Süddeutsche Zeitung

Bildung:Lieber eine Nummer größer

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Schulplanerin rät Pullach, nicht am Platz zu sparen

Von Claudia Wessel, Pullach

"Wir kommen in großen Schritten voran", sagte Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung zur Entwicklung der neuen Grund- und Mittelschule in der Pullacher Ortsmitte. Bevor in der nächsten Sitzung des Gremiums am 9. April die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden soll, stellte die Münchner Schulplanerin Andrea Lehner, die für das Projekt engagiert wurde, ihre Berechnungen vor.

"Die erste Frage ist immer: Wie groß muss die Schule sein?", erklärte Lehner. Die Erfahrung zeige, dass Schulen meist bei der Eröffnung schon fast wieder zu klein seien, so die Expertin. Um den Bedarf für Pullach zu ermitteln, hat sie die voraussichtliche Entwicklung der Einwohnerzahlen betrachtet. Dabei ist ihr allerdings aufgefallen, dass die im Ortsentwicklungsplan genannten Zahlen von der Realität 2018 schon fast überholt wurden: 9156 waren vorhergesagt, 9210 waren es tatsächlich und somit schon fast die für 2020 vorausgesagte Einwohnerzahl.

Lehner betonte also, dass man großzügig rechnen müsse. Etwa ein Prozent der Einwohnerzahl sei eine Jahrgangsstufe, erklärte sie die Rechnungen der Planer. Für 2030 kam Lehner somit auf 20 Klassen, die in der neuen Grundschule unterkommen müssten. Sicherheitshalber solle man aber von 22 Klassen ausgehen und somit 22 Klassenräume planen, riet sie. Zwei Klassenräume mehr würden nur 190 Quadratmeter ausmachen.

Die Mittelschule soll mit 14 Klassen geplant werden, die Machbarkeitsstudie sollte aber auch die Möglichkeit von 18 Klassenräumen überprüfen, so Lehner. Damit würden sich einige neue Möglichkeiten für modernen Unterricht ergeben.

"Wir sollten mit Vollgas dieses Ding durchwinken", fand CSU-Gemeinderat Andreas Most. Noch vor der Sommerpause solle der Gemeinderat die Frage beantworten können, wie man all die schönen Pläne auf dem zur Verfügung stehenden Gelände unterbringen könne. "Da müssen wir wohl den ein oder anderen Abstrich machen", befürchtete er.

Reinhard Vennekold von der Wählergruppe Wir in Pullach (WIP) dagegen hatte recherchiert, dass die Staatsregierung auf weniger Schüler komme. Lehner antwortete, dass dies bayernweite Durchschnittszahlen seien, die "fast immer zum Nachteil der Kommunen" ausfielen. Und außerdem dazu führten, dass jedes Jahr zu wenige Lehrer da seien. "Es gibt keine Schule, die zu groß gebaut wurde", ist ihre Erfahrung.

Arnulf Mallach von der SPD betonte, dass der Platz nicht das Kriterium sein dürfe, man müsse eine bedarfsgerechte Schule bauen. Auch Renate Grasse von den Grünen war dieser Ansicht. "Das alte Bild vom Lehrer, der mittags heimgeht", gelte nicht mehr. Es gebe heute so viel Personal in einer Schule, und alle bräuchten angemessene Räume, zusätzlich zu den Klassenzimmern.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2019
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