Süddeutsche Zeitung

Kunstbetrug:Münchner Kunstbetrügerin in London verurteilt

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Dreieinhalb Jahre Haft für Angela Gulbenkian, die mit Meisterwerken handelte, auf die sie gar keinen Zugriff hatte. Doch das könnte noch nicht alles gewesen sein.

Von Susanne Hermanski, München/London

Die Münchner Kunsthändlerin Angela Gulbenkian ist am Mittwoch von einem Londoner Gericht wegen Diebstahls zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sie hat Kunden um mehr als 1,3 Millionen Euro gebracht, indem sie diese für Kunstwerke zahlen ließ, auf die sie gar keinen Zugriff hatte. Das spektakulärste Objekt, mit dem sie auf diesem Wege betrügerisch handelte, war ein riesiger, 81 Kilogramm schwerer, schwarzgepunkteter Kürbis der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama (der Berliner Gropius Bau ehrt sie gerade mit einer umfassenden Retrospektive). Von dieser Skulptur hatte die Bogenhauserin zudem ohne jede Grundlage behauptet, der frühere VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn hätte sie veräußern wollen.

Das Geld verwendete Angela Gulbenkian, geborene Ischwang, offenbar für die Finanzierung eines luxuriösen Lebensstils, den sie und ihr Mann pflegten - einschließlich des Mietens eines Privatjets. Auch dies kam vor Gericht zur Sprache. Ihr Mann ist weitläufig mit dem legendären, verstorbenen Kunstsammler, Milliardär und Stifter der gleichnamigen Calouste Gulbenkian Foundation verwandt. In Sammlerkreisen hat der Name dementsprechend einen ausgezeichneten Klang.

Dass es zu Gulbenkians Verurteilung in dieser Woche kommen würde, war zu erwarten. Die 40-Jährige hatte Anfang des Monats bereits in zwei Fällen ihre Schuld und damit den Diebstahl von 1 111 484 Pfund eingeräumt. Im Sommer 2020 war die längere Zeit per Haftbefehl Gesuchte, bei ihrer Einreise aus Deutschland in Portugal festgenommen worden. Nach London ausgeliefert wurde sie im Dezember.

Der Anwalt Hannes Hartung, der weitere Betrugsopfer von Gulbenkian in Deutschland vertritt, glaubt, dass dies nicht die letzte Verurteilung Gulbenkians sein wird. "Wir vertreten ein deutsches Opfer, das Gulbenkian vorwirft, 75 000 Euro als Darlehen erschwindelt zu haben, welches sie nie beabsichtigte zurückzahlen." In London wurde Gulbenkian wegen eines ähnlichen Schwindels bereits verurteilt. Bei der Geschädigten handelte es sich um eine junge Trainerin, die Gulbenkian in einem Fitnessstudio kennengelernt hatte. Die Münchnerin hatte versprochen, ihr Geld ebenso sicher wie gewinnbringend in Kunst anzulegen. Bis zu einer neuerlichen Verurteilung gilt aber auch im neuen deutschen Fall die Unschuldsvermutung.

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