Süddeutsche Zeitung

Isar:Bekommt die Isar schwimmende Badeflöße?

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Von Thomas Anlauf, München

Grün schimmert die Isar in ihrem Bett. Vereinzelt treiben kleine Äste und Blätter am Deutschen Museum vorbei, Zeugen der heftigen Gewitter in den vergangenen Tagen. Doch nun fließt der Fluss ruhig durch sein künstliches Bett in der Münchner Innenstadt. Genau zwischen Patentamt und Deutschem Museum könnte schon bald ein kleines Flussbad entstehen, wenn der Stadtrat in seiner Sitzung an diesem Mittwoch grünes Licht gibt. Die Idee für eine wie auch immer geartete Bademöglichkeit gibt es seit vielen Jahren, bislang ist man in der Stadt jedoch kaum weitergekommen.

Doch nun hofft der Verein Isarlust, mit einer relativ simplen Idee, die Pläne voranzutreiben. Schwimmende dreieckige Flöße im Fluss würden hohe Kosten ersparen, die ein Gebäude mitsamt Wehren verschlingen würde. Statt bis zu 36 Millionen Euro, wie ein Gutachten für das Baureferat für ein Flussbad als Größenordnung veranschlagte, würden die Flöße deutlich günstiger: Mitsamt Zugangsmöglichkeit vom westlichen Isarufer würden pro Stück etwa 1,2 Millionen Euro fällig.

Die Zustimmung von Grünen und CSU, womöglich auch von der FDP und Teilen der SPD für ein Flussbad scheint relativ sicher zu sein, wobei die hohen Kostenschätzungen des Gutachters im Auftrag des Baureferats einige Stadträte von einer Zustimmung abhält. Deshalb hat sich der Verein Isarlust nun den Wasserbauingenieur Johannes Titze mit an Bord geholt, der am Montag seinen Entwurf direkt an der Isar präsentierte. "River Islands" nennt er die dreieckigen Badeflöße, die einfach ins Wasser gelassen werden könnten und an einem Punkt am Ufer verankert werden.

150 Quadratmeter soll ein Floß groß sein, Schwimmer könnten über Treppen ähnlich einem Schiffsanleger auf die Plattformen gelangen und von dort aus ins Wasser springen. "Die Dreiecksform verhindert, dass sich Treibgut verheddert, es bietet dafür keine Angriffsfläche und schwimmt zudem", sagt der Ingenieur. Titze schwebt vor, dass entlang der Kaimauern irgendwann mehrere Plattformen im Wasser liegen, damit sich Badende von einem Floß zum nächsten treiben lassen können und flussabwärts vor dem großen Wehr wieder ans Ufer gelangen.

Ein Sportverein unterstützt die Idee der Aktivisten

Als möglicher Partner der Flussbadidee sieht sich der Sportverein MTV München. Dessen Geschäftsführer Veit Hesse kann sich vorstellen, dass sein Verein mit dem Flussbad "deutlich mehr Sportarten anbieten" könnte. Das könnte von Wassergymnastik über Stand-up-Paddeln bis hin zu Schwimmkursen für Kinder reichen. "Der Flussabschnitt bietet unglaublich viele Möglichkeiten", sagt Hesse. Möglicherweise könnte der MTV München sogar Bademeister abstellen, falls der Stadtrat diese Sicherheitsmaßnahme für notwendig hält. "Das Thema Sicherheit muss dann sicherlich noch diskutiert werden", so Hesse. Er appelliert jedoch an die Eigenverantwortlichkeit der Badenden. Zudem könnten bei Hochwasser die Zugänge zu den Flößen gesperrt werden.

Benjamin David vom Verein Isarlust appelliert an den Stadtrat, "das Wagnis einzugehen" und es einfach mal mit einer günstigen Variante eines Flussbads zu probieren. Sollte das Rathaus grundsätzlich grünes Licht geben, würde sich der Vereinsvorsitzende auch dafür einsetzen, dass über Crowdfunding Spenden für das Projekt gesammelt werden. Notfalls will er über eine wasserrechtliche Genehmigung das Isarbad realisieren.

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Quelle:
SZ vom 25.06.2019
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