Süddeutsche Zeitung

Entsorgung:Die Müllabfuhr wird teurer und kommt seltener

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Die Gemeinde Grasbrunn hat festgestellt, dass die Gebühren bisher zu niedrig angesetzt wurden. Nun wird an mehreren Stellschrauben gedreht.

Von Laura Geigenberger, Grasbrunn

Die Müllentsorgung wird teurer - auch in der Gemeinde Grasbrunn. Wie Christian Wenzl von der Finanzverwaltung im Rathaus den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung erklärte, decken die von der Kommune aktuell erhobenen Abfallwirtschaftsgebühren nicht mehr die Kosten. Die Gemeinderäte stimmten bei einer Gegenstimme für die vorgeschlagene Kalkulation der Verwaltung, nach der von kommendem Jahr an Biotonnen seltener geleert und gleichzeitig die Gebühren für Mülltonnen, -säcke und -marken angehoben werden sollen. Noch in diesem Jahr will der Gemeinderat die neuen Beträge in einer Satzung festschreiben.

Um die Kosten für die Gemeinde zu reduzieren, müsse versucht werden, ein Gleichgewicht aus reduzierten Ausgaben und erhöhten Einnahmen herzustellen, so Wenzl. Als eine Maßnahme sei vorgesehen, dass die Gemeinde künftig auf die Reinigung der Biotonnen verzichtet und diese in den kalten Monaten zwischen November und April nur noch jede zweite Woche leert. Die Biomüllabfuhr könne zudem nicht mehr kostenlos angeboten werden, sondern soll von 2024 an 3,80 Euro pro Monat - jährlich also 45,60 Euro - kosten.

Parallel dazu soll die Grundgebühr für die Restmülltonne von aktuell 102 auf 122,40 Euro steigen - eine Erhöhung um 20 Prozent. Alle Müllmarken sollen um 15 Prozent teurer werden. Zusätzlich sieht sich die Verwaltung gezwungen, die Entgelte für Restmüllsäcke von 4,80 auf zehn Euro sowie für Windelsäcke von elf auf 13 Euro anzuheben. Und auch der Kauf von Abfallbehältern wird in Grasbrunn wohl teurer: Eine Restmülltonne soll künftig einmalig 35 statt 32 Euro kosten; ebenso die Biotonnen, welche die Gemeinde bislang gratis zur Verfügung stellt.

Dass die Preiserhöhung so deutlich ausfällt, liegt laut Christian Wenzl unter anderem daran, dass Grasbrunn die Abfallgebühren zuletzt vor zwölf Jahren angepasst hat. Statt sie - wie vom Kommunalabgabengesetz vorgeschrieben - alle vier Jahre neu zu bemessen, habe man seither "pauschal" einen Betrag geschätzt und diesen jährlich um tausend Euro hochgesetzt. In diesem Jahr hätten der Rechnungsprüfungsausschuss der Gemeinde sowie der bayerische kommunale Prüfungsverband festgestellt, dass man sich "verkalkuliert" habe, so Wenzl: "Tatsächlich ist der doppelte Betrag fällig."

Die stark gestiegenen Kosten der letzten Jahre sind ihm zufolge auf das Münchner Landratsamt zurückzuführen, welches die Abfallwirtschaftsgebühren für die Gemeinden zuletzt immer weiter erhöhte. Auch andere Kommunen mussten deshalb die Kosten für die Abfallbeseitigung drastisch anheben. Ismaning etwa sieht von 2024 an zwischen 56,8 und 69,5 Prozent mehr an Müllgebühren vor; in Haar steigen sie um bis zu 37 Prozent.

Besonders bitter stößt den Grasbrunner Gemeinderäten auf, dass der Landkreis noch immer keinen Ersatz für die Vergärungsanlage in Kirchstockach gefunden hat. Weil diese 2019 geschlossen wurde, muss der Biomüll seither aufwendig in die Landkreise Kelheim, Erding und Miesbach sowie nach Schwaben transportiert werden. Hierfür tragen die Kommunen - und letztendlich ihre Bürgerinnen und Bürger - die Mehrkosten. Zwar hat der Landkreis angekündigt, von 2027 an eine neue Anlage bauen und den heimischen Biomüll wieder selbst verwerten zu wollen, noch läuft aber die Suche nach einem geeigneten Grundstück.

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