Süddeutsche Zeitung

Hundekontrolleure in München:An die Leine, fertig, los

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Seit einem Jahr gelten in München neue Hunde-Regeln - zwei Kontrolleure wachen darüber, ob die Leinenpflicht in bestimmten Gebieten der Stadt eingehalten wird. Um Herrchen und Kontrolleur die Arbeit zu erleichtern, hat die Stadt ein virtuelles Hilfsmittel programmieren lassen.

Von Simon Schramm

Seit dem ersten Januar beschäftigt sich Florian Hanemann mit den Hunden Münchens, und die Arbeit mit den Tieren ist ihm nicht ganz fremd: "Ich habe selber einen französischen Schäferhund", sagt der 25-jährige Münchner. Hanemann kontrolliert zusammen mit einem Kollegen seit sieben Monaten, ob die Münchner die seit Juli 2013 eingeführte Leinenpflicht in bestimmten Gebieten der Stadt einhalten.

Bei der Ausbildung zum Hunde-Kontrolleur hat Hanemann ungefähr 160 unterschiedliche Hunderassen kennengelernt: "80 Prozent davon würde ich sofort erkennen", sagt Hanemann. Häufig begegnet er Kampfhunden und überprüft, ob sie ein Negativzeugnis besitzen: In diesem Fall weisen die Hunde keine Merkmale eines gesteigert aggressiven und gefährlichen Kampfhundes auf und dürfen gehalten werden. Ob Hanemann keine Angst vor den aggressiven Hunden hat? "Nein, wir sind ja gut geschult. Und viele leinen ihre Hunde an, wenn sie sehen, dass wir kommen."

"Münchner Linie" für Hunde

Mehr als 32 000 angemeldete Hunde leben in München. "Hunde gehören zur Stadt", sagt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Grundsätzlich besteht für die Tiere Freilauf. Nach den schlimmen Hunde-Attacken auf Kleinkinder im Sommer 2012 entschied das Kreisverwaltungsreferat (KVR) aber, eine neue "Münchner Linie" einzuführen, nach der die Freiheit der Vierbeiner in bestimmten Bereichen eingeschränkt wird. Seit 1. Juli 2013 gibt es Zonen mit Hundeverbot, Leinenpflicht, sowie spezielle Regelungen für große Hunde (siehe Kasten). Zudem hat das KVR vier neue Stellen geschaffen: Zwei innerhalb des Referats, sowie zwei Hunde-Kontrolleure, die die neue Hundeverordnung im Außendienst überwachen.

In insgesamt 67 Fällen mussten KVR und Polizei seit dem 1. Juli 2013 Verfahren wegen des Verstoßes gegen die Hundeverordnung einleiten, also ein Verwarnungs- oder Bußgeld erlassen. In Einzelfällen kann das KVR auch Leinen- oder Maulkorbzwang anordnen, als Ultima Ratio den Hund sogar wegnehmen. Florian Hanemann berichtet aber von einem insgesamt positiven Feedback. "Wir haben keine schlechte Erfahrungen gemacht und wurden auch nie angegriffen. Viele regen sich am Anfang auf, werden dann aber einsichtig und leinen ihre Hunde an."

Die Hunde-Kontrolleure starten ihren Dienst teilweise um sechs Uhr in der Früh und arbeiten bis zum Abend, auch am Wochenende sind sie unterwegs. Um konkreten Vorfällen nachzugehen, war das KVR bisher immer auf Mitteilungen der Bürger oder auf die Polizei angewiesen. Jetzt halten auch Hanemann und sein Kollege die Augen offen. "Einmal waren wir tatsächlich in der Nähe eines Spielplatzes, an dem ein Hund frei herumlief." Die Hundekontrolleure schickten den Hund samt Besitzer weg.

Hundeführerschein für mehr Halter

Das KVR plant derzeit, keine weiteren Kontrolleure einzustellen und die ausgewiesenen Zonen nicht zu erweitern; es will die weitere Entwicklung im Zusammenleben von Hunden und Menschen aber genau im Auge behalten. Bis Mitte September informieren die Mitarbeiter des KVR an Infoständen über die neuen Regelungen. Dem KVR würde es wohl zudem gefallen, wenn mehr Hundebesitzer aus München den Hundeführerschein ablegten, dabei eignet man sich notwendiges Wissen für das Halten eines Hundes an. "Eine Verpflichtung für den Hundeführerschein gibt es leider nicht", sagt Blume-Beyerle. Aus diesem Grund hat sich das KVR für einen finanziellen Anreiz eingesetzt: Es ist möglich, sich für ein Jahr von der Hundesteuer befreien zu lassen, wenn ein Halter den Führerschein oder eine vergleichbare Prüfung absolviert.

Allerdings gilt das erst seit dem 1. Mai, laut Stadtkämmerei liegt die Zahl der Anträge darum im einstelligen Bereich. Die Stadt bietet nun außerdem die sogenannte "Zamperl"-App an. Auf einer Karte von München zeigt die App den Hundebesitzern an, welche Regelung vor Ort gilt: Ob eine Leinenpflicht herrscht, ein Hundeverbot besteht oder der Hund frei laufen darf. Außerdem lässt sich mit der App herausfinden, wo die nächste Grünfläche liegt. Die Hunde-App für Smartphones kann auf www.zamperl-app.de aufgerufen werden.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2014
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