Süddeutsche Zeitung

Advent für Anfänger:Frohe Botschaft in kindlichen Worten

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Seit fast 30 Jahren gestaltet die Pullacher Erzieherin Ulrike Kulzer mit jungen Laienschauspielern ein Krippenspiel in einem Seniorenheim.

Von Laura Geigenberger, Pullach

Fünf Wochen lang hat die Kindergruppe von Ulrike Kulzer in der Jakobuskirche in Pullach für ihren großen Auftritt geprobt, nun ist es so weit: Am kommenden Samstag können sie ihr Krippenspiel aufführen. Allerdings nicht wie üblich in einem Gottesdienst, sondern in einem Seniorenheim in der Gemeinde. Seit fast 30 Jahren gestaltet die Erzieherin gemeinsam mit Kindern zur Weihnachtszeit das Krippenspiel für das Altersheim; sie macht das ehrenamtlich. "Die alten Herrschaften freuen sich immer wahnsinnig, wenn sie die Kinder sehen."

Heuer sind sechs junge Schauspielerinnen und Schauspieler dabei, die jüngste ist vier Jahre alt, die älteste zehn. Die Stücke stammten stets aus der Feder ihre Tochter Veronika, erklärt die 59-Jährige. Diese denke sich jeden Dezember ein Skript aus und schreibe es den Kindern nach ihren Wünschen auf den Leib.

Wie in jedem klassischen Krippenspiel erzählt auch Kulzers Schauspielgruppe von der Herbergssuche von Maria und Josef in Bethlehem sowie der Geburt Jesu Christi. Dazu gibt es immer eine kleine Nebenhandlung. "Zum Beispiel haben die Kinder mal aus Sicht des Esels gespielt", erinnert sich Kulzer. Andere Male hätten sie diskutiert, welche Figur wichtiger ist - Engel oder Hirte - oder wie sich das Leben vor 2000 Jahren vom heutigen unterscheidet.

Bereits in Antike und Frühmittelalter wurden Theaterstücke aufgeführt, welche die Geburt des Jesuskindes thematisierten. Als Begründer der Krippenspiel-Tradition aber gilt der Heilige Franz von Assisi: Um der leseunkundigen Bevölkerung in Umbrien die biblische Geschichte zu veranschaulichen, soll er am 24. Dezember 1223 - vor genau 800 Jahren - in einem Wald eine echte Krippe aufgebaut haben, inklusive Ochs und Esel. Die Franziskaner etablierten diese Darstellungsform schließlich über die Jahrtausende hinweg als festen Weihnachtsbrauch.

Ulrike Kulzer, die engagierte Pullacherin, ist überzeugt: Das Krippenspiel ist bis heute mehr als nur Theater - sie sieht es als "pädagogisches Mittel", um den jungen Generationen das Weihnachtsfest nahezubringen. "Wenn ein Kind mal bei einem Krippenspiel mitgemacht hat, bekommt es dazu einen ganz anderen Bezug", sagt sie.

Ihre Stücke gestalte sie deshalb auch immer sehr bodenständig und halte sie bewusst offen für spontane kindliche Einfälle, betont 59-Jährige. "Wenn die Kinder verstehen, was sie da ungefähr sagen, dürfen sie es ausdrücken, wie sie wollen", sagt Kulzer. Schließlich gehe es "nicht um Perfektion, sondern ums Erleben der Weihnachtsgeschichte".

In dieser Kolumne erklären bis zum Heiligabend täglich Profis Bräuche und Traditionen der Advents- und Weihnachtszeit.

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