Süddeutsche Zeitung

Initiative:Autofreie Verbindung vom Westpark bis nach Untergiesing

Lesezeit: 3 min

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

In den Münchner Isarauen sticht die Braunauer Eisenbahnbrücke als eine sehr auffällige Landmarke heraus, vor allem das fast 150 Jahre alte Stahlfachwerk auf der Nordostseite. Über die Braunauer Eisenbahnbrücke läuft der Bahnverkehr vom Münchner Hauptbahnhof nach Südosten, auch die Züge nach Italien und Österreich rollen darüber. Seit mehr als einem halben Jahrhundert gibt es Vorstöße von Anwohnern und Stadtteilpolitikern, die Brücke auch für Fußgänger zu öffnen - bislang erfolglos. Jetzt könnte eine neue Initiative dies ermöglichen - und darüber hinaus eine Radwegverbindung vom Westpark über die Isar nach Untergiesing schaffen.

Die Initiative geht auf Paul Bickelbacher zurück, der für die Grünen im Stadtrat sitzt. Der Stadtplaner hat erstmals während eines Praktikums in den Neunzigerjahren im städtischen Planungsreferat an der Idee gearbeitet. Sein Ziel: ein attraktiver Spazierweg und eine zügig befahrbare Radroute direkt auf der Nordostseite der Bahngleise. Von der Theresienhöhe bis über die Isar ließe sich, mit verhältnismäßig geringem Aufwand, wie es heißt, eine Verbindung schaffen - ein Weg von etwa eineinhalb Kilometern Länge. "Eine solche Verbindung bietet die einzigartige Gelegenheit, den weitläufigen Bereich des Westparks und die Schwanthalerhöhe mit der Isar zu verbinden, ohne mit dem Autoverkehr in Berührung zu kommen", sagt der Antragsteller.

Die Route würde entlang der Bahn teils als Hochweg, teils ebenerdig verlaufen. Die Radler müssten von Norden kommend über die Lindwurmbrücke, über die Gleise über die Tumblinger und die Thalkirchner Straße - dort sei überall ausreichend Platz für einen Radweg. Neue Brücken benötigte der Weg über die Dreimühlenstraße, die Isartalstraße und über den Stadtbach, sagt Bickelbacher. An der Braunauer Eisenbahnbrücke, "krönender Abschluss", sollte es zumindest keine statischen Probleme geben. "Da können Panzer drüber fahren."

Die Fraktion Die Grünen/Rosa Liste hat bereits im April dazu einen Antrag gestellt; dessen Behandlung im Stadtrat steht noch aus. Am Dienstag hat Paul Bickelbacher nun die Stadträte mit einem weiteren Antrag aufgefordert, sich grundsätzlich zur Realisierung einer Radroute entlang der Bahnlinie zu bekennen. Die Zeit wird sonst knapp: Die Deutsche Bahn hat im Sommer mit der Vorplanung zum Ausbau der Poccistraße zum Regionalbahnhof begonnen. Die Bahn habe bereits die Bereitschaft signalisiert, die Radstrecke zu berücksichtigen, so Bickelbacher. Erfolge allerdings keine Interessensbekundung seitens der Stadt, "verbaut sich die Landeshauptstadt München diese Option für immer". Die Verwaltung hat nach dem Antrag vom Dienstag nun ein halbes Jahr Zeit, eine Beschlussvorlage für den Stadtrat zu erarbeiten.

Was viele Spaziergänger an der Isar nicht wissen: Das auffällige Stahlfachwerk an der Braunauer Eisenbahnbrücke ist Teil einer stillgelegten Gleisanlage auf der Brücke. Seit 1958 fahren die Züge auf zwei neuen Gleisen auf der Südwestseite, das nordöstliche Gleis ist stillgelegt. Die Bahn zeigt sich offen dafür, bei der Planung für den Regionalbahnhof einen Radweg einzuplanen. "Wenn wir einen entsprechenden Auftrag erhalten", sagt eine Bahnsprecherin, "können wir das berücksichtigen".

Für eine S-Bahn-Station Poccistraße liegt bei der Bahn bislang kein Auftrag vor. Doch selbst wenn ein S-Bahn-Südring mit einem Bahnhof südlich der Ruppertstraße und vier Gleisen zum Ostbahnhof gebaut werden sollte, würde der Radweg nicht blockieren, sagt Paul Bickelbacher.

Ein Radweg entlang der Bahntrasse verbände nicht nur die Schwanthalerhöhe mit der Isar. Er könnte vielen Radlern im Westen Münchens nutzen, zumal bereits eine Verbindung zwischen Westpark und Bavariapark als Hochweg über den Gleisen realisiert wurde. Er könnte Giesinger Familien eine autofreie Fahrt zur Theresienwiese oder zum Bahnhof Poccistraße ermöglichen, Ludwigsvorstädter ins Schyrenbad oder Ausflügler zum Isarradweg und nach Freising oder Bad Tölz bringen. Bickelbacher weist auch darauf hin, dass das neue Volkstheater und die bald fertige Berufsschule für Erzieherinnen und Erzieher angebunden würden, ebenso das geplante Stadtteilkulturzentrum.

Die Bahn will bereits Ende 2026 den Regionalhalt Poccistraße fertig haben. Ziel ist es, die Züge aus Mühldorf, Kufstein und Salzburg über Rosenheim mit den U-Bahn-Linien U 3 und U 6 zu verbinden. Damit sollen stark frequentierte Umsteigebahnhöfe wie Marienplatz, Sendlinger-Tor-Platz und Odeonsplatz entlastet und Reisezeiten verkürzt werden.

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Quelle:
SZ vom 26.09.2018
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