Süddeutsche Zeitung

Freizeitspiel aus Finnland:Gezielter Weitwurf

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Das alljährliche Mölkky-Turnier in Puchheim sieht eine Olchingerin als Siegerin

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Boccia ist es nicht, das wird auf Sand gespielt. Boule ist es auch nicht, da rollen die Kugeln auf Kies und Sand. Mölkky wird auf Rasen gespielt. Da werden Hölzer mit oben sichtbaren Zahlen aufgestellt und ein Spieler versucht mit dem gezielten Wurf eines Holzstückchens eines der aufgestellten Hölzer - möglichst mit einer großen Ziffer drauf - zu treffen. Fachlich sehr versiert ist der Deutsch-Finnische-Club (DFC) in Puchheim, der dieses Turnier alljährlich veranstaltet. Gerade wird auf der Wiese des Puchheimer Kulturcentrums das Einzelturnier ausgespielt. Die Zahlen der Hölzer reichen von eins bis zwölf. Sie müssen nicht nur getroffen, sondern mit dem Wurfholz auch umgelegt werden. Dann werden die Punkte des Holzes notiert. Die umgefallenen Hölzer werden dort immer wieder aufgestellt. Nach dem "Vorkampf" haben sich die drei Punktbesten für das Endspiel qualifiziert.

Turnierleiter Otto Stecher beobachtet dieses entscheidende Match mit Schiedsrichter-Argusaugen. "Zuvor im Mannschaftsspiel hatte es fünf Minuten Diskussionen gegeben, ob ein Punkt gilt oder nicht", erzählt Stecher. "Das haben wir dann ganz ohne Videobeweis geregelt." Ins Endspiel sind schließlich Angela Ruhe, Marita Ewald und Sören Magdanz eingezogen. Alle drei hatten ihre Siegchancen. Am Ende kam Marita Ewald als Erste auf die geforderten exakt 50 Punkte und gewann den Wanderpokal des DFC. Die Puchheimer haderten kurz damit, dass der Pokal an eine Olchingerin ging, aber das spielte schnell keine Rolle mehr.

Otto Stecher zeigte sich ganz beglückt, dass sich doch bei der Nachmittagshitze 20 Teilnehmer zum Mölkky-Turnier eingefunden hatten. "Wir sind doch nur ein winziger Verein mit 32 Mitgliedern", so Stecher. "Aber Mölkky ist in Puchheim schon ein gewisser Begriff." Wohl wahr: Das Spiel hört sich kompliziert an, ist aber einfach geregelt. Stecher hat recht, dass das jeder schnell begreifen und mitspielen kann. Bürgermeister Norbert Seidl war diesmal terminlich verhindert, kam aber dann doch noch zum Endspiel angeradelt. Im Gepäckträger hatte er eine Holzbox dabei. Die entpuppte sich als Mölkky-Box. "Wir stellen heute die erste Mölkky-Box in Bayern auf", kündigte der Rathauschef etwas mysteriös an. Er nahm die Mölkky-Utensilien unter den Arm, lief auf der Puc-Wiese 30 Meter nach rechts und stellte die Box in einen dort aufgestellten leeren Behälter. Durch die Kunststoffscheibe war das Spielgerät zu erkennen. Seidl, selbst Mölkky-Akteur, hat dazu eine Spielanleitung und einen Schreibblock gelegt. Diese Aktion soll eine Aufforderung sein, die Spielbox herauszunehmen und Mölkky zu spielen. Danach sollte das Spiel wieder geordnet für die nächsten Spieler dort zurückgestellt werden. Also ein Mölkky-Freispiel auf Vertrauensbasis.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2019
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