Süddeutsche Zeitung

Gräfelfing:Funklöcher im Westen

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Weil der Betreiber den Umzug von einer Dachantenne zu einem neuen Standort versäumt hat, könnte es in einigen Wohngebieten zu Störungen beim Handyempfang kommen. Eine Fristverlängerung für die alte Technik lehnt die Gemeinde ab.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Das Gräfelfinger Mobilfunkkonzept ist eigentlich eine gute Idee: Fünf große Masten, von denen mehrere Betreiber gleichzeitig senden, ersetzen viele einzelne Antennen auf Hausdächern. So wird die Strahlenbelastung in den Wohngebieten deutlich reduziert. Das vor mehr als 20 Jahren geborene Konzept ist aber nur so gut wie seine Umsetzung. Da hapert es aktuell. Denn es liegt an den Mobilfunkbetreibern, zum einen die Masten zu bauen und zum anderen nahtlos dorthin umzuziehen, sobald die Laufzeit für die Dachantennen abgelaufen ist. Die Deutsche Funkturm GmbH, die zum Teil zur Deutschen Telekom gehört, hat den Umzug versäumt und wünscht jetzt von der Gemeinde erneut eine Fristverlängerung für eine Dachantenne. Der Bauausschuss hat das nun mehrheitlich abgelehnt. Einige Wohnbereiche in Gräfelfing müssen deshalb mit Funklöchern rechnen.

Die Gemeinde hat fünf sogenannte Positivstandorte für Mobilfunkmasten in ihren Bebauungsplänen ausgewiesen, die das gesamte Gemeindegebiet mit Handyempfang versorgen sollen: Am Sportverein TSV, am Neunerberg, an der Autobahn bei Lochham, am Reitverein und in der Nähe von Pasing. Bislang ist nur der Standort am TSV seit 2017 realisiert, für den Standort an der Autobahn liegt aktuell ein Bauantrag vor.

Zur Diskussion steht derzeit eine Dachantenne auf einem Gebäude an der Maria-Eich-Straße 18, die die Autobahn in diesem Bereich und das westliche Gemeindegebiet versorgt. Hier ist die Laufzeit längst abgelaufen, in einem Streit vor dem Verwaltungsgericht zwischen der Gemeinde Gräfelfing und der Deutschen Funkturm GmbH um die Zulässigkeit der Anlage wurde in einem Vergleich eine Fristverlängerung vereinbart. Doch diese ist bereits Ende 2022 abgelaufen, seitdem gibt es Diskussionen um eine weitere Fristverlängerung bis 30. Juni 2025.

Diese hat der Bauausschuss jetzt abgelehnt. "Das ist doch System", kritisierte Martin Feldner (Grüne). Ohne Druck würde hier nichts geschehen. Er vermute, dass eine Fristverlängerung auf die nächste folge. "Wir müssen mal konsequent sein." Bei Wegfall des Dachstandorts könnte das Netzdefizit größtenteils über den Masten am TSV aufgefangen werden. Doch das hat die Funkturm GmbH bisher versäumt umzusetzen. Auch Bauberater Bertold Ziersch sprach sich dafür aus, der Funkturm GmbH "nicht einen Schritt" entgegenzukommen. Die Gemeinde habe Sorge zu tragen, dass die Bevölkerung geschützt sei.

Eine Konsequenz dieser Entscheidung können Funklöcher im westlichen Gemeindegebiet sein. Würde die Telekom zeitnah vom TSV-Mast aus senden, gäbe es nach Angaben des Bauamts nur noch kleinere Lücken im Bereich der Autobahn und im Wohnbereich südlich von dieser. Sobald der neue Mast an der Autobahn fertiggestellt ist, wird sich auch dieses Funkloch schließen - vorausgesetzt der Netzbetreiber versäumt den Umzug nicht.

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