Süddeutsche Zeitung

Hohenbrunn:Transparenz mit Verspätung

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Der Gemeinderat billigt mehrheitlich den Flächennutzungsplan für Realschule und Wohngebiet am Bahnhof. Die Gutachten zu Lärm, Verkehr und Bodenqualität am Sportplatz werden der Öffentlichkeit erst Ende Mai präsentiert.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Seit Jahren ringen die politischen Entscheider in Hohenbrunn um ein Konzept zur Entwicklung eines Wohngebiets westlich der S-Bahnlinie unmittelbar am Bahnhof. Mit der endgültigen Absegnung des Flächennutzungsplans für das neue Areal "Hohenbrunn West" und für die dort vorgesehene Real- und Montessorischule am Donnerstagabend im Hohenbrunner Gemeinderat sind die grundsätzlichen Überlegungen abgeschlossen. Zumindest, wie sich Wohnbebauung und Bildungseinrichtungen sowie der für die Schulen vorgesehene Sportplatz räumlich anordnen. "Vor einem Jahr haben wir gesagt, dass wir die Schule bauen wollen", sagte Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) nach der Abstimmung, bei der sich drei Gemeinderäte gegen den vorgelegten Plan aussprachen. "Es sind Herausforderungen da, aber es ist alles lösbar", so der Rathauschef.

Wie sich diese Herausforderungen gestalten, ist der Öffentlichkeit bisher nicht im Detail übermittelt worden. Es liegen einige Gutachten vor, etwa zu den belasteten Bodenproben von einem Teil des Grundstücks, auf dem der Sportplatz gebaut werden soll. Ebenso gibt es Untersuchungen zur verkehrlichen Erschließung und zur erwarteten Lärmbelastung für Anwohner, aber auch für die Schule. Diese Expertisen kennen bislang nur die Gemeinderäte, sie wurden ihnen in einer nicht-öffentlichen Klausursitzung vorgestellt. Die Bevölkerung werde um den 25. Mai herum Zugang zu den Plänen und auch zu den Gutachten erhalten, sagte Straßmair am Donnerstag. Ehe dann am 31. Mai eine große Veranstaltung stattfinden soll, zu der alle Planer und Gutachter geladen werden. "Insgesamt nehmen wir uns nicht nur 30 Tage für die Beteiligung der Öffentlichkeit Zeit, sondern fast sechs Wochen", versprach der Rathauschef.

Die Zufriedenheit über die Transparenz bei diesem Verfahren teilen jedoch nicht alle Gemeinderäte: "Ich hätte mir gewünscht, dass man früher mehr Öffentlichkeit ins Boot geholt hätte", sagte Andreas Schlick (Bürgerforum). Sein Fraktionskollege Manfred Haucke bemängelte, dass "viele Restrisiken" im Entwurf blieben, die in Probleme münden könnten. "Deshalb kann ich diesem Plan nicht zustimmen." Und auch aus den Reihen der Grünen wollte ein Gemeinderat dem Vorhaben in der vorliegenden Form nicht zustimmen: Georg Bauer beklagte erneut vor allem die Füllung des Sportplatz-Areals mit Bauschutt und sonstigem Müll.

Müll unter dem Sportplatz, Lärm und weite Wege: Ein Kritiker fordert "eindringlich, diese Planung zu stoppen"

In den vergangenen Tagen hatte zudem Ulrich Fechner, früherer Geschäftsführer der Solarkraftwerke München Land (SKML), der die Initiative Nachhaltige Ortsentwicklung Hohenbrunn vertritt, zum wiederholten Mal einen offenen Brief geschrieben, diesmal an den Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München, dem Träger der neuen Realschule. Die Schüler und Schülerinnen der neuen Realschule und der Montessorischule sollten einen Sportplatz bekommen, "der 200 Meter entfernt von der Schule, dafür nur 100 Meter entfernt von der Autobahn über einer mit Müll verfüllten Fläche gebaut wird. Wir bitten Sie eindringlich, diese Planung zu stoppen", hieß es in diesem Schreiben. Straßmair hatte Fechner in seiner Antwort, die der SZ vorliegt, folgendes mitgeteilt: "Ihre Behauptung, es handelte sich um eine 'Müllkippe', finden in den Gutachten keine Bestätigung; vielmehr geht es hier um eine mit Abraum verfüllte Kiesgrube, die ausweislich der Gutachten für die Nutzung als Sportplatz und in der Tat auch für Kinderspielplätze sehr wohl geeignet ist."

Im Gemeinderat ergänzte der Bürgermeister, dass ihn die Gutachten optimistisch stimmten. Er betonte noch einmal die Notwendigkeit des Schulneubaus, weil die aktuelle Situation mit der aus allen Nähten platzenden Realschule Neubiberg "politischen Sprengstoff" berge. Was die Wohnbebauung im neuen Gebiet angehe, von der ein Drittel den Kriterien der Sozialen Bodennutzung (Sobon) entsprechen werde, so freue er sich darauf, die Vorschläge des Gemeinderats zu diskutieren.

Weniger euphorisch zeigte sich das Bürgerforum, vertreten durch Andreas Schlick. Die Fläche der Schule sei im Vergleich zu den geplanten Wohnungen beengt, die Verkehrssituation und Erschließung des neuen Gebiets nicht ausreichend analysiert. Grundsätzlich fehle es ihm in Hohenbrunn an einer strategischen Ortsentwicklung, dazu komme eine durch kostenintensive Investitionen wie dem neuen Schwimmbad extrem angespannte Haushaltslage. Er sei gespannt, wie die Öffentlichkeit auf die Pläne reagieren werde, so Schlick. Letztendlich gehe es schließlich darum, die Interessen der Bürger zu verfolgen.

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