Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Bukowski erwärmt sich für Erdwärme

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Haars Bürgermeister signalisiert Interesse, bei Geothermie-Projekten mit Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen oder mit Vaterstetten zu kooperieren.

Von Bernhard Lohr, Haar

Im Haarer Rathaus streckt man die Fühler aus, um sich vielleicht doch noch an ein Geothermie-Projekt in der Nachbarschaft dranzuhängen. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) hat sich kürzlich bei der von den drei Gemeinden Aschheim, Kirchheim und Feldkirchen als kommunales Unternehmen betriebenen AFK-Geothermie GmbH ein Bild von der Technik gemacht und sich über Möglichkeiten informiert, eventuell über Leitungen auch Haarer Gebiet mit zu versorgen. Etwas bessere Aussichten, tatsächlich die weitgehend CO₂-freie Energiequelle aus der Tiefe für Haar nutzbar zu machen, sieht Bukowski in einer Kooperation mit Vaterstetten. Dort tritt man gerade dem 2013 unter anderem wegen der hohen Kosten schon aufgegebenen Vorhaben näher, eine Bohrung in Tausende Meter Tiefe vorzunehmen. Kommenden Donnerstag steht in Vaterstetten ein Grundsatzbeschluss dazu an. Bereits 2025 will man Haushalte mit Erdwärme versorgen.

Das Münchner Umland zählt deutschlandweit wie der Rheingraben zu den bevorzugten Regionen, um das Thermalwasser aus der Tiefe energetisch zur Stromerzeugung und zum Heizen zu nutzen. Viele Kommunen tun das auch seit Jahren. Haar allerdings hat sich so wie Vaterstetten einst von dem Thema verabschiedet, weil man bei einem damals schon anvisierten Kooperationsprojekt die Investitionskosten als zu hoch eingeschätzt hatte. Jetzt im Februar 2022 hat das Wirtschaftsministerium dem Vaterstettener Kommunalunternehmen eine "großräumige Aufsuchungserlaubnis für Geothermie im Gemeindegebiet" erteilt. Mit Zorneding und Grasbrunn ist Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) wegen einer Kooperation im Gespräch. Haar war bisher außen vor. Doch jetzt bringt Bürgermeister Andreas Bukowksi Haar von sich aus als möglicher Partner ein.

Die Parteifreunde Spitzauer und Bukowski können gut miteinander. Beide haben 2020 das Bürgermeisteramt übernommen und werben gemeindeübergreifend für einen Stelzenradweg mitten auf der B 304, der den Landkreis Ebersberg mit München verbinden könnte. Bukowski sagte nun im Bauausschuss des Gemeinderats, dass mit Vaterstetten wegen der Geothermie "Gespräche stattfinden werden", bei denen man schaue, ob man "zusammenkommen" könne. Haar hätte mit dem Isar-Amper-Klinikum und dem Jagdfeld-Wohngebiet starke Abnehmer für Wärmeenergie. Aber es sei alles offen. Die Investitionskosten seien enorm. Bukowski: "Eine kurzfristige Lösung ist es nicht."

Vaterstetten sucht Partner, weil die auf 25 Millionen Euro geschätzten Anlaufkosten für das Vorhaben nicht alleine gestemmt werden können. Dort schaut man auf mögliche Fördertöpfe, die sich staatlicherseits noch auftun. Bukowski gab im Ausschuss zu bedenken, dass für Haar natürlich viele Millionen Euro noch beim Leitungsbau bis zu den Hausanschlüssen dazukämen. Es seien auch einige Entfernungen zu überbrücken, egal ob von Feldkirchen aus oder von Vaterstetten.

In Vaterstetten hat ein geologisches Gutachten schon einmal gezeigt, dass Thermalwasser in ausreichender Menge in der Tiefe vorhanden ist. Auch Erdölbohrungen vor Jahrzehnten hätten dies belegt, heißt es aus der Gemeinde. Möglicherweise lägen die Temperaturen sogar über 100 Grad, sagte kürzlich Georg Kast, kaufmännischer Vorstand des dortigen Kommunalunternehmens. Seit Mai liegt vom Büro "Erdwerk" eine Untersuchung dazu vor, ob das Projekt finanziell machbar ist. In einem Satz: "Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergab für alle Eventualfälle positive Ergebnisse."

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