Süddeutsche Zeitung

Champions-League-Finale:Auch der FC Bayern muss sich beteiligen

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München will Millionen zahlen, um das Champions-League-Finale in die Stadt zu holen. Steuerzahler haben ein Recht darauf zu erfahren, was Verein und DFB dazu beisteuern.

Kommentar von Heiner Effern

Wieder dahoam, davon träumen die Fußballfans. Der Stadtrat hat nun beschlossen, nach dem Endspiel 2012 die neuerliche Bewerbung um das Champions-League-Finale 2021 zu unterstützen. Das würde die Bürger um die 8,5 Millionen Euro kosten. Allerdings ging dieser Entscheidung eine leidenschaftliche Debatte voraus, die zwei berechtigte Fragen aufwarf: Warum muss eine solch große, kommerzielle Sportveranstaltung mit so viel Geld vom Steuerzahler bezuschusst werden? Und soll eine demokratische Stadt wie München einen Deal nach dem anderen mit dem Europäischen Fußballverband (Uefa) eingehen? Schließlich ist München bereits Gastgeber-Stadt für die Europameisterschaften 2020 und 2024.

Man kann es so sehen wie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Ein solches Finale vergebe halt nicht die Caritas, sagte er trocken im Stadtrat. Die Botschaft: Wer eine erfolgreiche Volksbelustigung wie ein Champions-League-Finale in der Stadt haben will, der muss die Uefa-Kröte schlucken. Allerdings finanziert München dem Verband, den FDP-Mann Thomas Ranft offen mit der Mafia vergleicht, drei Großveranstaltungen in fünf Jahren. Das könnte bis zu 50 Millionen an Uefa-Zuschüssen ergeben, rechnet Ranft vor.

Ob das sein muss, darüber kann man auch laut streiten. Worüber aber Stillschweigen herrscht, ist die Rolle des kommerziellen Fußballs in Deutschland. Was trägt der Deutsche Fußballbund eigentlich bei, der die Bewerbung einreicht? Was der FC Bayern, außer seinem Stadion, dessen Anbindung die Stadt reichlich alimentiert hat? Der Münchner Bürger hat ein Recht darauf zu erfahren, wie viel sie finanziell beisteuern würden. In der Vorlage für den Stadtrat steht darüber nichts. Sollte da ein Missverhältnis herrschen, wären die Bayern und der DFB gut beraten, wenigstens über eine saftige Spende für den Breitensport in der Stadt nachzudenken.

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Quelle:
SZ vom 14.02.2019
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