Süddeutsche Zeitung

Haidhausen:Die Zeichen stehen auf Fällung

Lesezeit: 1 min

Drei von sechs alten Bäumen müssen einem Neubau weichen

Von Sebastian Krass, Patrik Stäbler, Haidhausen

Die Tage der mehr als hundert Jahre alten Bäume in einem Hinterhof an der Breisacher Straße scheinen gezählt zu sein. Nachdem sich der Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch mit der geplanten Fällung einer Robinie sowie zweier Linden beschäftigt hatte, stehen die Zeichen nun auf Fällung. Dabei hatten die Nachbarn zu beiden Seiten des Hauses an der Breisacher Straße 5 vehement für den Erhalt der Bäume gekämpft. Auch der Bezirksausschuss Au-Haidhausen hatte sich einstimmig gegen den im Hinterhof geplanten Bau und die nötigen Fällungen ausgesprochen. Jetzt jedoch deutet alles darauf hin, als sollte der Hauseigentümer sein Vorhaben wie geplant umsetzen können. Dieses ist nach Einschätzung der Lokalbaukommission (LBK) "bauplanungs- und bauordnungsrechtlich zulässig", wie es in der Sitzungsvorlage heißt.

Dass sich das Gremium überhaupt mit dem Thema auseinandersetzte, lag an einem Antrag der ÖDP, der letztlich mit deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde. Demnach hätte das Rathaus mit dem Hauseigentümer "über die Ablöse bestehenden Baurechts" verhandeln sollen. Sprich: Die Stadt würde ihm Geld dafür bezahlen, dass er auf sein Vorhaben und die Fällung der Bäume verzichtet. Davon riet LBK-Leiter Cornelius Mager dem Ausschuss aber ab. Er verwies darauf, dass 2012 beim Verkauf des damals noch städtischen Grundstücks an den Hauseigentümer das Baurecht bereits eingepreist gewesen sei. Würde man dieses ablösen, wäre ein hoher Millionenbetrag fällig. "Das steht in keinem Verhältnis", sagte Mager. Ihm zufolge hat die LBK Gespräche mit dem Eigentümer geführt. Dieser hätte eigentlich noch größer bauen können. "In Verhandlungen haben wir erreicht, dass er davon abrückt und drei ebenfalls sehr schöne alte Bäume erhält", sagte Mager, der dies als "Erfolg" wertete. Laut LBK-Chef hätten gegen die Pläne vor allem die Bewohner des Nachbargrundstücks protestiert, "auf dem es keine Bäume gibt", so Mager. "Es zeigt sich, der Baum in Nachbars Garten ist immer der schönste."

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Quelle:
SZ vom 03.12.2020
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