Süddeutsche Zeitung

Der neue Wiesn-Maßkrug 2010:"Als Trinkgefäß ungeeignet"

Kabarettist Gerhard Polt hat den neuen Wiesn-Maßkrug vorgestellt - mit einer ungewöhnlichen Laudatio.

Astrid Becker

Es gibt sie insgesamt 50000-mal - die offiziellen Wiesn-Maßkrüge 2010, die die Stadt am Donnerstag im halbfertigen Hackerzelt auf der Theresienwiese vorgestellt hat. Wie in jedem Jahr ist eigentlich schon zuvor klar, wie sie aussehen werden - traditionell ziert sie das jeweilige Oktoberfest-Plakatmotiv.

Eine Überraschung ist hingegen immer, wer die Laudatio auf das begehrte Sammlerobjekt hält. Heuer, zum 200. Geburtstag des Fests, hat Wiesnchefin Gabriele Weishäupl einen ganz besonderen Laudator dafür gewonnen: Gerhard Polt, das "Urgestein des bayerischen Kabaretts", wie sie ihn nennt.

Und jener scheut sich denn auch nicht - mittels eines wunderbaren, aber derb-komischen Auszugs aus seinem aktuellen Programm - klar darauf hinzuweisen, dass sich ein Steinkrug wie dieser so gar nicht recht als Trinkgefäß eigne.

"I sag ja immer, Leit, sag i, nehmt's einen Glaskrug." Da wisse man wenigstens, so Polt, ob im Bier "ein Auswurf, die Auster des kleinen Mannes" herumschwimme. Antiwerbung also, die jedoch, so schwören es echte Marketingspezialisten, genau dazu führen wird, dass die diesjährigen Steinzeugkrüge alle bisher gekannten Verkaufsrekorde brechen werden.

Jeder Münchner, der etwas auf sich halte, werde sie in seine umfangreiche Maßkrugsammlung aufnehmen wollen. Nichtsammler werden endlich erkennen, dass ihr Leben ohne diese Maßkrüge nicht mehr lebenswert ist - zumal sie, zumindest auf der Wiesn, nicht befürchten müssen, ähnlich unappetitliche Erfahrungen zu machen wie die Figur aus Polts Kabarett: Dort wird das Bier ohnehin nur mehr im Glaskrug ausgeschenkt. Ganz im Sinne des Kabarettisten.

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Quelle:
SZ vom 20.08.2010
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