Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Im Kloster sind noch Zimmer frei

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Die drei Augustiner-Patres in Maria Eich bekommen nach Abschluss der Umbauarbeiten einen neuen Mitbruder. Doch es wäre noch Platz für zwei weitere Mönche - oder für Novizen, denn der Konvent ist künftig für den Nachwuchs des Ordens in Deutschland zuständig.

Von Rainer Rutz, Planegg

Maria Eich, Deutschlands zweitjüngster Augustiner-Konvent, soll zum Ausbildungszentrum des Ordens werden. Nach dem Abschluss der sechs Millionen Euro teuren Umbau- und Renovierungsarbeiten bietet das beschaulich mitten im Wald bei Planegg gelegene Kloster jetzt laut Prior Pater Christian Rentsch bessere Voraussetzungen für die Aufnahme von Novizen. Konkrete Bewerber gibt es allerdings noch keine. Am kommenden Sonntag, 27. August, wird anlässlich des Augustinusfestes bei einem öffentlichen Gottesdienst erst einmal ein Neuzugang vorgestellt: Bruder Carsten Meister. Der 47Jährige verjüngt den Konvent in Planegg noch einmal deutlich - "zum zweitjüngsten in unserer Provinz", sagt der Prior.

Nur noch 37 Augustiner-Mönche gibt es in Deutschland, der jüngste ist 28 Jahre alt, der Älteste 89, der Nachwuchsmangel ist eklatant. In Maria Eich, das gerade einen zusätzlichen Neubau mit vier Appartement-Wohnungen erhalten hat, leben künftig vier davon: Pater Christian Rentsch, 43, Pater Felix Meckl, 40, Pater Carsten Meister, 47, und Pater Alfred Issing, 73, es wäre noch Platz für zwei weitere Patres. Dazu kommt zurzeit ein Gast aus Köln: Ein Arzt, der nach dem Ende seiner Zeit als praktizierender Mediziner für ein Jahr in Maria Eich lebt. Möglich ist das über das Programm "Freiwilliges Ordensjahr", das in begrenztem Umfang für Menschen gedacht ist, die laut Prior Christian Rentsch eine bestimmte Zeit "auf der Suche nach Orientierung" in Maria Eich zusammen mit den Patres leben, als "Ort, wo man wohnen und arbeiten kann und der auch gleichzeitig ein Pfarrzentrum ist".

Der Neuzugang, Bruder Carsten Meister, kennt das Planegger Kloster bereits. Er lebte hier während eines Praktikums, das er in seiner Ausbildungszeit als Fachmann in Medientechnik in der Fachhochschule Weiden in München absolvierte. Bruder Carsten wird künftig für die Öffentlichkeitsarbeit in Maria Eich zuständig sein. Der aus Niedersachsen stammende Pater hat zunächst eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann gemacht und danach in Marburg Soziologie studiert. In Berlin schließlich absolvierte er sein Noviziat als Augustiner, lebte danach im Weidener Konvent, den es mittlerweile nicht mehr gibt.

Prior Christian Rentsch ist es wichtig, dass das Kloster "mit mehr Leben erfüllt wird". Es gibt nach seiner Aussage immer wieder Männer, die sich vorstellen können, Augustiner-Mönch zu werden. Aber bisher niemanden, der die Sache wirklich angehen wird: "Man muss etwas wagen. Bei uns sind jetzt alle Voraussetzungen erfüllt: Wir sagen immer: Der Platz muss da sein, bevor die Menschen kommen." Einen einzigen ernsthafteren Interessenten sieht der Prior derzeit, entschieden ist aber noch nichts.

Die Ausbildung zum Augustinermönch ist nichts, was man so einfach mit links macht. "Man muss sich bewerben und erst einmal einige Monate mit uns leben", sagt Pater Christian. Wenn das gut klappt, wird es ernst: Es folgt der wichtigste Teil der Ausbildung, das Noviziat samt Einkleidung, "eine Art erstes Lehrjahr". In Maria Eich fungiert Pater Christian Rentsch als "Novizienmeister" und prüft die Motivation der angehenden Patres. "Der Novize lebt mit uns bis die Entscheidung reif ist und es klar ist, dass wir gut zusammenpassen. Sozusagen: Learning by Doing." Nach dem ersten Ordensgelübde gibt es eine vierjährige "Bindungszeit". Dann folgt die Entscheidung, auf Lebenszeit, Pater zu bleiben - oder aber zurückzugehen in die Welt außerhalb des Klosters.

Die Patres in Maria Eich haben eine Gütergemeinschaft mit gemeinsamer Kasse, manche arbeiten auch außerhalb - Prior Christian Rentsch zum Beispiel lehrt an der Uni München, es gibt ein gemeinsames Auto und sogar eine Ferienwohnung in Südtirol. "Wir haben durchaus unterschiedliche Bedürfnisse", sagt der Prior und in engem Rahmen können die auch gelebt werden.

Das Wichtigste ist allerdings immer das Kloster Maria Eich. Die Patres bieten ein umfangreiches Jahresprogramm mit einer Fülle von Veranstaltungen aus dem kirchlichen, sozialem und musischem Bereich an. "Natürlich ist es schöner in einer Gemeinschaft zu viert zu leben, als zu dritt", sagt Pater Christian Rentsch. Mit dem Gottesdienst am Sonntag geht für die Augustiner ein anstrengendes Jahr zu Ende: Intensive Bauarbeiten, die Feiern zum 70-jährigen Bestehen des Klosters, ein gut besuchter Tag der offenen Tür. "Jetzt können wir wieder nach vorne blicken", freut sich der Prior.

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