Süddeutsche Zeitung

Ausstellungen:Das kleine Forum öffnet wieder

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In der Galerie des Kunstvereins Ottobrunn gibt es im Juni eine neue Ausstellung - wohl ohne Vernissage

Von Udo Watter, Ottobrunn

Die Galerie "Treffpunkt Kunst" im Zentrum Ottobrunns ist kein Publikumsmagnet. Vor ihrem Eingang bilden sich gewöhnlich keine Schlangen bis vor zum Rathausplatz und die Besucher müssen sich in den eher engen Räumlichkeiten auch nicht gegenseitig wegschieben und drängeln, um einen freien Blick auf die präsentierten Werke zu haben.

Nun, Museen dürfen in Bayern ja von kommenden Montag an wieder ihre Pforten öffnen, Ausstellungen wieder besucht werden - natürlich unter den üblichen Auflagen. Die Sicherheitsabstände einzuhalten ist in den großen bayerischen Häusern relativ problemlos machbar, eine kleine Galerie wie der "Treffpunkt Kunst" des Kunstvereins Ottobrunn könnte hingegen einen echten Besucheransturm unter den aktuellen Vorgaben nicht bewältigen - da ist es also nicht von Nachteil, dass es dazu ohnehin normalerweise nie kommt. "Für uns ändert sich nicht so viel", erklärt Eva Hoffmann, die erste Vorsitzende des Vereins. Künftig sollen nicht mehr als zwei Besucher gleichzeitig in der Galerie sein, natürlich gilt es, die Abstandsregeln zu wahren und Mundschutz zu tragen. "Vernissagen können wir aber natürlich nicht machen."

Denn bei solchen Anlässen kommt es dann schon häufiger vor, dass es in den beiden Ausstellungsräumen im Erdgeschoss und im Souterrain vor Kunstinteressierten geradezu wuselt - je nachdem, wer gerade seine Werke dort zeigt. Kluge Einführungen, angeregte Diskussionen über Farbsymbolik, Pinselführung oder Schattierungen in größerem Rahmen, Häppchen und Sekt wird es daher im Haus an der Rathausstraße 5 auf längere Zeit nicht geben. Gleichwohl ist Hoffmann erleichtert, dass sich nun echte Perspektiven auftun. "Die Lockerungen sind für uns eine große Sache." Im Juni wird es denn auch die nächste Ausstellung geben, zu sehen sind dann Werke der Münchner Künstlerin und Galeristin Christa Filser. Momentan hängen in der Ottobrunner Galerie noch die aufwühlenden Fotomontage-Arbeiten von Ronny Cameron, dessen Ausstellung "Heaven und Hell" Anfang März startete und dann auch Opfer der Corona-bedingten Einschränkungen wurde. Nach Absprache mit dem Künstler kann man die Werkschau aber jetzt wieder und noch bis Ende Mai besuchen (Telefon 08171/613 50).

Was weitere Projekte des KV Ottobrunn angeht, ist Hoffmann hoffnungsfroh. Im Juni ist im Rathaus der Gemeinde eine Ausstellung mit Werken von Vereinsmitgliedern geplant ("Blau") und im August steht die Biennale "Artiges" an mit Arbeiten von 33 Künstlern aus ganz Deutschland, ebenfalls im Rathaus. "Ich bin zuversichtlich, dass wir das machen können, ob mit oder ohne Vernissage." Hoffmann, mit 73 Jahren zur Risikogruppe gehörend, fand die Restriktionen anfangs richtig und hat sich gut damit arrangiert ("Ich konnte viel malen"), befürwortet aber jetzt weitere Lockerungen. "Es muss weitergehen, vor allem die jüngere Generation hat mir in den vergangenen Wochen leid getan." Dass die Kultur nicht gerade im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit stand, ist ihr aufgefallen. "Manche Einschränkungen fand ich übertrieben, man hätte Museen oder Galerien auch schon früher aufmachen können. Und was Kino oder Theater angeht, müsste man jetzt auch mehr machen."

Immerhin, die kleine Galerie "Treffpunkt Kunst" wird jetzt auch ohne Vernissagen und viel Publikum wieder ihrer ureigenen Rolle gerecht - ein Forum zu sein für interessante Kunst.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2020
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