Süddeutsche Zeitung

Neunjähriges Gymnasium:Die nächste Baustelle

Lesezeit: 2 min

Obwohl in den umliegenden Gemeinden neue weiterführende Schulen gebaut werden, muss auch das Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching erweitert werden.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

So kann sich auch der Landrat irren: Christoph Göbel (CSU) war am Mittwoch in der Annahme nach Unterhaching zur Bürgerversammlung gereist, dass in der zweitgrößten Kommune seines Landkreises zumindest in Sachen Schulhäuser alles im grünen Bereich ist. Hier steht seit bald 50 Jahren das Lise-Meitner-Gymnasium, und Göbel sagte mit Verweis auf die weiterführenden Schulen, die in vielen Gemeinden ringsherum hochgezogen werden müssen, es gebe "zumindest in Unterhaching keine zusätzlichen Baustellen." Er löste damit kurzes Gelächter im Saal des Kubiz aus und sah aus den Augenwinkeln neben sich einen Bürgermeister, der sich verlegen an der Nase kratzte. Wolfgang Panzer (SPD) weiß längst: Das Lise-Meitner-Gymnasium ist zu klein.

An der 1972 errichteten Schule wird bereits jetzt herumgewerkelt, um Marodes herzurichten. Derzeit ist die Turnhalle dran, noch immer läuft die energetische und brandschutztechnische Sanierung. 5,6 Millionen Euro kostet die den Zweckverband, zu dem neben der Gemeinde Unterhaching, der Nachbar Taufkirchen und der Landkreis zählen. Das wird nicht die letzte Baustelle an dieser Stelle sein.

Panzers Reaktion ist dem Landrat natürlich nicht entgangen. "Willst du ein zweites Gymnasium?", fragte er den Unterhachinger Bürgermeister prompt, allerdings nicht ohne ein schelmisches Grinsen, mit dem er charmant klarstellte, dass solche Wünsche derzeit wohl eher nicht erfüllt werden. Aber ganz so große Pläne hegt Unterhaching ja gar nicht. Ohne einen weiteren Anbau allerdings wird es zukünftig nicht gehen, stellte der Bürgermeister wenig später in seinem Bericht klar.

Im Jahr 2026 wird der erste neue G-9-Jahrgang Abitur machen. Das heißt: In vier Jahren wird es auch am Lise-Meitner-Gymnasium wieder eine 13. Jahrgangsstufe geben. Zwar ist die Unterhachinger Schule ursprünglich als neunjähriges Gymnasium konzipiert worden. Aber mittlerweile werden sieben fünfte Klassen eingeschult, in diesem Jahr wechselten 198 Schülerinnen und Schüler nach der Grundschule auf das Unterhachinger Gymnasium. Im Vergleich dazu: 38 Kinder besuchen aktuell die beiden fünften Klassen der Unterhachinger Mittelschule am Sportpark. "Es steht sogar die Frage im Raum, ob wir zukünftig sieben oder gar achtzügig sein werden", berichtete Panzer. Das Thema muss im Zweckverband dringend behandelt werden, denn 2025 läuft ein Förderprogramm des Freistaats für Schulanbauten im Zuge der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium aus. Denn aufgrund des Konnexitätsprinzips ist das Land hier in der Pflicht, Kosten eines G-9-bedingten Baubedarfs zu übernehmen. In der nächsten Sitzung des Zweckverbands werde darüber gesprochen, kündigte Panzer an.

Es ist nicht das erste Mal, dass das durch den Film "Fack ju Göhte" überregional bekannt gewordene Schulhaus erweitert werden muss. Eigentlich war es schon zu klein, als es in den Siebzigerjahren eröffnet worden war. Schon im Jahresbericht 1975 befürchtete der damalige Unterhachinger Bürgermeister und einstige Vorsitzende des Zweckverbands, Engelbert Kupka (CSU), dass die Schule aus allen Nähten platzen werde. An eine stärkere Ausweitung des Gymnasiums wollte man damals allerdings nicht denken. Denn die Befürchtungen waren zu groß, dass dann ein kaum noch zu verwaltender Mammutschulbetrieb entsteht. Doch wie in der Schulhistorie nachzulesen ist, startete man im Schuljahr 1976/77 in Unterhaching mit neun fünften Klassen, alle jeweils mit 36 oder 37 Schülern. In den Achtzigerjahren gab es mit dem Bau des Gymnasiums Oberhaching ein wenig Entlastung, die aber nicht lange anhielt. Durch den Zuzug vieler Familien hatte Unterhaching meist Schülerzahlen über tausend. In diesem Jahr unterrichten hier 82 hauptamtliche Lehrkräfte insgesamt 1101 Schülerinnen und Schüler.

Zuletzt wurde das Gymnasium 2006 im Norden durch den Mensa-Bau und im Süden durch einen Trakt mit 28 Klassenzimmern und Fachräumen und einer Aula mit 400 Sitzplätzen erweitert. Auch die Freiluftbühne, die "Chaostheater" genannt wird, stammt aus dieser Zeit sowie ein Labyrinth als Zugang. Viele Möglichkeiten der Erweiterung gibt es laut Panzer nicht. Seine Überlegungen gehen daher in Richtung des Labyrinths im südlichen Außenbereich des Geländes, wie er kürzlich der SZ sagte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5439629
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.10.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.