Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl:Bürgermeister von Beruf

Lesezeit: 2 min

Als letzte Gemeinde wählt auch Baierbrunn einen hauptamtlichen Rathauschef

Von Claudia Wessel, Baierbrunn

Auch Baierbrunn wird künftig einen hauptamtlichen Bürgermeister haben. In der letzten Gemeinde im Landkreis, in welcher der Rathauschef noch ehrenamtlich tätig war, wird bei der Kommunalwahl 2020 wie in allen anderen 28 Kommunen ein Bürgermeister als Beamter auf Zeit gewählt. So hat es der Gemeinderat am Mittwochabend mit neun zu vier Stimmen beschlossen. Damit steht auch fest, dass die Amtszeit von Bürgermeister Wolfgang Jirschik zu Ende geht. Der 69-Jährige kann aufgrund der Altersgrenze nicht für die Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister antreten. Derzeit liegt diese noch bei 65 Jahren, 2020 steigt sie auf 67 Jahre.

Jirschik selbst stimmte gegen einen Bürgermeister im Hauptamt. Dabei habe er keinesfalls an sich gedacht, versichert er. "Ich wollte die Option auch für einen älteren Bewerber offenhalten." Außerdem: "In meinem Alter, weiß man nie, wie es in ein paar Jahren gesundheitlich aussieht und das wäre dann schlecht für die Gemeinde."

Wolfgang Jirschik, der der Überparteilichen Wählergruppe angehört und bis zu dem Zeitpunkt stellvertretender Bürgermeister war, war erst im März 2018 außerzyklisch gewählt worden, nachdem seine Vorgängerin Barbara Angermaier im Herbst 2017 ihr Amt spontan niedergelegt hatte. Grund waren massive Probleme mit der Verwaltung im Rathaus. Schon im Sommer 2016 war mit einem Schlag die komplette Führungsriege mit Geschäftsführer, Bauamtsleiter und Kämmerin von Bord gegangen. Offenbar hatten große Teile der Belegschaft Probleme mit Angermaiers Führungsstil. Angermaier, die wie auch Jirschik ehrenamtlich amtierte, war erst 2014 für die Baierbrunner Interessengemeinschaft (BIG) ins Rathaus gewählt worden. Als Grund für ihre Entscheidung nannte sie seinerzeit "massive persönliche Angriffe" und eine "daraus resultierende Belastung". Ihr Amt legte sie zur allgemeinen Überraschung von einem auf den anderen Tag nieder, worauf Jirschik, der zu diesem Zeitpunkt als Zweiter Bürgermeister ihr Stellvertreter war, die Amtsgeschäfte übernahm.

Wer der erste hauptamtliche Baierbrunner Bürgermeister werden wird, steht noch in den Sternen. Felix Maiwald, CSU-Ortsvorsitzender und 2018 Konkurrent von Jirschik, hat zwar bereits angedeutet, wieder kandidieren zu wollen, sich aber noch nicht offiziell dazu geäußert. Für das Amt eines berufsmäßigen Bürgermeisters könnte anders als für das Ehrenamt auch jemand kandidieren, der nicht im Ort wohnt. Damit könnte die Anzahl der Kandidaten möglicherweise ansteigen. Auch das Gehalt eines Beamten auf Zeit könnte ein Anreiz sein. Während ein ehrenamtlicher Rathauschef in einer Gemeinde mit 3000 bis 5000 Einwohnern derzeit zwischen rund 3800 und 5200 Euro verdient, wie Jirschik vortrug, erhält ein Beamter gut 6350 Euro. Dazu kommt, dass ein Beamter nicht mehr gesetzlich, sondern privat versichert ist und nicht in die Rentenversicherung einzahlen muss.

Die Entscheidung für einen haupt- oder ehrenamtlichen Bürgermeister stellte sich in Baierbrunn erst seit der letzten Wahlperiode, weil der Ort inzwischen mehr als 3000 Einwohner hat - die Grenze für einen Hauptamtlichen. In Kommunen mit unter 5000 Einwohnern lässt die Gemeindeordnung dem Gemeinderat die Wahl zwischen den Varianten

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4458798
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.05.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.