Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Unterhaching:Fichtinger wegen Internet-Streichs in der Kritik

Lesezeit: 2 min

Junge Union sichert sich Domains mit Namen der Konkurrenz und bringt Bürgermeisterkandidatin der CSU in Erklärungsnot.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Im Fachjargon nennt man das, was den Kandidaten im Unterhachinger Bürgermeister- und Gemeinderatswahlkampf widerfahren ist, wohl Cybersquatting: Wenn jemand sich die Bezeichnung für Internet-Domain-Namen sichert, die ihm eigentlich nicht zustehen.

Für die Unterhachinger Junge Union (JU) war es offenbar ein großer Spaß, sich die Seiten wolfgangpanzer.de, arminkonetschny.de und florianriegel.de zu eigen zu machen und die Nutzer direkt auf die Seite der CSU-Kandidatin Renate Fichtinger weiterzuleiten. Die betroffenen Kommunalpolitiker von SPD, Grünen und FDP fanden das weniger lustig.

Als der Grünen-Kandidat Konetschny am Mittwochabend Fichtinger am Rande der Gemeinderatssitzung mit diesem CSU-Trick konfrontierte, reagiert diese amüsiert, gab sofort zu, dass ihr Wahlkampfteam dahinter stecke und bezeichnete die Aktion als "witzig". Die Grünen dagegen finden das gar nicht witzig. Zumal auch über Suchmaschinen-Suchen diese Seiten auftauchten, reagierte die Ortsverbandsvorsitzende Claudia Köhler entsetzt: "Das ist kein Stil und kein Vorbild. Mir fehlen da die Worte."

Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD), der ebenfalls an diesem Abend von dem Vorgang erfuhr, war ähnlich aufgebracht. "Ich bin für jeden Spaß zu haben", stellte er klar, doch hier gehe es um den gegenseitigen Respekt, um Persönlichkeitsrechte und die Umgangsformen. "Es wird viel diskutiert, dass wir als Kommunalpolitiker nicht ernst genommen werden, wer so etwas tut, hat in der Kommunalpolitik nichts verloren." Wer Spaß wolle, solle auf eine Party gehen, im Gemeinderat würden Entscheidungen für die Allgemeinheit getroffen. Er werde versuchen, aufzuklären, wer dahinter stecke. Sollte es ein Gemeinderatsmitglied sein, werde er dessen Rücktritt fordern.

Einem CSU-Mann ist das Ganze peinlich

Ganz so scharf verurteilt FDP-Gemeinderatskandidat Florian Riegel die Sache nicht, gleichwohl spricht er von "Grenzüberschreitungen". "Wenn man mit Köpfen und Themen nicht wirklich überzeugen kann, dann lässt man sich halt so etwas einfallen", meinte er. CSU-Fraktionssprecher Richard Raiser ist die Aktion sichtlich peinlich. Auch er hat erst am Abend der Sitzung davon erfahren, war nicht vorab über die Idee informiert worden, "sonst hätte ich das verboten", sagt er. "Die JU wollte sich wohl einen Wahlkampfscherz erlauben. Aber das ist gründlich misslungen. So etwas geht gar nicht", sagte Raiser. Er habe sich inzwischen offiziell bei den Betroffenen entschuldigt.

Mittlerweile ist die Verknüpfung der Seiten mit dem Fichtinger-Web-Aufritt rückgängig gemacht worden. Allerdings ist nun auch die offizielle Seite der CSU Unterhaching, die ebenfalls direkt zur Homepage der Bürgermeisterkandidatin führte, nicht mehr aufzufinden. Die Verbindung haben die Verantwortlichen für diesen miesen Wahlkampftrick wohl in der Eile der Aufregung am späten Mittwochabend auch gleich gekappt.

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Quelle:
SZ vom 14.02.2020
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