Süddeutsche Zeitung

Kirchheim:SPD: Ein Kandidat reicht

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Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende der Kirchheimer Sozialdemokraten reagiert mit massiven Vorwürfen auf die Nominierung eines gemeinsamen Bewerbers von Grünen und VfW für die Bürgermeisterwahl.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Nur wenige Tage, nachdem Grünen-Gemeinderat Christian Zenner von seiner Partei und der Vereinigten freien Wählergemeinschaft (VfW) zum Kandidaten für die Neuwahl des Kirchheimer Bürgermeisters im Februar gekürt wurde, nimmt der Wahlkampf Fahrt auf. In der SPD, die zuvor in Stephan Keck den einzigen und zudem von der CSU unterstützten Bewerber stellte, löst die unerwartete Konkurrenz offenbar massive Verärgerung aus: Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Tanja Heidacher attackiert Grüne und VfW und deren Kandidaten in ungewohnter scharfer Form. Die Begründung für Zenners Kandidatur nennt die ehemalige SPD-Gemeinderätin eine Lüge.

Zenner gibt als Grund für seine Kandidatur unter anderem an, den Kirchheimern eine Wahlmöglichkeit geben zu wollen. In einem demokratischen Prozess solle es mehr als einen Bewerber geben. Dazu Heidacher in einer schriftlichen Reaktion: "Es ist eine Lüge, dass die Bürgerinnen und Bürger ohne einen weiteren Kandidaten zur Bürgermeisterwahl keine demokratische Wahl haben." Schließlich könne jeder Wahlberechtigte einen zweiten Kandidaten auf dem Stimmzettel notieren. "Es ist schon ein Armutszeugnis für Grüne und VfW, nur deshalb einen Kandidaten aufzustellen, damit ein zweiter Name auf dem Zettel steht."

Die CSU habe "aus guten Gründen" auf einen eigenen Kandidaten verzichtet, schreibt Heidacher, denn in Keck kandidiere "der in der Gemeinde derzeit wohl kompetenteste Mensch für das Amt". Zudem beinhalte das Wahlprogramm der SPD ohnehin die von Zenner hervorgehobenen Themen, darunter die Förderung von Jugendarbeit, mehr Transparenz und Bürgernähe sowie Digitalisierung.

Heidacher kontert auch die Behauptung von Zenners Wahlkampfmanager, des VfW-Gemeinderats Wolfgang Heinz-Fischer, der die Unterstützung der CSU für den SPD-Kandidaten als Gemauschel bezeichnet hat. "Warum soll ein gemeinsam von Grünen und VfW-Mitgliedern gewählter Kandidat kein Gemauschel sein, ein nur von SPD-Mitgliedern aufgestellter Kandidat Stephan Keck aber schon?", fragt die stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende.

Nachdem Zenner angekündigt hat, im Falle seiner Wahl stärker auf die kleineren Anliegen der Bürger einzugehen, da die großen Themen wie die Ortsentwicklung bereits beschlossen seien, und sein Wahlkampfmanager Heinz-Fischer davon spricht, "einen Gang" zurückschalten zu wollen, fragt Heidacher, bei welchen Projekten gedrosselt werden solle. Themen wie die Linderung der Wohnungsnot oder die Behebung des Fachkräftemangels müssten angegangen werden. Zenner könne sich "noch so sehr wie ein kleines Kind hinterm Vorhang verstecken und dann glauben, dass die drängendsten Probleme ihn nicht sehen: Sie bleiben da und müssen gelöst werden, auch wenn sie unangenehm sind!"

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