Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Die Hauptstraße für Radler und Fußgänger

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Der Vorschlag eines autofreien Samstags trifft auf Zustimmung, allerdings wollen Bürgermeister Andreas Magg und der Gewerbeverband keine Straßensperrung in der Vorweihnachtszeit

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Michael Kircher hat einen Vorschlag gemacht, der auch angesichts des Klimawandels vernünftig erscheint. Der Olchinger möchte, dass die Hauptstraße an einem Adventssamstag für den Autoverkehr gesperrt und damit zur Fußgängerzone wird. Kircher ist Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderung in der Amperstadt und denkt bei einem autofreien Samstag auch an Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die immer wieder große Mühe haben, die sehr befahrene Olchinger Einkaufsmeile zu überqueren. "Diese Menschen kommen da kaum rüber", sagt Kircher. Sein Vorschlag, den er als Antrag an den Stadtrat Bürgermeister Andreas Magg (SPD) vor zwei Wochen schriftlich zugesandt hat, sorgt für einigen Wirbel, wird jedoch auch vom Gewerbeverband nicht grundsätzlich abgelehnt.

Für den autofreien Adventssamstag, so der Vorschlag Kirchers, soll die Hauptstraße von der Bahnhofsunterführung bis zum ersten Kreisel an der Heckenstraße gesperrt werden. Bürgermeister Magg teilt der SZ auf Nachfrage mit, dass er den Vorschlag, "die Olchinger Innenstadt als temporäre Fußgängerzone auszuweisen, für eine gute Idee" halte. Er habe Kirchers Anliegen bereits mit dem Vorstand des Stadtmarketings Olching, also dem Gewerbeverband, besprochen. "Auch hier war die Offenheit da, so etwas mal auszuprobieren", sagt Magg. Doch einig sei er sich mit dem Verband, dass der Advent hierfür ein äußerst schlecht gewählter Zeitpunkt sei. "Schlechtes Wetter und die niedrigen Temperaturen würden den Mehrwert der temporären Fußgängerzone zunichtemachen", behauptet der Bürgermeister und schlägt in Abstimmung mit dem Gewerbeverband einen Termin im Frühjahr oder Sommer kommenden Jahres vor. "Kälte, Nässe und gegebenenfalls Schnee", sagt Magg, "würden insbesondere mobilitätseingeschränkten Personen das Einkaufen erschweren." Auch müsse man die Umleitung der Buslinien organisieren, genauso deren Erreichbarkeit für die Anwohner.

Direkten Kontakt mit Kircher hat Magg noch nicht aufgenommen. Dafür hat er am Montag einen Anruf von Sonja Weyland, der Leiterin der Wirtschaftsförderung im Rathaus, bekommen. Sie hat die Argumentation von Magg wiederholt und um Verlegung des autofreien Samstags gebeten, auch weil der Gewerbeverband angeblich Einnahmeverluste befürchtet, wenn die Kunden nicht mit dem Auto vorfahren könnten. Im Frühjahr und Sommer könnte man dann auch noch Bänke aufstellen, damit alles noch gemütlicher werde, habe Weyland ihm mitgeteilt. "Ich habe mich nicht auf eine Verlegung eingelassen", berichtet Kircher, der natürlich befürchtet, dass mit einer Verlegung des autofreien Samstags sein Vorschlag in der Versenkung verschwindet.

Michael Kircher könnte jedoch, wenn es zu einer Abstimmung im Stadtrat kommt, schwergewichtige Bündnispartner an seiner Seite haben. Die Zustimmung der Grünen hat er bereits abgefragt. Aber auch Tomas Bauer, der CSU-Fraktionschef, könnte ihn unterstützen. "Ich stehe dem offen gegenüber", sagt Bauer. "Einen Flanier- und Einkaufstag im Advent - warum nicht?" Er sieht es auch als ganztägigen "Probiertag", wie die Menschen an einem autofreien Werktag die Hauptstraße annehmen. Es gelte jedoch, die Vor- und Nachteile - besonders beim Verkehr - abzuwägen. Bauer befürchtet, dass der Verkehr in die benachbarten Seitenstraßen der Hauptstraße abgedrängt wird. Mit einem kostenlosen Shuttlebus, den Kircher vorschlägt und der vielleicht vom Volksfestplatz startet, könnte sich Bauer anfreunden. Er stört sich nur an dem Begriff "kostenfrei". Bauer: "Das muss immer jemand bezahlen."

Neu ist, dass der Gewerbeverband eine temporäre Fußgängerzone nicht vollkommen ablehnt und sich für den Frühjahr- oder Sommertermin ausspricht. Rainer Saalfeld, der Zweite Vorsitzende des Verbandes, sagt es nicht deutlich, aber für die Händler an der Hauptstraße befürchtet er im Weihnachtsgeschäft Einbußen. "Die haben schon unter der Fernwärme-Baustelle gelitten", sagt Saalfeld. Er verweist auf die Künstlernacht und andere Veranstaltungen des Gewerbeverbandes, an denen die Hauptstraße ebenfalls gesperrt sei. "So einen autofreien Samstag müsste man aber mit einer Aktion verbinden", bekräftigt der stellvertretende Verbandsvorsitzende. "Das kann auch eine Umweltgruppe übernehmen." Den Vorschlag Kirchers, einen Shuttlebus einzusetzen, hält er für denkbar: "Wenn das ordentlich organisiert wird - dann ja."

An Umsatzeinbußen glaubt Behindertenbeiratschef Kircher nicht: "Die Kunden kommen trotzdem - vielleicht sogar mehr als sonst."

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Quelle:
SZ vom 09.10.2019
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