Süddeutsche Zeitung

Krise des TSV 1860 München:Die Last der Löwen

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Dem TSV 1860 München muss geholfen werden, denn er gehört zur Stadt wie die Frauenkirche oder der Viktualienmarkt. Dass viele Fans eine Pleite begrüßen würden, ist absurd.

Ulrich Schäfer

Man darf annehmen, dass Uli Hoeneß, erfolgreicher Geschäftsmann und Präsident des FC Bayern, den TSV 1860 nicht bloß aus Nächstenliebe retten will. Man darf unterstellen, dass es ihm auch ums Geld geht. Ums Geld des FC Bayern. Denn seinem Verein würden in den nächsten Jahren wohl 50 Millionen Euro Stadionmiete verloren gehen, wenn der Lokalrivale Insolvenz anmelden und aus der Arena ausziehen müsste.

Dennoch hat Hoeneß recht: Dem TSV 1860 muss geholfen werden (allerdings mit privatem, nicht mit staatlichem Geld), denn er gehört zur Stadt wie die Frauenkirche oder der Viktualienmarkt, er ist ein Stück Tradition. Insofern ist es absurd, dass sich zahlreiche 1860-Fanclubs nun gegen die nahende Rettung sperren.

Sie glauben allen Ernstes, dass eine Pleite besser sei als der Einstieg eines ausländischen Investors und die Hilfe der Bayern. Diese Fans wollen lieber fünftklassigen Fußball im maroden Grünwalder Stadion sehen, als zweitklassigen Fußball in der Arena. Ja, geht's noch?

Natürlich kommt es darauf an, zu welchen Konditionen der Investor einsteigt, wie stark er mitreden will und welche Rendite er sich verspricht. Und auch die private Bank, die 1860 einige frische Millionen leihen will, wird angemessene Zinsen verlangen. Andererseits würden die Löwen durch das Rettungspaket auch einen beträchtlichen Teil ihrer alten Schulden los, und sie könnten möglicherweise auch mit dem FC Bayern einen nochmaligen Nachlass bei der Stadionmiete aushandeln.

Denn auch wenn der Geschäftsmann Hoeneß kein Altruist ist, so wird ihm klar sein: Er kann die Rettung nicht nur moderieren, sondern muss, so wie alle Gläubiger, auch auf Forderungen verzichten. Das könnte auch aus Sicht jener Löwen-Fans, die sich nun so heftig gegen jede Hilfe sperren, ein kleiner Sieg gegen den FC Bayern sein.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2011
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