Süddeutsche Zeitung

Hotel Vier Jahreszeiten:Restaurant Schwarzreiter eröffnet neu am alten Platz

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Das Hotel Vier Jahreszeiten hat seine Lokale völlig neu gestaltet.

Von Stephan Handel

Wahrscheinlich ist Holger Schroth derzeit der einzige Mensch, der glücklich ist über die deutschen Brandschutzvorschriften. Diese nämlich zwangen den Direktor des Hotels Vier Jahreszeiten in der Maximilianstraße zu umfangreichen Neuinstallationen im Gastrobereich des Hotels - und die nutzte Schroth dazu, nicht nur Sprinkleranlagen und Rauchmelder einzubauen, er - beziehungsweise die Kempinski-Gruppe, zu der das Haus gehört - nahm gleich 20 Millionen Euro vom Konto und gestaltete alles neu, Bar, Tagesbar, das Schwarzreiter-Restaurant und Nebenräume. Nun wurden die neuen Lokale am alten Platz eröffnet.

Wenn es an diesem Dienstagabend einen Menschen gibt, dessen Glück das des Hoteldirektors noch übertrifft, dann dürfte das Colin Finnegan sein. Der britische Innenarchitekt mit niederländischem Wohnsitz hat sich das neue Design ausgedacht - und die Begeisterung über sein Werk platzt geradezu heraus aus ihm. Finnegan sagt, er habe sich inspirieren lassen von der Stadt und den Menschen hier, wobei er gelernt habe, dass München voll von Leuten sei, die das Leben genießen möchten. In der Residenz war Finnegan auch mal, weshalb die Tagesbar ihre Weinflaschen nun in einer Optik präsentiert wie drüben im Grottenhof. An der Straßenfront können die Fenster ganz versenkt werden, so dass im Sommer die wohl exklusivste Terrasse der Stadt auf ihre Besetzung wartet.

Gleich noch begeisterter, sofern das möglich ist, ist Finnegan von der Showküche, in der morgens das Frühstücksbüffet aufgebaut wird. An deren Decke findet sich eine Art Mosaik aus Tellern, auf denen dank der Kunstfertigkeit der Porzellan-Maler aus der Nymphenburger Manufaktur ein Apfelbaum in sämtlichen saisonalen Zuständen - vier Jahreszeiten - zu sehen ist. Für das Restaurant haben die Nymphenburger Messerbänkchen in Gestalt des namensgebenden Schwarzreiters angefertigt, eines Fisches, der nur in bestimmten Alpenseen vorkommt. Schon werden erste Wetten abgeschlossen, wie lange dieses nette Detail wohl halten wird - wie das Restaurant seine Gäste daran hindern will, das fingerlange Fischchen mal eben in der Tasche verschwinden zu lassen.

Während oben die Gäste sich langsam an Finnegans Begeisterung, der Opulenz der Räume und am Champagner berauschen, steht ein Stockwerk tiefer Maike Menzel am Herd und kocht. Sie ist die Küchenchefin, darf sich Deutschlands jüngste Sterneköchin nennen und hat im Zug des Umbaus eine nigelnagelneue Küche bekommen, aus der nicht nur die Michelin-besternten Menüs kommen, sondern auch die Fleischpflanzerl für die Tagesbar. Die Ober dürfen sich freuen, dass sie für den Weg von der Küche zum Gast eine Rolltreppe benutzen dürfen. Darüber tragen sie nun zwei Gänge zum Probieren herein, Fisch, Schwarzreiter natürlich, und Ravioli - spätestens da erreicht das Glückslevel der Gäste das von Hoteldirektor und Designer.

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Quelle:
SZ vom 17.10.2019
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