Süddeutsche Zeitung

Laim/Pasing:Ausnahmezustand

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Von Herbst an können drei Monate lang nur noch Fußgänger und Radler die Laimer Unterführung passieren. Weil an Landsberger Straße und Romanplatz weitere Großbaustellen laufen, müssen sich Autofahrer auf einiges gefasst machen

Von Andrea Schlaier und Jutta Czeguhn, Laim/Pasing

Es wird der Ausnahmezustand auf den Straßen im Münchner Westen: Drei Monate lang, von 20. September bis 20. Dezember, ist die Laimer Unterführung für alle Kraftfahrzeuge dicht. Busse werden umgelenkt, allein Fußgänger und Radfahrer können ihre Passage an dieser Stelle wie bisher nutzen. Für Verkehrsteilnehmer beginnt damit in diesem Teil Münchens der erste Akt eklatanter Beeinträchtigungen durch den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke und den damit verbundenen kompletten Umbau der S-Bahn-Station Laim. In diesem Zuge entsteht auch ein zweiter Tunnel parallel zum bestehenden, die Umweltverbundröhre (UVR). Bahn und Stadt beginnen im letzten Quartal dieses Jahres mit den notwendigen Abbrucharbeiten, wie Vertreter der Deutschen Bahn AG bei der Sitzung des Bezirksausschusses Laim erläuterten.

So richtig verfangen wollte sich im Gremium die Logik von Jörg Mader von DB Netze nicht: Als "gute Nachricht" hatte er die endlich beginnenden Hauptbaumaßnahmen innerhalb des Stammstrecken-Neubaus angekündigt, wozu auch der "sukzessive Abbau" der Laimer Unterführung zähle. Von Norden kommend werde die Bahn 30 Meter des Bauwerks abbrechen. "Fußgänger und Radfahrer können nebenan aber nach wie vor durch." Man brauche für den Rückbau sieben Wochen. "Dann", so erläuterte Mader weiter, "haben wir die gleiche Höhe erreicht, wie wir für das gemeinsame Portal mit der Umweltverbundröhre brauchen." Dieser parallele Durchstich entsteht östlich der bereits bestehenden Straßenunterführung als Passage für Tram, Fußgänger und Radfahrer.

Sobald die Bahn mit den Arbeiten durch ist, macht sich die Stadt ans Werk und renoviert die alte Röhre von innen heraus. Der Baustellenverkehr werde über den Norden, also Nymphenburg, abgewickelt. "Ab 20. Dezember ist die bestehende Unterführung für den Autoverkehr wieder frei", stellt der Bahn-Referent für Bürgerkommunikation in Aussicht. Doch zuvor wird es knackig eng. Zumal in diesem Jahr entlang der Landsberger Straße auch der große Entwässerungskanal der Stadt verlegt wird und die Strecke zwischen Laimer Kreisel und Am Knie in Abschnitten zeitweise nur einspurig befahrbar ist. Auf der Nymphenburger Seite laufen parallel die Umbauarbeiten am Romanplatz mit entsprechenden Verkehrsbeeinträchtigungen. "Bis zum Happy End gibt's eine ziemliche Durststrecke" gesteht Jörg Mader.

Dazu zählen auch die zusätzlichen Schleifen, die die Busse während der Sperre des Tunnels drehen müssen. Helmut Barthe von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) listete in der Sitzung die anstehenden Umleitungen auf: Die Linie 51 werde von der Fürstenrieder Straße kommend über die Friedenheimer Brücke umgeleitet und weiter via Arnulfstraße zum Romanplatz. Gleiches gelte für die Nachtlinie N 78. Der 151er Bus ist am Laimer Tunnel unterbrochen. Im Süden steuere er vom Waldfriedhof kommend Laim an und wende am Bahnhof. Im Norden nimmt er den Weg vom Westfriedhof bis Nymphenburg Süd. Die Linie 168 wird am Laimer Bahnhof enden, am Rande des Kreisels sollen Haltebuchten eingerichtet werden. Barthe wie auch die Laimer Stadtviertelpolitiker sprechen sich dafür aus, auf der Friedenheimer Brücke für den zusätzlichen Busverkehr eine eigene Spur einzurichten; aber, schränkt der MVG-Mann ein, "das ist noch nicht klar, ob das so kommt".

Wer in all der Zeit wie Renate Spannig (Grüne) mobilitätseingeschränkte Menschen bis zum S-Bahnhof Laim chauffieren will, könnte diese dann in zwei bis drei eigens eingerichteten Kiss-and-Ride-Parkplätzen an der östlichen Verkehrsinsel der Landsberger Straße aussteigen lassen.

Einigen scheint das Fortbewegungsmittel der Stunde das Fahrrad zu sein. "Doch", will Jutta Hofbauer (Grüne) wissen, "was passiert in der Umbauphase eigentlich mit den bestehenden Radlständern?" Maders DB Netz-Kollege Helmut Hartl schüttelte den Kopf: "Die kommen auf den 30 Metern Rückbau alle weg." Der durch den Rückbau frei werdende Platz sei aber noch nicht verplant. Da könnten sie dann ja zu stehen kommen, insistierte Martha Mertens (SPD). Die vielen offenen Fragen wollen Bezirksausschuss und Bahn-Vertreter mit weiteren beteiligten Akteuren bei einem Rundgang am S-Bahnhof klären.

Auch im Nachbarbezirk Pasing-Obermenzing blickt man mit Sorge auf die anstehenden Bauarbeiten in Laim. Auch dort im Bezirksausschuss hat Jörg Mader das Projekt vorgestellt. Im Münchner Westen geht nun die Angst um, dass sich der Nord-Süd-Verkehr durch die Sperrung der Laimer Röhre auf die Pippinger- beziehungsweise die Offenbach-/Meyerbeerstraße verlagern könnte. Deshalb beantragt das Gremium, dass während der Sperrung das Parken auf der Friedenheimer Brücke untersagt werde, damit der Verkehr dort in jede Richtung zweispurig fließen könne. Zudem soll die Stadt prüfen, ob der Aushub, der bei den Bauarbeiten anfällt, "innenstadtnah auf die Schiene verlagert werden kann". Grundsätzlich, so fordert der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, müsse die Umleitungsstrecke frühzeitig ausgeschildert werden.

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SZ vom 10.05.2019
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