Süddeutsche Zeitung

Stadtplanung:Bürgerinitiative präsentiert schlankere Variante für die Paulusgrube

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Die BI stellt ihren Vorschlag für eine Bebauung am Bahnhof Olching vor. Der Entwurf berücksichtigt Bürgerwünsche und hat Nachhaltigkeit zum Ziel.

Von Erich C. Setzwein, Olching

Nach vielen Jahrzehnten mit Gesprächen, Verhandlungen, Bürgerbeteiligungen und Planungen liegt nun neben dem Bebauungsplanentwurf der Stadt Olching für die Paulusgrube ein Alternativvorschlag vor. Am Mittwoch, 4. Oktober, will die eigens vor drei Jahren dafür gegründete Bürgerinitiative Paulusgrube den eigenen Entwurf in einer öffentlichen Veranstaltung im Olchinger Kom vorstellen. Beginn ist um 19 Uhr. Vorab teilten die Initiatoren bei einem Pressegespräch Einzelheiten mit. Unter anderem diese: Die Stadt habe das Angebot der BI ausgeschlagen, den Stadtrat ebenfalls vorab von den Plänen zu informieren. Zur Antwort habe man bekommen, dass eine Bürgerinitiative in der aktuellen Viertelstunde vor der Stadtratssitzung kein Rederecht habe.

Die Bürgerinitiative wirft der Stadt vor, am Bürgerwillen vorbeizuplanen und einen Entwurf zu verfolgen, der weder nachhaltig noch förderlich für die Wirtschaft in Olching sei. Weder benötige man zusätzliches kleinteiliges Gewerbe, wie Gewerbesprecher Rainer Saalfeld anmerkte, noch dürfe man die Bebauung einem Investor überlassen, meinte Gerald Morgner. Was die Bürgerinitiative stattdessen vorlegen möchte, ist ein Entwurf, der einige der wichtigsten Platzprobleme öffentlicher Einrichtungen zu lösen versucht. Architektin Kathrin Mayer schlägt vor, entlang der Bahnhofstraße ein Verwaltungsgebäude zu errichten und gegenüber, quasi am Rand der Paulusgrube zwei Bauten für weitere öffentliche Einrichtung. So käme dem Rathaus direkt am Bahnhof mit den Umsteigemöglichkeiten zu Bussen und zur S-Bahn eine besondere Bedeutung zu und mit 5700 Quadratmetern ein Flächenangebot, das auf Erweiterung ausgelegt sei, wenn die Stadt die 30 000-Einwohner-Marke überspringen werde. Die Volkshochschule und die Bücherei kämen in einem Gebäude gegenüber unter, in dem sich auch ein Café befinden könne. Eine zweigeschossige Stadthalle daneben würde endlich die Raumnot bei größeren Veranstaltungen beheben.

"Wir wollen Olching besser machen", formulierte Hubert Widmann das Ziel der Initiative. Es sei der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern nicht geholfen, wenn in der Paulusgrube ein Einkaufszentrum angesiedelt würde, das die Dimension des Einkaufszentrums in Esting hat. Diese würde auch der ziemlich einzigartigen Zusammensetzung von Handel und Gewerbe an der Hauptstraße schaden, sagte Saalfeld. Es bestehe die Gefahr, sagte Morgner, dass der Verkehr in dem Quartier zunehme, wenn die Paulusgrube etwa über die zur Fahrradstraße gewidmeten Goethestraße angefahren würde. Das Konzept der Bürgerinitiative sieht dagegen die Bahnhofstraße als An- und Abfahrtsweg zu Bahnhof und Rathaus. Um die Parksituation in den angrenzenden Straßen nicht zu belasten, gibt es die Überlegung, eine Tiefgarage zu bauen.

Die BI-Mitglieder wollen bei ihrer Informationsveranstaltung für die behutsame Bebauungsvariante werben und auch dafür, dass die Stadt selbst baut und dies nicht einem Investor überlässt. Zu groß seien die Risiken, dass ein Investor die Interessen der Bürger nicht berücksichtige, warnte Morgner. Das aber könne passieren, wenn die Stadt weiterhin die geänderte Planung verfolge. Davor waren in Bürgerworkshops die Ideen gebündelt und in einen Entwurf eingearbeitet worden. Die Olchinger Politiker hatten dem auch zunächst zugestimmt, sich aber dann wieder anders entschieden. Eine Maximalbebauung aber hält die BI weder für zeitgemäß noch für politisch durchsetzbar. Die BI hatte 2019 auf sich aufmerksam gemacht, als sie in kurzer Zeit 2000 Unterschriften in der Stadt sammelte und die Einsprüche an Bürgermeister Andreas Magg (SPD) übergab.

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