Süddeutsche Zeitung

Elektromobilität:Garching fährt bei E-Autos voran

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Die Stadt will zum Vorreiter werden und in den kommenden zehn Jahren 70 Stromtankstellen im Stadtgebiet errichten. Bauherren sollen von nächstem Jahr an ebenfalls zu Ladesäulen verpflichtet werden.

Von Gudrun Passarge, Garching

Bis zum Jahr 2020 will Deutschland seine Treibhausgasemissionen um 40 Prozent verringern. Garching will seinen Beitrag dazu leisten, und Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) geht mit gutem Beispiel voran: Er wird demnächst auf ein Elektroauto umsteigen. Der Bauausschuss des Stadtrats hat zudem ein Elektromobilitätskonzept beschlossen, mit dem die Stadt eine Vorreiterrolle einnehmen möchte.

Bisher hat die Stadt drei Elektrofahrzeuge und ein Auto mit Hybridantrieb für die Mitarbeiter der Verwaltung und des Bauhofs vorzuweisen, wie Umweltreferent Christoph Marquart in der Vorlage an den Ausschuss schreibt. Dazu gehören zwei Ladestationen in der Rathaustiefgarage. In der Stadt kommen noch einmal 15 gewerbliche und private Ladestationen hinzu. Bald sollen es deutlich mehr werden: Garching plant ein ortsumfassendes Netz von insgesamt 70 Ladesäulen für je zwei Autos.

Diese sollen über die 21 eigenen Parkplätze der Stadt verteilt und in einem Zeitraum von zehn Jahren errichtet werden. Finanziell rechnet der Umweltreferent mit Kosten zwischen 2000 und 10 000 Euro pro Station plus einer sogenannten "Wallbox" für 3500 Euro. Mit dieser Box kann der Ladeprozess optimiert und der Energieverbrauch des Fahrzeugs gedrosselt werden. "Das kostet Geld", sagte Marquart im Bauausschuss zu dem Konzept und betonte, die Stadt wolle auch sicherstellen, dass die benötigte Energie der Ladesäulen aus regenerativen Quellen stammt.

Ausbau bis 2028 in drei Stufen

Vorgestellt wurde das Konzept im Bauausschuss von Stefan Sachs und Tibor Szigeti vom Ingenieurbüro S & T aus Oberschleißheim, die im Auftrag der Stadt die Details ausgearbeitet haben. Sachs pries zunächst die Vorteile der Elektromobilität: weniger Verkehrsemissionen, beruhigter Stadtverkehr, mehr Lebensqualität. 80 Prozent der täglichen Fahrten blieben unter 40 Kilometer, danach stehe das Auto nur herum. Diese Zeit könne gut zum Energietanken genutzt werden.

Die Ladestationen sollen flexibel Leistungen zwischen 3,7 und 22 Kilowatt anbieten. Bei 3,7 Kilowatt ließen sich während eines normalen Arbeitstags in acht Stunden 160 Kilometer Leistung aufladen. Bei elf Kilowatt käme Energie für 30 Kilometer in 30 Minuten in den Tank. Wenn die Stadt auch die Stationen errichten und finanzieren will, die Abrechnung und Wartung würde sie extern vergeben.

Der Ausbau ist bis 2028 in drei Stufen geplant. Die erste, zu der die Parkanlagen am Maibaumplatz, an der Telschowstraße und Schleißheimer Straße sowie am Gymnasium und an der U-Bahn-Station Hochbrück sowie im Ortszentrum Hochbrück gehören, soll bis 2021 umgesetzt werden. In diesem Zeitraum sollen 20 Ladestationen mit je zwei Ladepunkten entstehen.

Auch Privatleute können die Initiative ergreifen

"Das ist durchaus innovativ", urteilte CSU-Stadtrat Manfred Kick, der selbst ein Elektroauto fährt. "Dem kann man so folgen." Zeitlich sei der Plan vielleicht noch schneller umzusetzen, aber das werde sich zeigen. Der Bürgermeister, der bald auch zu den Elektroautofahrern zählen wird, betonte, dass auch Privatleute die Initiative ergreifen und eigene Ladestationen bauen könnten, "was von uns auch gefördert wird". Überhaupt wird das Thema bald auch Bauherren beschäftigen. Die EU plant von 2025 an, bei Mehrfamilienhäusern mit mehr als zehn Stellplätzen automatisch eine Ladesäule zu verlangen, die auf eigene Kosten errichtet werden müsse.

Auch wer ein altes Haus renoviert oder ein neues baut, soll von 2019 an verpflichtet werden, eine Ladestation zu installieren, heißt es im Konzept des Ingenieurbüros. Die Stadt wird jetzt jedenfalls erst einmal mit gutem Beispiel vorangehen.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2018
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