Süddeutsche Zeitung

Klavierfestival:Den eigenen Tonfall entdecken

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Beim Klavierfestival der Musikhochschule bringen knapp 40 Studierende Auszüge des Gelernten zu Gehör. Werke von Chopin und Liszt sind an allen fünf Abenden gut vertreten.

Von Klaus Kalchschmid

Ganze sieben Klavierklassen gibt es an der Hochschule für Musik und Theater in München. An fünf Abenden zeigen wie jedes Jahr an die 40 Pianistinnen und Pianisten verschiedener Jahrgänge und Reifegrade bei einem umfangreichen Klavierfestival Auszüge des Gelernten, meist strikt nach Klassen gruppiert, man kann auch sagen getrennt. So an den ersten beiden Abenden die Studierenden des Finnen Antti Siirala und von Adrian Oetiker, beim vierten Konzert die von Michael Schäfer oder am letzten Abend vor der Pause die Schützlinge von Margarita Höhenrieder, nach der Pause die von Thomas Böckheler. Anders ist es beim dritten Abend: Da werden die Schülerinnen und Schüler der Japanerin Yuka Imamine und die von Markus Bellheim gemischt.

Man darf also beim Hören auch einmal darüber sinnieren, ob die einzelnen Professorinnen und Professoren einen eigenen Zugang und eine spezielle Ästhetik vermitteln oder wie sie die jeweiligen Fähigkeiten und Besonderheiten ihrer Studenten zum Leuchten bringen, also die Eigenheiten der jungen Musikerinnen und Musiker herausstellen.

Für Abwechslung ist bei den Programmen jedenfalls gesorgt. Chopin und Liszt sind mit kleineren oder größeren Werken, wie der Sonate op. 2 oder der Dante-Sonate, an allen Abenden gut vertreten. Zwei Sonaten von Alexander Skrjabin gibt es, Prokofjew, Debussy und Ravel, oder den "Danse macabre" von Camille Saint-Saëns in der Bearbeitung von Vladimir Horowitz. Am Donnerstag kann man die anspruchsvollen C-Dur-Fantasien Franz Schuberts und Robert Schumanns miteinander vergleichen.

Der Schwerpunkt der Werke liegt auf der romantischen Virtuosen-Literatur

Bach und Beethoven dagegen sind nur sporadisch vertreten, Haydn oder Mozart leider gar nicht. Der Schwerpunkt liegt also auf der romantischen Virtuosen-Literatur. Immer wieder sind jedoch auch Raritäten des 20. Jahrhunderts zu hören wie Samuel Barbers Sonate op. 26 es-Moll, sein bedeutendstes Werk für Klavier, das mit einer mächtigen Fuge den ersten Abend beschließt; oder Frederic Mompous minimalistischer sechsteiliger Zyklus "Charmes" (1920/21), Zoltan Kodálys "Marosszéker Tänze" (1927), Jonathan Harveys raffinierter "Tombeau de Messiaen" mit Tonband-Zuspielung von 1994 und Alberto Ginasteras wilde und perkussive, nur einsätzige dritte Klaviersonate op. 55 aus dem Jahr 1982 beim Konzert am Mittwoch.

Am Freitag gibt es drei der elf Humoresken von Jörg Widmann, uraufgeführt 2008. Des Komponisten Wunsch aus dem Vorwort zum Notentext kann wohl für viele Stücke des Festivals stehen: "Möge der Interpret in jedem der Stücke dessen ganz eigenen Tonfall entdecken und ihn, mal spöttisch, dann wieder trocken, hier melancholisch verhangen, aber immer mit Humor und Feinsinn zum Klingen bringen."

Wer sich die Programme für die fünf Konzerte im Großen Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater bei freiem Eintritt genau anschauen will, kann dies unter www.hmtm.de/veranstaltungen beim einzelnen Termin tun und sie als PDF herunterladen.

Klavierfestival, Mo.-Fr., 24. - 28. Jan., 19 Uhr, Großer Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater , Arcisstr. 12, Eintritt frei

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