Süddeutsche Zeitung

Harlaching:Wenn die Firma einfach klingelt

Lesezeit: 1 min

Stadtentwässerung und Verbraucherzentrale warnen vor Haustürgeschäften mit Kanalreinigungsunternehmen

Von Julian Raff, Harlaching

Hausbesitzer in Harlaching und auch in anderen, von Einfamilienhäusern geprägten Münchner Stadtviertel erhalten offenbar vermehrt Besuch von Kanalreinigungsfirmen, deren Mitarbeiter an der Haustür auf drohende Gefahren für die Dichtigkeit der Anschlüsse hinweisen, etwa durch Baumwurzeln. Beim Versuch, so an Aufträge für Kamerabefahrungen und Reinigung der Rohre zu kommen, erwecken die Mitarbeiter oft den Eindruck, im städtischen Auftrag zu handeln. Die Münchner Stadtentwässerung (MSE) warnt deshalb ausdrücklich vor entsprechenden Haustürgeschäften und weist darauf hin, dass sie keine Privatfirmen mit Kontrollen und Reparaturen beauftragt.

Die MSE begrüßt zwar ausdrücklich, dass Hauseigentümer für die Instandhaltung ihrer Anschlüsse die Initiative ergreifen. Allerdings sollten sich Kunden dabei nicht unter Druck setzen lassen und nichts ohne Bedenkzeit unterschreiben - auch nicht bei vermeintlich günstigen Befahrungs-Angeboten, die dann oft überhöhte Reparaturrechnungen nach sich ziehen. Wer seinen Kanalanschluss prüfen lassen will, sollte von sich aus mehrere Angebote einholen und vergleichen, mit der nötigen Bedenkzeit. Seriös arbeitende Firmen können dabei kein Angebot erstellen, ohne die Pläne einzusehen beziehungsweise sich über Bauart und Größe der Entwässerungsanlage zu informieren.

In diesem Zusammenhang warnt auch die Verbraucherzentrale München ausdrücklich davor, Firmenvertreter, die ohne Anfrage vorsprechen, ins Haus zu lassen, Aufträge ohne gründliche Prüfung zu unterschreiben oder per Vorkasse zu bezahlen. Der SZ liegen aktuelle Berichte über mindestens zwei ungefragte Hausbesuche in Harlaching vor. Mitarbeiter zweier unterschiedlicher Firmen aus der Region nördlich der Landeshauptstadt hatten ältere Bürger angesprochen und dabei, nach Angaben der Betroffenen, unter anderem offiziell wirkende Schreiben vorgelegt. Der Hinweis, dass kein öffentlicher Auftrag vorliegt, fand sich im Kleingedruckten.

Anders als behauptet sind Kanalfirmen auch nicht bei der Stadt offiziell "gelistet". Wie der Geschäftsführer einer der beteiligten Firmen auf Anfrage der SZ erklärte, sind Betriebe, die Arbeiten am Münchner Kanalnetz ausführen dürfen, bei der Stadt aus abwasserrechtlichen Gründen registriert und müssten Tätigkeiten, auch auf privatem Grund, per "Arbeitsbeginnanzeige" bei der Stadt melden. Falls Mitarbeiter entsprechende Schreiben als Empfehlung ausgewiesen haben sollten, sei dies ohne Wissen oder Anweisung der Geschäftsleitung geschehen. Unangekündigte Hausbesuche oder das Verteilen von Flyern seien allerdings in der Branche üblich, sagt der im Landkreis Freising ansässige Unternehmer.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4530146
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.