Süddeutsche Zeitung

Gesundheit:So geht es München

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Von Anna Hoben

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Münchner waren 2015 häufiger krankgeschrieben als im Jahr davor. Der Krankenstand stieg von 2,8 auf 2,9 Prozent an; das heißt, dass von 1000 Mitarbeitern übers Jahr gesehen im Durchschnitt zu jeder Zeit 29 krankgeschrieben waren.

Das belegt der Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK, die für die Erhebung die Daten ihrer Mitglieder ausgewertet hat. Und jetzt die gute Nachricht: Mit diesem Wert habe München immer noch einen vergleichsweise "gesunden Krankenstand", sagte Günther Köll, Münchner DAK-Chef, bei der Vorstellung des Reports. Der Krankenstand in Bayern betrug 3,6 Prozent, der bundesweite 4,1 Prozent.

Bei den häufigsten Ursachen für Fehltage im Büro rangieren Erkrankungen des Atemsystems, also etwa Erkältungen oder Bronchitis, auf dem ersten Platz. Knapp dahinter folgen psychische Erkrankungen und Leiden des Muskel-Skelett-Systems. Die Grafik zeigt, wie sich die Fehltage in den Betrieben auf die übrigen Erkrankungen aufteilen.

Zu den "sonstigen" Gruppen zählen beispielsweise Autoimmunerkrankungen und Allergien. Die Aufschlüsselung ermittelt die DAK über die Diagnoseschlüssel, die Ärzte auf den Attesten zur Krankschreibung verwenden. Die auffälligste Veränderung zum Vorjahr: Erkrankungen des Atmungssystems haben psychische Erkrankungen abgelöst, die 2014 noch auf Platz eins rangierten.

Eher wenig überraschend ist die Tatsache, dass es oft nicht bei ein paar Tagen zum Auskurieren zu Hause bleibt, wenn es jemanden mal richtig erwischt hat. In ihrer Deutlichkeit erstaunen die Zahlen zu Langzeiterkrankungen dann aber doch: Gerade einmal 3,3 Prozent der Erkrankungsfälle in München waren 2015 für 41,2 Prozent der Fehltage verantwortlich. Jeder zweite Arbeitnehmer hat sich übrigens kein einziges Mal krankschreiben lassen.

Erstmals hat die DAK in ihrem Gesundheitsreport detailreich untersucht, inwiefern Frauen und Männer in München sich in ihrem Kranksein unterscheiden. Krankenkassenchef Köll fasste die Ergebnisse hierzu so zusammen: "Männer sind nicht gesünder, aber sie fehlen nicht so oft." So kommen 100 DAK-versicherte Männer in der Landeshauptstadt auf 935 Fehltage; 100 Frauen auf 1202.

Teilweise lässt sich dieser Unterschied durch Schwangerschaftskomplikationen erklären. Allerdings zieht sich das Kranksein bei den Männern etwas länger hin, nämlich 11,6 Tage (Frauen: 10,9). In dem Zusammenhang ließ sich Köll zu einem Scherz hinreißen: "Das liegt natürlich am Männerschnupfen."

Spaß beiseite - bei der Art der Erkrankungen fällt auf, dass Frauen 57 Prozent mehr Fehltage wegen psychischer Leiden hatten als Männer. Bei Krebserkrankungen beträgt der Unterschied sogar 92 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass Frauen oft schon in mittleren Jahren an Brustkrebs erkranken, während die häufigste Krebsart bei Männern, der Prostatakrebs, erst mit 60 plus auftritt. Einen eklatanten Unterschied gibt es auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Männer fehlen deutlich häufiger deswegen als Frauen (63 Prozent mehr Fehltage). Eine mögliche Erklärung: "Frauen achten mehr auf ihren Körper", so Köll.

Und dann gibt es noch die Krankheit, das Kranksein nicht zu akzeptieren. Präsentismus nennt sich das. Der Präsentist schleppt sich zur Arbeit, obwohl er weiß, dass es besser wäre, zu Hause zu bleiben. Hier haben wieder Frauen die Nase vorn. 65 Prozent von ihnen (und 60 Prozent der Männer) sagten in einer bayernweiten Umfrage, dass sie 2015 mindestens einmal so gehandelt hätten.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2016
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