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Verdiente Kickerin aus Olching:"Ich habe Fußball gelebt"

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Irmgard Öchsl war fast vier Jahrzehnte für den SC Olching am Ball und trainierte dort die Kickerinnen. Dafür ist sie nun vom bayerischen Verband mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden

Von Kim Romagnoli, Olching

38 Jahre lang ist Irmgard Öchsl am Ball geblieben, bis sie ihn im Herbst 2020 endgültig abspielte. Für ihr langjähriges Engagement im Mädchen- und Frauenfußball wurde sie jetzt vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

1983 trat die damals 17-Jährige der Frauenmannschaft des SC Olching bei und blieb dem Fußballverein von diesem Tag an treu - in guten wie in schlechten Zeiten. Die "guten Zeiten", erinnert sich Öchsl, das waren die fünf bis sechs Jahre in der Bezirksliga. Als danach im Landkreis Fürstenfeldbruck immer mehr Gruppen für Frauenfußball entstanden, stieg der interne und externe Druck auf die Mannschaften. Öchsl musste dabei zusehen, wie Spielerinnen zur Konkurrenz wechselten und wie selektiv nur die besten Fußballerinnen einen Platz in den eigenen Reihen erhalten sollten. Diese Entwicklung habe sie damals sehr gestört, sagt sie: "Mir war immer wichtig, dass alle mitspielen können." Als sie im Jahr 1997 schließlich selbst die neue Trainerin des SC Olching wurde, blieb sie mit ihren Mannschaften auf dem Klein- und Großfeld. Den Entschluss, neben ihrer Position in der Abwehr künftig auch die Trainerrolle zu bekleiden, traf sie spontan, nachdem ihr Vorgänger sein Amt niedergelegt hatte. Irgendwie müsse es ja weitergehen, dachte Öchsl und beschloss kurzerhand: "Dann mach ich's halt."

Gesagt, getan: Etwa 24 Jahre lang trainierte sie fortan die Olchinger Fußballerinnen. Sie stellte die erste Mädchenmannschaft der Stadt zusammen, musste diese allerdings nach drei Jahren aufgrund des Mangels an Spielerinnen wieder auflösen. Der Gedanke, dass sie als Trainerin eine Vorbildfunktion für den Fußball-Nachwuchs innehatte, erfüllt die ehemalige Sportlerin mit Stolz. Denn ein solches Vorbild hatte sie in ihrer eigenen Jugend nicht. Nicht selten sei es vorgekommen, dass Spielerinnen mit ihren Problemen an sie herantraten, erzählt sie: "Wie in einer großen Familie eben." Diese "besondere Gemeinschaft" sei einer der Hauptgründe für ihre Loyalität gegenüber dem Verein gewesen, erklärt Öchsl. Mit ehemaligen Spielerinnen stehe sie noch heute in Kontakt - man treffe sich gelegentlich auf den Turnieren des SC Olching.

Dennoch ist für die hauptberufliche Schreinerin im Alter von 55 Jahren Schluss. Ihr Abschlussspiel fand im Oktober 2020 statt - ein letztes Mal ging sie als Siegerin vom Platz. Danach zog sie die Fußballschuhe endgültig aus und stieg am selben Tag von der Trainertribüne. "Für mich war immer klar: Wenn ich selbst nicht mehr spielen kann, dann trainiere ich auch nicht mehr."

Es seien schöne, aber auch sehr zeitaufwendige Jahrzehnte beim SC Olching gewesen. "Ich habe Fußball wirklich gelebt," sagt sie. Das sah der BFV genauso, als er Öchsl anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Frauenfußball" für ihren Einsatz auszeichnete. Unter insgesamt 66 Kreissiegern wurden die drei bayernweit besten Bewerberinnen besonders honoriert - darunter auch Irmgard Öchsl. Vorigen Samstag erhielt sie bei der großen Ehrenamtsgala im GOP-Varietétheater in München zusätzlich eine Glastrophäe. Diese Anerkennung sei für sie eine "große Ehre", freut sich die gebürtige Dachauerin. Die Spiele des SCO und die weitere Entwicklung des Frauenfußballs willl sie auch in Zukunft verfolgen. Für die Spielerinnen erhofft sie sich mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung - auch von männlicher Seite.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2021
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