Süddeutsche Zeitung

Landgericht München II:Schwindel mit Spielkonsolen

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Ein 26-Jähriger verkauft im Internet Geräte, die er nicht hat. Mit dem Geld finanziert er seine Spielsucht.

Von Andreas Salch, Fürstenfeldbruck

Es geht ja so einfach. Und ist so bequem. Nur ein Handy braucht man und schon kann man auf Wettportalen im Internet zocken. Lukas A. hat es ausprobiert. 2015 war das erste Mal. Ein Bekannter hatte ihm das Portal eines international tätigen Sportwettenanbieters gezeigt. Von da an ging es mit Lukas A., der in Wirklichkeit anders heißt, abwärts. Heute leide er an Spielsucht, sagt der 26-Jährige. Er begann, Straftaten zu begehen, um diese Sucht zu finanzieren. Inzwischen ist er viermal wegen Betrugs vorbestraft und hat einen Berg von Spielschulden angehäuft. Zwischen 60 000 und 100 000 Euro dürften es sein, so genau wisse er das nicht, erklärte A. am Dienstag vor dem Landgericht München II, wo er sich vor der 4. Strafkammer erneut wegen Betrugs verantworten muss. Von Ende Dezember 2021 bis Mitte Mai 2022 bot er in 57 Fällen über eine Online-Verkaufsplattform von seinem Wohnsitz aus Playstations und Videospielkonsolen an. Seine Kunden hatten bei dem Geschäft allerdings stets das Nachsehen. Denn der 26-Jährige besaß keine einzige Playstation und auch keine einzige Videospielekonsole. Als der Schwindel aufflog, hatte Lukas A. rund 8400 Euro eingenommen.

Nachdem die Vertreterin der Staatsanwaltschaft die Anklage verlesen hatte, fragte der Vorsitzende Richter, Thomas Lenz, Lukas A., ob zutrifft, was man ihm zur Last legt. Die Antwort: ein kurzes Ja. Wie es in Zukunft weitergehen soll, erkundigte sich Richter Lenz. Sobald ein Urteil gesprochen ist und er in Strafhaft kommt, werde er Privatinsolvenz anmelden, eine Therapie machen, "und dann will ich auch was lernen", sagte A. Denn einen Beruf hat er der 26-Jährige bislang noch nicht erlernt. Grund hierfür sei seine Spielsucht. Er habe immer wieder Ausbildungen begonnen, meist aber schon nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Denn "wenn man Nächte durchspielt, hat man am nächsten Tag keine Lust, zur Arbeit zu gehen", sagte Lukas A. bei seiner Vernehmung.

Im Januar 2018 hatte sich der 26-Jährige erstmals wegen Betrugs in 24 Fällen vor dem Amtsgericht Fürstenfeldbruck verantworten müssen. A. hatte Selbstanzeige bei der Polizei erstattet. Warum er das getan habe, fragte Richter Lenz. "Ich dachte, man kann noch etwas retten". Aber es sei "halt immer weitergegangen" - mit Betrügereien.

Die Taten, für die er sich nun verantworten müsse, habe er aus "Verzweiflung" begangen, um "an Geld zu kommen", so A. Denn er habe mit dem Spielen nicht aufhören können. "Wenn ich 3000 Euro gewonnen habe, dann waren die zwei Stunden später auch wieder weg." Gegenüber seinen Kunden im Internet habe er immer ein "schlechtes Gewissen" gehabt, versicherte der 26-Jährige. Natürlich habe es Beschwerden und sogar auch Drohungen gegeben. Einigen seiner Kunden zahlte der 26-Jährige noch vor seiner Festnahme durch die Polizei das Geld, um das er sie betrogen hatte, zumindest teilweise zurück. "Ich wollte die Betrugsserie zurückfahren", beteuerte Lukas A. Ein Urteil in dem Prozess wird noch in dieser Woche erwartet.

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