Süddeutsche Zeitung

Lockdown:Investoren für Kleinunternehmer gesucht

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Zwei Grünwalder haben eine Investmentfirma gegründet, um Geldgeber mit kleinen Unternehmen zusammenbringen soll, die vom Lockdown getroffen sind.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Auf die Idee kam Marco Deutsch beim Anblick der leeren Innenstädte. Cafés und Restaurants geschlossen, kein Umsatz, nur knappe Staatshilfen. Wie wäre es, wenn Menschen, die über Vermögen verfügen, diesen Geschäftsleuten helfen würden? Und dabei vielleicht selbst ein gutes Geschäft machen könnten? Marco Deutsch und sein Partner Andreas Jud, der in Hamburg sitzt, gründeten also die Vermittlungsplattform www.firstinvestlocal.de.

Deutsch ist Gründer und Geschäftsführer verschiedener Fernsehsender und sein Büro befindet sich in der Bavariafilmstadt. Jud wiederum ist Gründer und Geschäftsführer mehrerer Firmen in der Marketing-, Medien- und Verlagsbranche. Die beiden möchten nun Geldgeber und durch den Lockdown geschädigte Unternehmen zusammen bringen - am liebsten auf lokaler Ebene. Das heißt, man kann die kleinen Cafés, Fitnessstudios, Bistros und Biergärten unterstützen, die eine Stadt lebendig machen. Weil es sich nicht immer zufällig so fügt, dass das eigene Lieblingscafé einen Investor braucht, sammelt das Duo die Angebote auf beiden Seiten und bringen sie zusammen.

Am Erfolg der Zusammenarbeit möchten natürlich die Vermittler beteiligt werden, sie verlangen bei Zustandekommen eines Vertrags drei Prozent der Investitionssumme von beiden Seiten. Wer Interesse hat, kann sich auf der Seite eintragen. Bei den Informationen über die jeweilige Gegenseite gibt es zunächst keine Namen und Adressen, alles läuft anonym, man erfährt aber die wichtigsten Bausteine. Die Unternehmen haben aber die Möglichkeit, Videos und ausführliche Informationen einzustellen. Erst wenn die Entscheidung ziemlich sicher ist, werden die künftigen Vertragspartner zusammengebracht. Diese haben dann die Möglichkeit, eine Form der Beteiligung des Investors am künftigen Geschäftserfolg des Unternehmers zu vereinbaren. Eine Möglichkeit wäre etwa eine prozentuale Beteiligung an Einnahmen oder ähnliches, sagt Deutsch. Es gebe viele Möglichkeiten, über die sie gerne informierten.

Für den Vertragsabschluss brauchen die Kunden ihre eigenen Steuerberater oder Rechtsanwälte, das können Deutsch und Jud nicht übernehmen, sie sehen sich nur als Vermittler. Bisher hat die neugeborene Firma, die es seit Februar gibt, erst zwei Kunden: ein Fitnessstudio und ein Café. Doch es kämen immer wieder neue Eintragungen dazu, heißt es. Je mehr Firmen und Investoren sich beteiligen, desto mehr Wahlmöglichkeiten gibt es. Ein gewisses Risiko ist den Unternehmern zufolge natürlich dabei: Sollte die vom Lockdown geschädigte Firma nicht mehr auf die Beine kommen, sieht es auch für den Investor schlecht aus. Doch gute Investoren haben sicher das richtige Näschen.

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Quelle:
SZ vom 06.03.2021
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