Süddeutsche Zeitung

Künftige Landtagsabgeordnete:Vier plus x

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Neben den beiden CSU-Stimmkreisabgeordneten Weidenbusch und Schreyer könnten bis zu sieben Kandidaten aus dem Landkreis in den Landtag einziehen. Sicher ist das nur bei SPD-Spitzenkandidatin Kohnen und dem Grünen Adjei.

Von Sabine Wejsada, Landkreis

Der Tag nach der Wahl ist der Tag des Zitterns. Während Kerstin Schreyer und Ernst Weidenbusch von der CSU jeweils ihr Direktmandat im Landkreis München haben verteidigen können, dürfte zumindest bei den Grünen in den beiden Stimmkreisen München-Land Süd und Nord sowie bei FDP und Freien Wählern die Spannung stündlich steigen. Sie müssen sich noch ein wenig gedulden, bis sie erfahren, ob am Ende die Zahl der Stimmen für den Einzug in den Landtag über die Listen reichen könnte. Würden alle den Sprung schaffen, wäre der Landkreis München von neun Abgeordneten vertreten.

Denn mit Benjamin Adjei aus Taufkirchen hat überraschend ein Grüner das Direktmandat im Stimmkreis Moosach in München gewonnen. Dort setzte sich der 28-Jährige mit 26,2 Prozent der Erststimmen gegen CSU-Kandidatin Mechthilde Wittmann durch, die immerhin Integrationsbeauftragte der Staatsregierung ist. Ein Vorsprung von nur 78 Stimmen reichte Adjei zum Einzug in den Landtag.

Ganz sicher im Maximilianeum ist neben Adjei sowie Schreyer und Weidenbusch nur eine: Natascha Kohnen, die Chefin der Bayern-SPD und Kandidatin im Süden des Landkreises München. Die zwei Grünen, Claudia Köhler und Markus Büchler, müssen sich noch gedulden - trotz eines hervorragenden Ergebnisses in ihren Stimmkreisen. Auch bei Nikolaus Kraus (Freie Wähler) aus Ismaning ist am Tag nach der Wahl noch nicht ganz klar, ob er erneut dem Landtag angehören wird. Die Chancen aber dürften groß sein.

Helmut Markwort ist sehr zuversichtlich

Ebenso für Helmut Markwort von der FDP. Er musste zusammen mit seinen Parteifreunden bis spät in die Nacht hinein zittern, ob den Liberalen der Sprung in den Landtag überhaupt gelingen würde. Am Ende waren es 5,1 Prozent bayernweit; im Landkreis schnitt die FDP wie gewöhnlich besser ab: Im Norden wurden 7,3 Prozent erreicht, im Süden 9,0 Prozent. Focus-Gründer Markwort wird nach eigener Überzeugung der neuen Landtagsfraktion der FDP angehören. Diese Einschätzung nährt sich aus den Zahlen, "die ich aus ganz Bayern bekommen habe", sagt Markwort selbstbewusst. Dass er als Zugpferd für die Liberalen Stimmen ziehen würde, war klar.

Siegreiche Direktkandidaten: Kerstin Schreyer und Ernst Weidenbusch von der CSU.

In München gewählt: Benjamin Adjei (Grüne).

Vermutlich drin: Markus Büchler (Grüne).

Vermutlich drin: Claudia Köhler (Grüne).

Wohl sicher drin: Helmut Markwort (FDP).

Sicher drin: Natascha Kohnen (SPD).

Muss warten: Nikolaus Kraus (Freie Wähler).

"Das alles macht mich schon sehr nervös", sagt Claudia Köhler aus Unterhaching am Montagnachmittag, die im Norden für die Grünen 22,9 Prozent der Erststimmen holen konnte und trotz des aussichtsreichen Platzes sieben auf der Oberbayern-Liste nicht weiß, "ob's langt". Markus Büchler aus Oberschleißheim, ihr Kollege im Stimmkreis München-Land Süd, äußert sich ähnlich: "Schaut doch ganz gut aus", sagt er, "auch wenn man den Tag freilich nicht vor dem Abend loben darf." Laut Landeswahlleiter wird erst am Dienstagabend feststehen, wer über die Listen in den Landtag kommt.

Kraus weiß, was es heißt, sich in Geduld zu üben

Kraus hat bereits Erfahrung im Geduldhaben nach der Wahl: 2013 erfuhr der Freie Wähler am Dienstag nach der Wahl von seiner Ismaninger Gemeinderatskollegin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), dass er über die Liste den Sprung ins Parlament geschafft hatte. Er versucht, sich das Warten mit der Arbeit auf dem Bauernhof in Ismaning zu vertreiben und sagt: "Der Computer bleibt jedenfalls aus." Ob ausgerechnet Ganssmüller-Maluche, die für die SPD im Stimmkreis München-Land Nord kandidierte, Kraus heuer die Nachricht überbringen wird, ist fraglich. Die Ismaningerin muss angesichts des desaströsen Ergebnisses ihrer Partei bangen. Am Montagnachmittag postete sie auf Facebook die Reihung nach den Erststimmen und schrieb: "Danach hätte ich den Einzug geschafft, aber das ist leider keine Tendenz, da die Zweitstimmen noch kommen und es für mich nicht gut aussieht." Trotzdem: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Quelle:
SZ vom 16.10.2018
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