Süddeutsche Zeitung

Höhenkirchen:Vorerst keine neuen Kiesgruben

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Bei der Bürgerversammlung gibt es beruhigende Nachrichten.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Der Bericht von Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) ist zu Ende, stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) hat erklärt, dass aus den umstrittenen Kiesabbauplänen in der Gemeinde erst einmal nichts wird, nun steht das Kernstück dieser Bürgerversammlung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn an - die Anfragen und Anträge aus dem Publikum. "Wer will etwas wissen? Legen Sie los!", ruft Konwitschny und blickt erwartungsvoll in die Mehrzweckhalle. Allein dort herrscht nicht nur vielerorts Leere, sondern nun auch eine fast gespenstische Stille.

Kein einziger Antrag, keine einzige Anfrage - weder im Vorfeld noch während der Veranstaltung: Diese Bürgerversammlung ist eine der kürzesten in der Historie der Gemeinde. Daraus zu schließen, die Menschen in Höhenkirchen und Siegertsbrunn sind wunschlos glücklich, wäre dennoch zu weit gegriffen. Denn mitverantwortlich für die ausbleibenden Wortmeldungen und die geringe Resonanz von bloß 40 Besucherinnen und Besuchern ist sicher ein Aspekt, der auch die Vorträge an diesem Abend prägt: die sich verschärfende Corona-Lage.

Deretwegen habe die Gemeinde nun auch den Christkindlmarkt abgesagt, eröffnet Konwitschny dem Publikum im Saal - und an den Bildschirmen, schließlich wird diese Versammlung zugleich im Livestream übertragen. "Wir hatten uns sehr bemüht, einen guten Standort zu finden", sagt die Bürgermeisterin. So hätte der Markt erstmals an der Grundschule stattfinden sollen, wo Mindestabstände eingehalten und der Einlass hätte kontrolliert werden können. Und dennoch habe man sich jetzt für eine Absage entschieden - wegen der hohen Corona-Zahlen, sagt Konwitschny. "Auch bei uns in der Gemeinde hatten wir 40 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen."

Pandemie prägt den Jahresbericht

Die Pandemie habe auch das Geschehen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn im vergangenen Jahr geprägt, sagt die Bürgermeisterin in ihrer Rückschau. Dennoch sei das Rathaus bemüht gewesen, die Bürgerinnen und Bürger stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden - etwa über Umfragen, Infoveranstaltungen und die Zukunftswerkstatt. "Hier kann sich jeder einbringen", wirbt Konwitschny. "Die Zukunftswerkstatt ist bei uns schon lange etabliert, hat jetzt aber noch mehr Rechte bekommen." So könnten die einzelnen Arbeitskreise - etwa zu Energie und Umwelt oder Kind und Familie - ihre Anliegen inzwischen direkt per Antrag im Gemeinderat vortragen.

Ausgiebig geht die Bürgermeisterin auf die laufenden und geplanten Investitionen ein. So soll das neue Feuerwehrhaus in Siegertsbrunn im Januar fertig werden, in der Erich-Kästner-Schule steht eine Erweiterung um acht Klassenzimmer mittels Containern an, für die örtliche Blaskapelle wird im Keller des Gymnasiums ein neuer Probenraum entstehen, und auch das Gelände des ETC Siegertsbrunn wird zur Baustelle - dort sollen vier Allwetterplätze errichtet werden.

Überdies habe der Gemeinderat die Erneuerung der Flutlichtanlage auf dem Fußballfeld der SpVgg Höhenkirchen beschlossen, sagt Konwitschny. In diesem Zusammenhang solle nun auch das gesamte Sportplatzareal noch einmal auf Erweiterungs- und Verbesserungsmöglichkeiten untersucht werden. "Auch der mögliche Standort für ein Naturbad hinter dem Autohaus Schmid wird dabei betrachtet und abgewogen."

"Wenig erfreulich", so die Bürgermeisterin, seien derweil die zwei Anträge auf Kiesabbau in der Gemeinde - einer das Grundstück am Muna-Gelände betreffend, der andere ein Gebiet im äußersten Süden an der Grenze zum Ayinger Ortsteil Dürrnhaar. Der Gemeinderat habe beide Anträge abgelehnt, berichtet Konwitschny, die aber einräumt: "Leider können wir als Gemeinde da relativ wenig tun." Aktuell lägen die Anträge zur Prüfung im Landratsamt, sagt sie - wobei der stellvertretende Landrat diese Aussage hinterher präzisiert. Der Antrag zum Kiesabbau am Muna-Gelände ruhe derzeit auf Wunsch des Urhebers. Der andere Antrag zur Fläche bei Dürrnhaar werde nicht bearbeitet, betont Weidenbusch. "Da haben wir festgestellt, dass der Antrag ohne das Wissen und die Zustimmung des Grundstückseigentümers gestellt wurde." Für viele Menschen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, die vehement gegen einen Kiesabbau protestiert haben, dürften dies erfreuliche Nachrichten sein - und womöglich auch ein Grund, wieso hernach keine Fragen und Anträgen gestellt werden.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2021
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