Süddeutsche Zeitung

Garching:Ein neuer Wirt muss her

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Der Garchinger Stadtrat ringt um den richtigen Weg zum Neustart im Bürgerhaus. Auf die Expertise einer Gastro-Beratungsfirma möchte sich die Mehrheit nicht verlassen.

Von Sabine Wejsada, Garching

Vorerst vom Tisch sind die Pläne von Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), das seit Monaten geschlossene Lokal im Garchinger Bürgerhaus von einer Gastro-Beratungsfirma wieder in Gang setzen zu lassen. Den Stadtrat konnte das in der Sitzung am Donnerstagabend vorgestellte Konzept nicht überzeugen. Auch die Aussicht, dass die Wirtschaft und das Catering bei Veranstaltungen im Bürgerhaus als Systemgastronomie betrieben werden sollen und die Stadt über eine zu gründende GmbH zumindest interimsmäßig als Betreiber auftreten müsste, schreckte die Mehrheit im Gremium ab. "Da habe ich Bauchschmerzen", gestand Daniela Rieth von den Grünen ein.

Zuvor hatte Klaus Seher vom Gastro-Zentrum München sein Angebot präsentiert - und dabei womöglich mehr Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert, wie es künftig mit dem Lokal wieder aufwärtsgehen könnte. Mehrere Stadträte aus allen Fraktionen konnten sich nicht vorstellen, dass eine Bürgerhausgaststätte mit sogenannten Convenience-Produkten, also Fertiggerichten, die nur noch aufgewärmt werden müssten, funktionieren könnte. Auch die Idee, für die Personalausstattung laut Seher etwa Frauen aus Garching, die mitkochen, planen und backen wollen, zu rekrutieren, verfing im Gremium nicht.

Die Mehrheit der Stadträte sähe es lieber, wenn das Rathaus über eine gewöhnliche Ausschreibung einen neuen Pächter für das Bürgerhaus samt Kegelbahn sowie Catering-Betrieb finden würde. Daran änderten auch die Aussagen des Bürgermeisters nichts, wonach das Suchen und Finden eines geeigneten Wirts bereits in der Vergangenheit nicht geklappt hat, wie die jüngsten Verwerfungen zeigten: Das Stadtcafé ist seit Monaten zu, bei Veranstaltungen muss das Garchinger Kulturreferat Getränke und Snacks anbieten. Die Stadt und der Wirt haben sich überworfen, jetzt treffen sich die Beteiligten vor Gericht.

Kritisiert wurde vor allem das Vorgehen des Rathauses, was die Finanzierung angeht. Werner Landmann (Grüne) erinnerte daran, dass im ersten Entwurf des Haushalts 2024 eine halbe Million Euro für das neue Gastro-Konzept vorgesehen war. Der Haupt- und Finanzausschuss wollte da in seiner jüngsten Sitzung nicht mitgehen und kürzte den Posten auf 130 000 Euro. Mit diesem Ansatz zeigte sich nun auch der Stadtrat einverstanden, allerdings soll das Geld nicht per se für eine Gastro-Beratung ausgegeben werden. Dann werde die Haushaltsstelle halt "umbenummert", sagte Bürgermeister Gruchmann bekümmert. Sie firmiert nun unter dem Namen "Ertüchtigung des Bürgerhauses".

Wann und auf welche Weise diese jetzt ablaufen soll, bleibt nach der Sitzung des Stadtrats offen. Einig war sich das Gremium jedoch darin, dass die Bürgerstuben in der Garchinger Stadtmitte spätestens nach der Sommerpause aus ihrem Dornröschenschlaf geholt werden soll - und muss, wie SPD-Fraktionsvorsitzender Götz Braun versicherte. Er befürchtet nämlich, dass sich ein auf unbestimmte Zeit geschlossenes Bürgerhauslokal negativ auf die gesamte Gastroszene im Zentrum auswirken könnte.

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