Süddeutsche Zeitung

Erlebniswelt von Jochen Schweizer:Eine Surferwelle für Taufkirchen

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Der ehemalige Stuntman und Extremsportler hat schon einige Anlagen gebaut. Doch diese soll eine ganz besondere werden, verspricht er.

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Im Vorbeifahren gleicht die Baustelle jeder anderen, die es im Osten von Taufkirchen an der Grenze zu Brunnthal und Ottobrunn schon gegeben hat. Baumaschinen, Absperrzäune, ein paar Eisenstangen und behelmte Männer in Warnwesten und Gummistiefeln - viel ist auf den ersten Blick noch nicht zu sehen von der "Jochen Schweizer Welt", die hier im Februar 2017 an der Ludwig-Bölkow-Allee in direkter Nachbarschaft zum Campus der Airbus Group eröffnet werden soll.

Es ist auch derzeit noch nicht der Blick nach oben, der erahnen lässt, was der Unternehmer hier Großes vor hat, vielmehr müssen sich die Augen im Moment noch nach unten richten, um die Dimension zu begreifen. 19 Meter in die Tiefe reicht der Schacht, breit genug, um hier demnächst, wenn über dem Loch ein 30 Meter hoher Turm in den Himmel ragt, das Fliegen zu lernen. "Wir liegen perfekt im Zeitplan", sagte Firmeninhaber Jochen Schweizer bei der Besichtigung seiner Baustelle .

Surferwelle, Hochseilgarten und Gastronomie

Die Erlebnislandschaft, die der ehemalige Stuntman und Extremsportler mit seinem Unternehmen in Kooperation mit der Airbus Group auf das etwa 15 000 Quadratmeter große Areal schräg gegenüber von Ikea baut, soll neben der Bodyflying-Anlage im Flugturm eine stehende Welle zum Surfen, einen Hochseilgarten, Gastronomie und Räume für Seminare und Veranstaltungen umfassen. "Ich gebe meiner Marke hiermit ein Zuhause", sagt Schweizer, der sich in 25 Jahren ein Unternehmen mit 500 Mitarbeitern aufgebaut hat, das sich als Marktführer für den Verkauf von Erlebnissen und Abenteuern sieht.

Der Bau der Erlebniswelt sei "keine Idee von heute auf morgen" gewesen, betont der Mann, der mit den ersten Bungee-Anlagen in Deutschland, unter anderen in Oberschleißheim, bekannt geworden ist. Doch sei dieses Projekt ein Beweis für seine These: "Es geht darum, durchzuhalten." Der erste Schritt sei oft nur der Anfang für einen ganz langen Weg, in seinem Fall "der Weg von der Bungee-Bude zu einer Unternehmensgruppe, die solche Bauwerke hinstellt". Mit der Erlebniswelt in Taufkirchen würden nun zwei Träume erfüllt, verspricht er. Der Traum vom freien Fliegen ohne das Risiko eines Fallschirmsprungs, und der Traum eine Welle zu reiten, die "Jochen-Schweizer-City-Wave", auf der man innerhalb eines Nachmittags bereits sein Erfolgserlebnis hätte.

Die Idee vom freien Fliegen in einem Windkanal hatte Schweizer bereits seit Anfang der Achtzigerjahre nicht losgelassen. Damals hatte ein ehemaliger israelischer Luftwaffenpilot in der Wüste von Elat mit dem Propeller einer EC3 kräftig Wind gemacht und eine doch eher gefährliche Luftnummer hinter einer acht Meter hohen Bretterwand angeboten. Schweizer flog damals gewagte vier Meter über den Zaun hinaus und fragte sich seither: Wie kann man das weniger risikoreich anbieten?

Taufkirchen soll die beste Anlage werden

Taufkirchen ist nicht seine erste "Indoor-Skydiving-Anlage", aber es soll seine beste werden, "wir setzen einen neuen Weltstandard", kündigt er überschwänglich an, die zirkulierende Luft noch mehr zu verdichten und die Verwirbelungen weiter zu reduzieren als bisher.

Wenn Schweizer von diesem Taufkirchner Coup nahe der A 8 schwärmt, davon, dass es Scheitern für ihn eigentlich nicht gebe, und es nur darum gehe, Herausforderungen anzunehmen, hat das zwar auch mit der Baustelle zu tun, an der ein paar Zauneidechsen umgesiedelt werden mussten.

Vor allem aber bezieht sich der Profi der Selbstvermarktung auf sein neues Buch, das er natürlich bei der Besichtigung in Taufkirchen im Gepäck hatte. "Der perfekte Augenblick" lautet der Titel, der als Motivationsratgeber für aktives Selbstmanagement unter die Leute gebracht werden soll. "Wenn man wie ich bald 60 Jahre alt wird, beginnt man über sein Leben zu reflektieren", sagt Schweizer. Auch die Erlebniswelt in Taufkirchen ist in seinem Buch abgebildet. Darunter steht: "Es lohnt sich, an das vermeintlich Unerreichbare zu denken und es manchmal wahr zu machen."

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Quelle:
SZ vom 22.10.2015
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