Süddeutsche Zeitung

Musikschule Garching:Kleine Kontrabassisten

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Hendrik Fuß unterrichtet das eher ausgefallene, tiefe Streichinstrument und macht fleißig Werbung dafür - unter anderem mit einem Auftritt seiner Schüler zum Tag der Hausmusik.

Von Gudrun Passarge, Garching

Unter den strengen Augen von Strawinsky, Gershwin, Beethoven und Rossini brummt und summt es. Der "Drunken Sailor" tanzt über Emilias Geigenseiten, eingelullt von den tiefen Tönen der Kontrabässe. Vier Kinder und ein Jugendlicher streichen, was das Zeug hält, Malena wippt mit dem Kopf mit, Justin mit dem Fuß, Lorenzo schaut konzentriert auf die Noten und so schwungvoll wie Tim hebt niemand seinen Bogen zum Schluss. Hendrik Fuß ist nicht unzufrieden. Er probt mit seinen Schülern für ihr erstes gemeinsames Konzert in der Musikschule. "Niemand spielt für sich allein, wir sind ein Ensemble", gibt er ihnen noch mit auf den Weg.

"Der Kontrabass klingt nicht so quietschig oder kratzig wie eine Geige"

Fuß unterrichtet erst seit Januar an der Garchinger Musikschule Kontrabass. "Viele kennen das Instrument nicht", sagt er. Kann eigentlich nicht sein, denn wer kennt sie nicht, die drei Chinesen mit dem Kontrabass? Ein wenig erinnert die Probe daran, denn wie Tim, neun, Malena, sieben, und Lorenzo, acht, nach und nach in den Saal hineinmarschiert kommen mit ihrem großen Gepäck, das hat was. Bis die drei aufgereiht hinter den Notenständern stehen, samt ihrer Instrumente, dauert es eine Weile. Sie spielen mit Kinderkontrabässen, trotzdem wetteifern Spieler und Instrument um die Größe. Dafür entlocken sie dem Kontrabass schon satte Töne.

Malena und Lorenzo haben erst im Januar angefangen. Lorenzo hatte Hendrik Fuß an der Schule erlebt und war sofort begeistert vom Kontrabass, wie seine Mutter erzählt. Zusammen mit Malena hat er im Sommer die Junior-1-Prüfung bestanden, eine Art "Seepferdchen der Musikschule", wie Fuß sagt.

Auch wenn Hendrik Fuß' Schüler auf kleineren Kinderkontrabässen spielen, sind ihre Instrumente imposant anzusehen.

Justin, Lorenzo, Malena und Tim (von rechts mit Emilia an der Geige) gehen konzentriert zu Werke. Zum Proben gehört auch das Voneinander-Lernen.

Unter gestrengem Blicke: Sohn Tim vom Klavier aus und die Komponisten-Granden Strawinsky und Gershwin von der Wand schauen Musiklehrer Hendrik Fuß ganz genau auf den Bogen.

Wie bei allen Streichinstrumenten bedarf auch beim Kontrabass die Bogenhaltetechnik Geschicks, Feingefühls und vor allem viel, viel Übung.

Alter Hase und den jungen Musikern: Bassist Tim Fuß, Hendrik Fuß' Sohn, stimmt sich mit Violinistin Emilia ab.

Nicht gerade handlich: Zwar gibt es Kinder-Kontrabässe, wie diesen von Malena, in entsprechend kleinerer Ausführung, der Transport jedoch bleibt stets logistische Herausforderung - auch für die Eltern.

Tim dagegen ist mit dem Kontrabass groß geworden, denn er ist Fuß' Sohn. Er spielt mittlerweile auch schon in einer Schulband und singt dazu. Justin hat ebenfalls schon fast drei Jahre Erfahrung am Kontrabass, auch er spielt in der Schulband. Das gehe ganz schnell, erläutert Fuß, sobald die Kinder in der ersten Lage spielten, also Töne greifen könnten, würden sie in die Schulorchester aufgenommen.

Fuß selbst ist Autodidakt am Kontrabass, seine instrumentale Karriere begann am E-Bass in einer Schülerband. Später entdeckte er sein Interesse an der Jazz-Musik und kam zum Kontrabass. Heute spielt Fuß in vielen Laien-Orchestern und auch schon mal beim Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie mit. Er wird nicht müde, die Vorzüge dieses Instruments zu preisen, vor allem seine Vielseitigkeit. In Deutschland, so erzählt er, sei es noch nicht so verbreitet, dass auch Kinder schon spielen. Er mache viel Werbung für den Kontrabass, gehe in Schulen und Kindergärten, "aber es hat sich in den Köpfen der Leute noch nicht so festgesetzt".

Die Instrumente gibt es passend zur Körpergröße des Spielenden

Fuß weiß, dass er einen langen Atem besitzen muss, manchmal kämen Eltern erst zwei Jahre nach einem solchen Schulbesuch mit ihren Kindern bei ihm vorbei. Dass die Schüler Probleme mit den Nachbarn bekommen könnten, fürchtet er nicht. "Es ist besser als ein Schlagzeug oder ein Blechinstrument. Und der Kontrabass klingt nicht so quietschig oder kratzig wie eine Geige." Rund um München gebe es ein gutes Angebot an Instrumenten, zum Kaufen und zum Leihen, jeweils passend zur Körpergröße.

Die jungen Kontrabassisten proben noch eifrig. Nicht alle Töne sitzen auf Anhieb, aber der Einsatz ist groß. Nach einer Stunde verschwinden die Kontrabässe wieder in den großen Taschen. Doch vorher nutzt Lorenzos kleiner Bruder Gabriele, fünf, noch die Gelegenheit, mit dem Bogen über die Saiten zu streichen und ihnen ein paar tonähnliche Geräusche zu entlocken. Ob er auch mal Kontrabass lernen möchte? Vielleicht doch lieber Gitarre, sagt die Mutter, "dann muss ich nicht zweimal schleppen".

Der Auftritt der Kontrabassisten ist Teil eines Konzerts der Garchinger Musikschule am Römerhofweg zum Tag der Hausmusik am Donnerstag, 16. November, um 19 Uhr im Beethovensaal.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2017
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