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Halbfinale:Bloß nicht verkrampfen

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Erst vorsprechen, dann anstoßen: die Wahl zur bayerischen Bierkönigin

Von Andreas Schubert, München

Einmal Königin sein. Auf wichtigen Terminen in die Kamera winken, umgeben von noch wichtigeren Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft. Dirndl tragen, das eine oder andere Fass anzapfen. Und auch mal ins Ausland fahren, nach Peking zum Beispiel, wohin es demnächst die amtierende bayerische Bierkönigin Tina-Christin Rüger verschlägt - die noch amtierende, wohlgemerkt. Denn am 18. Mai muss die 26-Jährige aus dem oberfränkischen Kronach die Krone weiterreichen. An diesem Tag wird in Kulmbach ihre Nachfolgerin gewählt.

Mit der Frage "Willst du Bayerns Königin werden?" hat der bayerische Brauerbund dieses Jahr zum sechsten Mal den Titel ausgeschrieben. 66 junge Frauen aus dem Freistaat hatten sich beworben, 24 von ihnen durften am Dienstag im Münchner GOP Varieté-Theater bei einem Casting vorsprechen. Es war quasi das Halbfinale, sieben Frauen dürfen beim Finale in München antreten: Jennifer Rausch aus Regensburg, Julie Decher aus Erlangen, Katharina Walter aus Miltenberg, Theresa Priller aus Erharting, Stephanie Kleesattel aus Unterweikertshofen, Isabella Wagner aus Horgau und Marlene Speck aus Starnberg. Ort des Castings war gezielt eine echte Bühne, denn auf die künftige Repräsentantin des bayerischen Brauwesens warten um die 100 Auftritte - vom Brauereifest bis hin zum Neujahrsempfang in der Staatskanzlei.

Freilich hegen die Brauer gewisse Erwartungen an die Königin: Sie dürfe nicht verkrampfen, sagt Friedrich Düll, der Präsident des Brauerbundes. Englisch solle sie auch können - weil, so Düll, "jede fünfte Mass ins Ausland exportiert wird". Und ein gewisses Faible für Bier sollten die Kandidatinnen schon auch haben.

Zum Beispiel Finalistin Rausch, 22, hat als Oberpfälzer Bierprinzessin schon mal ganz gute Karten. Finalistin Decher, 21, als frühere Bierkönigin von Erlangen auch. Finalistin Speck, 25, ist sogar seit ein paar Jahren Hobbybrauerin.

Die nächste Gewinnerin kann sich als Person des öffentlichen Lebens auf Facebook vermarkten. Und schaut man die Timeline von Noch-Monarchin Rüger so an, scheint das Tingeln von Biertermin zu Biertermin schon Spaß zu machen. "Leider", sagt sie, sei die Zeit nun bald zu Ende. Nun: Sollte sie all das Bier, mit dem sie auf den vielen Terminen angestoßen hat, wirklich getrunken haben, dürfte zumindest ihre Leber nichts gegen das Ende ihrer Amtszeit haben.

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Quelle:
SZ vom 15.04.2015
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