüberlassung angefordert werden können, um etwa Ausfälle wegen Krankheit abzufedern. Sie sollen aber nicht genutzt werden, um geschlossene Gruppen wieder zu öffnen. Es geht auch darum, zu vermeiden, dass der nötige Personalschlüssel überschritten wird und so Förderungen gekürzt werden. Idee ist laut Ordnungsamtsleiterin Rita Burk, dass die Arbeitsqualität steigt und so Fachkräfte gebunden werden.

Dass die Lage sehr herausfordernd ist, belegen auch Zahlen der Arbeiterwohlfahrt München-Land. In deren 27 Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis fehlen derzeit laut Vorstandsmitglied Diana Klöpper 24 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte. Bisher habe zwar noch keine Kita aufgrund von Personalmangel endgültig schließen müssen. Aber "manche Kindertagesstätten können lediglich zum Teil betrieben werden", sagt sie. Dort seien Gruppen zusammengelegt worden, um die Betreuung weiterhin zu gewährleisten.

Klöpper setzt auf ein Programm der bayerischen Staatsregierung zur Gewinnung von Fachkräften, über das Quereinsteigern der Zugang zu einer anerkannten pädagogischen Ausbildung ermöglicht wird. Bis die Awo davon profitiere und darüber Personal gewinnen könne, "gehen wir davon aus, dass sich Eltern immer wieder neu organisieren müssen", so die Vorstandsfrau. Solange man sich aber aus den vorhandenen Ressourcen behelfen kann, will die Awo bei Personalengpässen wie bisher verfahren. Also etwa, sich aus gut besetzten Einrichtungen im Kreisverband Unterstützung holen, gegebenenfalls Betreuungszeiten kürzen sowie das Fachpersonal durch Eltern und pädagogische Hilfskräfte unterstützen.

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