Süddeutsche Zeitung

Jugendkultur:"Auch die Jüngeren sollen ihren Platz in dieser Stadt haben"

Lesezeit: 2 min

Von Dominik Hutter, München

Eine Stadt als große Freizeitstätte: Geht es nach der SPD-Stadtratsfraktion, legt sich München demnächst ein deutlich breiteres Kultur- und Spaßangebot für Kinder und Jugendliche zu. Ein Bandbus könnte als mobiler Übungsraum dienen, es soll Ateliers in ungenutzten Häusern und neue Jugendkulturzentren nach dem Vorbild des "Feierwerks" geben. Auch die Jüngeren "sollen ihren Platz in dieser Stadt haben", findet SPD-Fraktionsvize Christian Müller bei der Vorstellung des Antragspakets. München benötige einen "neuen Impetus".

Zwar will die SPD nicht den Eindruck erwecken, bisher sei alles schlecht gewesen in Sachen Jugend-Angebote. Müller gibt sich aber durchaus selbstkritisch - vieles Wünschenswerte sei nicht geschehen, weil man im Rathaus Anfang der 2000er-Jahre zu sehr aufs Geld habe schauen müssen. Das Jugendkulturwerk habe zugegebenermaßen schon bessere Zeiten erlebt. Nun aber soll es vorangehen - vorausgesetzt natürlich, der Rest der Stadtrats trägt den großen SPD-Aufschlag mit. Den Sozialdemokraten ist klar, dass die Angebote nicht jedermann sofort zusagen. Denn Jugendliche, so Müller, hätten nun einmal ein Problem: Sie seien oft recht laut.

Deshalb soll der geplante Bandübungsraum auch mobil und schallgedämpft sein. Der Musikbus könne dann einfach für eine bestimmte Zeit "an irgendeinem Wendehammer stehen", wie es SPD-Stadträtin Julia Schönfeld-Knor ausdrückt. Vorbild ist der "Jamliner" in Hamburg, ein früherer Linienbus, der nun schon seit vielen Jahren als stromgitarrentauglicher Probenraum durch die Stadtviertel tourt.

Für Auftritte und andere kulturelle Aktivitäten wünscht sich die SPD neue Jugendkulturzentren im Münchner Norden, Osten und Westen. Vielleicht im Gebäude des ohnehin geplanten Actionsportzentrums im Westen, regt Fraktions-Vizechefin Verena Dietl an. Die neuen Stadtteilzentren sollen mit dem ebenso etablierten wie überregional bekannten "Feierwerk" an der Hansastraße zusammenarbeiten. Ebenfalls ausgebaut werden soll das Programm in den klassischen Jugendfreizeitstätten, deren Besucherzahlen in den vergangenen Jahren trotz des Bevölkerungszuwachses stagnierten. Die SPD findet: Da geht noch mehr.

Und damit sich Kinder und Jugendliche auch im kleinen Rahmen kulturell betätigen und ihren Ideen und Inspirationen nachgehen können, will die SPD das Kulturreferat beauftragen, temporäre Atelierräume zur Verfügung zu stellen. In Form einer klassischen Zwischennutzung: Steht mal irgendwo etwas vorübergehend leer, soll es den Jugendlichen angeboten werden. Die Nachfrage nach so etwas sei riesig, betont Schönfeld-Knor.

Auch im Freien könnte das Angebot für den Nachwuchs kräftig aufgemotzt werden. Müller schwärmt von Gratis-Aktionen auf öffentlichen Plätzen - mit Kunst- und Musikangeboten für Kinder und Jugendliche. Aktuell würden viele Münchner Plätze in dieser Altersgruppe als abweisend wahrgenommen - was sich ändern könne, wenn dort etwas los ist. Dazu zählen auch Sportangebote: jährliche Jonglier-Workshops etwa, denen die SPD einen eigenen Antrag widmet.

In Zusammenarbeit mit örtlichen Sportvereinen und Freizeitstätten soll es mit vielen Bällen zur Sache gehen. Zielgruppe sind Laien wie Profis, letztere schon deshalb, damit es auch etwas zu schauen gibt. Für die Gruppe der 16- bis 26-Jährigen will die Rathaus-SPD ein inklusives jugendkulturelles Festival einführen, an dessen Organisation die jungen Münchner selbst maßgeblich beteiligt sind.

Auch die besten Angebote sind aber nur dann sinnvoll, wenn man von ihnen weiß. Dafür will die SPD die Vernetzung der Jugendkultur stärken, durch eine bessere Ausstattung des Jugendkulturwerks etwa. Das teilweise schon bestehende Infoangebot im Internet soll ausgebaut werden - in Zusammenarbeit mit muenchen.de vielleicht oder auf den Seiten musenkuss.de und pomki.de.

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Quelle:
SZ vom 01.03.2019
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