Süddeutsche Zeitung

Mitten in Neubiberg:Aal mit Ecken und Kanten

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Mario Basler, rauchender Ex-Profi, macht Werbung für ein Reinigungsunternehmen von Solaranlagen - wenn er nicht gerade über Frauenfußball oder Özils Ecken herzieht

Von STEFAN GALLER

Ausgerechnet er. Dabei kann man Mario Basler vieles vorwerfen, nicht jedoch, dass er ein aalglatter Typ sei. Und doch macht der 47 Jahre alte frühere Fußballprofi Reklame für einen Feuchthandschuh zur Lackversiegelung von Autos namens "Glanz & Glätte". Er ist sogar "Markenbotschafter" des Herstellers und in dieser Funktion am Samstag im Sportpark Neubiberg zu Gast. Dort schreibt der 30-fache Nationalspieler Autogramme und ist beim Torwandschießen dabei, es geht für die Fans um zwei Karten für das Bundesliga-Eröffnungsspiel, bei dem am 26. August in Fröttmaning zwei ehemalige Vereine von Basler aufeinandertreffen: Der FC Bayern und Werder Bremen.

Bleibt die Frage, wie der Hersteller, laut PR-Info "OQS-geprüftes" (?) und "DLG-zertifiziertes" (??) Unternehmen für Reinigung und Oberflächenschutz von Solaranlagen, ausgerechnet auf Basler kommt, der als Aktiver zwar vor allem bei ruhenden Bällen glänzen konnte, ansonsten aber eher mit "kristallklar" als mit "porentief rein" assoziiert wird. Passenderweise hatte der Weißbierfreund aus der Pfalz früher einen entsprechenden Sponsor aus Erding.

Pizzeria-Affäre - das würde heutigen Kickern nicht passieren

Allerdings war Baslers Hang zu Party und nächtlichen Außenaktivitäten nicht karrierefördernd. Die Pizzeria-Affäre 1999 etwa kostete ihn den Job bei den Bayern: Gemeinsam mit einem Ersatztorwart hatte sich Basler morgens um drei in einem italienischen Lokal in Regensburg mit anderen Gästen angelegt. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere ein paar Jahre später hat er es auch als Trainer versucht, allerdings bislang nicht mit berauschendem Erfolg.

Dagegen ist er als Sprücheklopfer weiterhin eine Klasse für sich. Während der Europameisterschaft etwa twitterte Basler: "Hätte ich die Ecken früher so geschossen wie der Özil, dann hätte ich mit 14 aufgehört." Besonders der Frauenfußball hat es dem bekennenden Macho angetan. Während des Champions-League-Finales der Frauen 2015 stänkerte er fortwährend wegen der aus seiner Sicht fehlenden Qualität der Spielerinnen. Und freute sich über den späten Siegtreffer, "weil's somit zum Glück keine Verlängerung gibt". Wegen solcher Aussagen bleibt Basler im Gespräch, vielleicht auch deshalb, weil die heutigen Kicker größtenteils keine Ecken und Kanten mehr haben. Wie ein Auto nach der Behandlung mit Glanzversiegelung.

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Quelle:
SZ vom 05.08.2016
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