Süddeutsche Zeitung

Sauerlach:Alles andere als komisch

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Bürger beklagen "katastrophale Zustände" an drei Bahnübergängen, während die dort neuerdings wieder per Hand betriebenen Bahnschranken überregional für Belustigung sorgen.

Von Patrik Stäbler, Sauerlach

Die Bahnübergänge in Sauerlach haben zuletzt für Schlagzeilen bis weit über die Gemeindegrenzen hinaus gesorgt. Denn da die Technik an den Querungen in Lochhofen, Arget und Grafing veraltet ist, musste die Bahn dort aus Sicherheitsgründen Wärter aufstellen, die die Schranken per Hand öffnen und schließen. Was außerhalb Sauerlachs reichlich Belustigung, Spott und das übliche Bahn-Bashing hervorrief, ist für viele Menschen im Ort ein Ärgernis. Ihrem Unmut Luft gemacht haben am Freitag circa 70 von ihnen, darunter auch Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung). Sie versammelten sich am späten Nachmittag auf dem Sportgelände des SV Arget zu einer Kundgebung, auch Bahnmitarbeiter waren anwesend. Auf dem Weg dorthin passierten sie den Bahnübergang in der Kleefeldstraße - dort also, wo aktuell ein Streckenposten die Bahnschranken manuell betätigt.

"Wir wollen mit der Kundgebung ein Zeichen setzen, vor allem in Richtung Bahn", sagt Rolf Beck, Vorsitzender des SV Arget, der die Aktion zusammen mit dem Gemeinderat Wilhelm Berthold (Unabhängige Bürgervereinigung) organisiert hatte. Ihm zufolge herrschen am Bahnübergang in Lochhofen "teils katastrophale Zustände", was unter anderem an den "undurchsichtigen und ständig wechselnden Anordnungen der Wärter" liege. "Zeitweise hieß es, der Übergang sei zu und alle Autos würden umgeleitet", berichtet Beck. Überdies kritisiert er die Zählaktionen, mittels derer die Bahn feststellen wollte, wie viele Autofahrer, Radlerinnen und Fußgänger an den Übergängen verkehren. Da diese in den Faschingsferien stattfanden, seien die Ergebnisse kaum repräsentativ, moniert Beck. Und er betont mit Blick auf den Übergang beim Sportgelände: "Da ist richtig viel Betrieb, vor allem durch Kinder."

Den Unmut über die Probleme kann Bürgermeisterin Bogner nachvollziehen

Nicht zuletzt deshalb fordert die Interessengemeinschaft, die hinter der Protestaktion steht, zuvorderst einen "dauerhaften, sicheren Übergang für Sportler an der Kleefeldstraße", sagt Rolf Beck. Zudem wolle man erreichen, dass die Bahn die geplanten Arbeiten an den Übergängen beschleunige. "Die Planung und die Baumaßnahmen müssen mit hoher Priorität vorangetrieben werden", fordert Klubvorstand Beck. "Zeiträume von zweieinhalb bis drei Jahren sind aberwitzig." Inwiefern diese Forderung jedoch erhört werden wird, darf bezweifelt werden. Schließlich plant die Bahn neben einer Erneuerung der Technik sowohl in Lochhofen als auch in Arget größere Umbaumaßnahmen. So soll die Gleisquerung in der Urspringer Straße, die aktuell geschlossen ist und nur nach Anmeldung geöffnet wird, durch eine Unterführung ersetzt werden. Und in der Kleefeldstraße - hier ist rund um die Uhr ein Schrankenwärter postiert - will die Bahn den Übergang verbreitern. "Das wird sicher bis 2026 dauern, bis das alles gebaut wird", sagt Bürgermeisterin Bogner. "Das ist eine längere Geschichte."

Den Unmut einiger Bürgerinnen und Bürger über die Zustände am Bahnübergang in Lochhofen kann die Rathauschefin durchaus nachvollziehen. "Da sind ein paar Sachen schräg gelaufen", sagt sie. "Zum Beispiel haben Streckenposten den Leuten nicht aufgemacht und sie umgeleitet." Dies habe die Gemeinde jedoch umgehend der Bahn gemeldet, die daraufhin ihre Wärter abermals instruierte. Ein Problem sei aktuell die Situation am derzeit gesperrten Bahnübergang in der Hartstallstraße im Ortsteil Grafing. Denn dort erfolge die Umleitung über eine Unterführung und einen unbefestigten Kiesweg, der offiziell nicht für Autos freigegeben sei, sagt Bogner. "Da müssen wir uns noch was überlegen."

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