Investitionen:München will den Breitensport fit für die Zukunft machen
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Von Philipp Jakob
Die Landeshauptstadt ist in Bewegung, und das gilt aus Sicht der Dritten Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) gleich in mehrerlei Hinsicht. Dank seiner Attraktivität erwartet München in den kommenden zehn Jahren "zwischen 130 000 bis 150 000" Neuankömmlinge, sagte die Bürgermeisterin am Dienstag - und fügte gleich hinzu, dass das neben neuen Chancen vor allem auch neue Herausforderungen bringe. Gerade auch für den Breitensport, für den Strobl als "Sport-Bürgermeisterin" Verantwortung trägt.
An der sportlichen Ausrichtung der Stadt wollte die Politikerin keinen Zweifel aufkommen lassen, wie sie auf einer Pressekonferenz deutlich machte: "München steht zum Breitensport." Knapp 40 Millionen Euro gibt die Stadt laut Strobl für die Sportförderung in München aus. Der Großteil davon fließt in die Infrastruktur, um den insgesamt 558 960 aktiven Mitgliedern in den Münchnern Sportvereinen eine Grundlage für die sportliche Betätigung zu bieten.
Besonders stolz ist Strobl auf den Bau neuer Bezirkssportanlagen. Neben drei bereits abgeschlossenen Projekten sollen bis Ende 2017 sieben weitere Kunstrasenplätze geschaffen werden. "Das sorgt natürlich nicht überall für Begeisterung", gibt Strobl zu. Denn wer Sportstätten baut, braucht neben Geld vor allem eines: Platz. Daran mangelt es in München zunehmend. "Wie gehen wir mit der Flächenknappheit um?", so lautet für Strobl eine der zentralen Fragen. Immerhin sollen Freiflächen nicht ganz verschwinden und der Wohnungsbau darf ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Vor allem bei dem zu erwartenden Bevölkerungswachstum.
Eine Konsequenz gibt es bereits. Die Stadt entschied, neue, längere Öffnungszeiten auf den Bezirkssportanlagen zuzulassen. Die Sportvereine können die Plätze künftig von Montag bis Samstag von 8 bis 22 Uhr nutzen. An Sonn- und einigen Feiertagen von 8 bis 18 Uhr. Bisher gingen unter der Woche bereits um 20.30 Uhr und am Sonntag um 17 Uhr die Lichter auf den Sportplätzen Münchens aus. Zur reibungslosen Umsetzung stellt die Stadt 16 neue Platzwarte (auf Amtsdeutsch: Technisches Anlagenpersonal) ein. Damit soll das Arbeitspensum von 51,5 auf 39 Wochenstunden pro Mitarbeiter sinken.
Dieser Beschluss führt auf der einen Seite zu Begeisterungsstürmen. Ein Vertreter dieser Seite ist Bernhard Slawinski, Münchens Kreisvorsitzender des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). "Damit wird eines der ganz großen Probleme für die Münchner Vereine behoben", sagte Slawinski schon vor Wochen, als der Münchner Stadtrat die Neuerung bekannt gab. "Durch die eingeschränkten Öffnungszeiten und die gleichzeitig hohe Anzahl an Vereinen, die auf die Anlagen angewiesen sind, war es kaum möglich, einen für alle gerechten und geregelten Trainings- und Spielbetrieb aufrecht zu erhalten." Das ändert sich nun. Die Sportvereine sind also der große Gewinner und die betroffenen Anwohner die Verlierer. Die zunehmende Lärmbelästigung bereitet nicht jedem Freude. Zudem profitieren von den verlängerten Öffnungszeiten hauptsächlich die örtlichen Fußballvereine.
Kinder müssen Schwimmen lernen
Das Breitensportkonzept der Stadt München befasst sich jedoch nicht nur mit dem Thema Fußball. Ein weiterer Punkt, von dem Strobl mit einem Hauch von Stolz in der Stimme berichtet, ist die Tatsache, dass München als eine der wenigen Städte in Deutschland keine Schwimmhallen schließen müsse. Vielmehr soll in München-Riem sogar eine neue Anlage entstehen, eine sogenannte "Schwimmoffensive" soll die Bevölkerung zur Bewegung im Wasser animieren. Im Fokus des Programms steht die Jugend, dem ehrgeizigen Ziel zufolge sollen 90 Prozent der Kinder am Ende der Grundschulzeit schwimmen können.
Dafür sieht der Plan die Öffnung von vier Schul- und Lehrschwimmbecken für Anfängerkurse vor, mit denen auch Flüchtlinge, Frauen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderungen und wirtschaftlich benachteiligte Personen angesprochen werden sollen. Generell möchte die Stadt mit verschiedenen Sportangeboten wie Schnupperkursen oder speziellen Sportabzeichen die Integration und Inklusion im Sport fördern.
Sommer-Trendsport in der Halle
Ein weiteres Augenmerk legt Strobl auf Trendsportarten, die "immer besser ankommen". Damit meint sie zum Beispiel Slackline, Parkour oder BMX. Alles eher Sommersportarten, die bei schlechten Witterungsbedingungen nur schwer auszuüben sind. Deshalb plant die Stadt den Bau einer neuen Halle in Pasing. Dort bekommen Skateboarder, Slackliner und viele weitere Sportler eine Bühne.
Ein genaues Konzept ist noch in der Entwicklung, bis zur Eröffnung der Halle wird es also noch eine ganze Weile dauern. Bis dahin könnte es gut sein, dass die Trendsportarten im Breitensport angekommen sind. Gerade das Slacken (auf einem Seil balancieren) wird immer populärer - zu sehen jedes Jahr bei den Slackline Masters auf dem Königsplatz. Der Breitensport in München entwickelt sich also weiter. Genau wie die Landeshauptstadt selbst.