Süddeutsche Zeitung

Immobilie in München:Strauß kämpft um das Haus seiner Eltern

Lesezeit: 2 min

Von Christian Krügel, München

Eines schickt der 54-jährige Geschäftsmann gleich vorweg: "Ich bin Privatmann und selbständiger Unternehmer. Ich kann kein öffentliches Interesse an der Sache erkennen." Das Problem ist nur, dass der Unternehmer Strauß heißt, Franz Georg Strauß um genau zu sein. Er ist der jüngere Sohn des allmächtigen CSU-Übervaters Franz Josef Strauß. Alles aber, was mit dem früheren Ministerpräsidenten zu tun hat, stößt immer noch auf besonderes Interesse, zumal die CSU dessen 100. Geburtstag im September groß feiern möchte. Diese Sache da am Amtsgericht München gewinnt deshalb doch weit mehr Aufmerksamkeit, als es dem Unternehmer lieb ist.

Am Donnerstag, 24. September, soll es um 9 Uhr im Sitzungssaal 202 an der Infanteriestraße 5 zur öffentlichen Versteigerung des Einfamilienhauses mit Einliegerwohnung in der Hirsch-Gereuth-Straße, München-Mittersendling, kommen.

419 Quadratmeter Wohnfläche, Doppelgarage und Schwimmbad

Das Anwesen hat einen Verkehrswert von 2,7 Millionen Euro, stammt aus dem Jahr 1939, wurde aber seitdem mehrmals erweitert und modernisiert, zuletzt 2001. Es bietet 419 Quadratmeter Wohnfläche, Doppelgarage und Schwimmbad und gehört Franz Georg Strauß. Wichtiger aber noch: Es gehörte Franz Josef Strauß. Er hatte es mit der Familie 1977 bezogen, zum Höhepunkt seiner politischen Karriere und des RAF-Terrors. Das Haus war Hochsicherheitstrakt und privater Amtssitz zugleich. Obwohl Strauß senior seine Familie meist abzuschirmen suchte, hat die Immobilie offenbar für viele CSU-Nostalgiker hohen Symbolwert.

Entsprechend groß war am Wochenende das mediale Interesse, als die Meldung über die drohende Zwangsversteigerung in der Welt war. Und so entschließt sich der Privatmann Franz Georg Strauß dann doch, darüber zu reden. "Ich bin als Geschäftsmann in allen Bereichen voll handlungsfähig, das Gerede von einer Insolvenz ist falsch", sagt er der Süddeutschen Zeitung. Er sei "weder überschuldet noch zahlungsunfähig": "Mein Vermögen übersteigt die Verbindlichkeiten um ein mehrfaches", erklärt Strauß. Dies rühre vor allem von "weiterem Immobilienbesitz her": "Von mehreren Immobilien ist eine betroffen, und dies bei weitem nicht in ihrem vollen Wert", sagt der Unternehmer.

Wie kommt es dann aber zur Ansetzung des Termins? Franz Georg Strauß und seine Heron Media Werbegesellschaft mbH halten Beteiligungen an mehreren Unternehmen, unter anderem im Münchner Lokalfernsehen. Zwei Investments hätten sich "völlig anders entwickelt als erwartet", sagt Strauß. "Ich habe die Sache nicht vorsichtig genug eingeschätzt, zu lange geglaubt und gewartet." So sei eine Umfinanzierung notwendig geworden, und da kam Strauß in die Bredouille. "Ich habe die zeitliche Komponente unterschätzt. Das war ein Fehler."

Wie hoch seine Verbindlichkeiten sind, sagt Strauß nicht, auch über seine Bank schweigt er. Aus dem Termin des Amtsgerichts geht aber hervor, dass die Unicredit, in der die frühere HypoVereinsbank aufging, die Gläubigerin ist. Ein Versteigerungsvermerk wurde bereits im August 2014 ins Grundbuch eingetragen. Inzwischen aber seien "die Voraussetzungen für die Umfinanzierung gegeben, das Vermögen übertrifft die Verbindlichkeiten bei weitem", sagt der 54-Jährige. Und seine Heron Media GmbH sei ohnehin voll handlungsfähig.

Wird also nun der Strauß-Festmonat September von dem unschönen Gerichtstermin überschattet? Franz Georg Strauß glaubt das nicht: "Die Versteigerung wird nicht stattfinden. Natürlich werde ich das Haus meiner Eltern halten." Denn die öffentliche Aufmerksamkeit habe immerhin Bewegung in die Sache gebracht: "Die Dinge haben sich seit Freitag deutlich positiver entwickelt."

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SZ vom 03.08.2015
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