Süddeutsche Zeitung

Garching:Schmusel-Grusel im Bauwagen

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Das Theater für Kinder feiert im Römerhof Premiere mit "Gretl im tiefen Wald". Der aufwendig gestaltete Karren dient als Vorstellungsraum.

Von Gudrun Passarge, Garching

Sie klackert mit ihren Schuhen beim Steppen, sie knarzt wie ein Baum und verleiht ihm auch gleich eine Stimme, sie winselt wie ein Gespenst und ist die ideale Besetzung für "Gretl im tiefen Wald".

Renata Messing heißt die Allrounderin, sie ist die starke Frau, die ihre Angst besiegt im neuen Stück von Wilfrid Grote. Die Aufführung am 25. Mai wird eine Doppelpremiere sein, denn der Verein "Thea", Theater für Kinder Garching, eröffnet mit dem Stück auch seinen neuen Theaterkarren, der im Römerhof am Theatron stehen wird.

Der Theaterkarren ist ein Schmuckstück geworden. Außen zieren märchenhafte, filigran dargestellte Figuren den Bauwagen, innen ist fast alles blau, bis auf die roten Bänke in verschiedenen Höhen, die auf die Kinder warten. Etwa 20 könnten sich hier niederlassen, schätzt Grote, zur Not können auch noch ein paar Sitzkissen davor ausgelegt werden. Das Bühnenbild ist noch nicht ganz fertig. So sind die Leinwände, hinter denen die Scherenschnitte zu sehen sein sollen, noch nicht aufgezogen. All das bräuchte Renata Messing eigentlich gar nicht. Sie besitzt Bühnenpräsenz und füllt den Raum ganz und gar mit Gretl und Kasperl. Den hat die Schauspielerin, die auch als Bildhauerin arbeitet, übrigens selbst gefertigt, aus Schaumstoff, "das macht ihn so schön leicht".

Fasziniert vom Vorbild Gretl

Die Münchnerin hat sich das Stück aussuchen dürfen, Grote hatte ihr zehn zur Auswahl gegeben, aber von der Gretl war sie gleich fasziniert. In dem Stück geht es um Angst und Mut, erzählt Messing, darum, wie sich die Angst überwinden lässt. Gretl ist dabei ein gutes Vorbild, sie fürchtet sich nämlich nicht, selbst nicht im tiefen Wald, wohin der Kasperl sie bestellt hat, um sie zu ärgern. Nach allerlei Abenteuern und der Begegnung mit einem Gespenst bekommt sie vom Kasperl noch eine kalte Dusche, die sie dann doch das Gruseln lehrt - "eine Anlehnung an das Märchen ,Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen'", sagt Grote. Doch das Stück geht gut aus, mit "Schmusel-Grusel", einem Kuss vom Kasperl, mit dem die Welt wieder in Ordnung ist.

Das Theater für Kinder will mit diesem Stück erstmals Kindergärten ansprechen, sagt Grote. Bisher hatte der Autor, der früher unter anderem für das Theater der Jugend an der Münchner Schauburg geschrieben hat, eher Stücke für Grundschulkinder verfasst. Renata Messing bereichert das Stück zusätzlich mit einer Art Nachbereitung, "das ist ein ganzheitliches Konzept", sagt sie.

Die Schauspielerin, die in München mit Menschen zwischen drei und 99 Jahren Theater macht, wie sie sagt, möchte auch das Gretl-Stück nachbearbeiten und mit den Kindern Angstgespenster basteln, mit denen sie reden können über ihre Ängste.

Grote hofft, dass das Konzept mit den Kindergärten aufgeht. Er glaubt, der Verein müsse noch Überzeugungsarbeit leisten, viele kennen ihn einfach noch nicht. Das dürfte sich jedoch bald ändern.

"Gretl im tiefen Wald" am 26. und 27. Mai, jeweils von 11 Uhr an im Theaterkarren im Römerhof; Eintritt für Kinder und Erwachsene vier Euro. Am 27. Mai spielt zudem der Zirkus Tammtarammtos um 15 Uhr. Karten über das Kulturreferat, Telefon: 320 89-200, Kontakt: Wilfrid Grote, Telefon: 0179/109 15 87 oder E-Mail: info@theaterfuerkindergarching.de.

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Quelle:
SZ vom 13.05.2017
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