Süddeutsche Zeitung

Eintopf und Nachspeise:Kostenloses Mittagessen

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Die evangelische Kirche will mit einer Aktion in Fürstenfeldbruck von diesem Dienstag an einen Beitrag gegen die wachsende Armut leisten.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die evangelische Kirche in Bruck bietet künftig einmal in der Woche im Gemeindehaus der Erlöserkirche am Stockmeierweg einen kostenlosen Mittagstisch als Beitrag gegen die wachsende Armut. Der Speisezettel ist noch nicht komplett fertig. Serviert wird wahrscheinlich ein Eintopfgericht mit Brot plus einem kleinem Nachtisch. Der Mittagstisch startet am Dienstag, 10. Januar, die Mahlzeiten werden von 12.30 bis 13.30 Uhr ausgegeben, das Angebot gilt vorerst bis zum 14. März.

"Der Bedarf ist vorhanden, immer mehr Menschen wenden sich direkt an uns und fragen nach Essen und Geld", sagt Pfarrer Valentin Wendebourg. Bei den Betroffenen handele es sich keineswegs nur um Obdachlose, sondern überwiegend um Menschen, die zwar eine Wohnung haben, aber nicht mehr wissen, wovon sie die Kosten bestreiten sollen, etwa die steigenden Heizkosten nicht mehr bezahlen können. Zwar hätten sich immer schon Menschen in solchen Notlagen an seine Gemeinde gewandt, "aber das steigt im Moment enorm an", berichtet der Pfarrer.

Die wachsenden Schlangen bei der Tafel in der Münchner Straße in der Nähe der Kirche seien mit ein Grund für die Aktion der evangelischen Gemeinde. Derzeit betreibt die Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck vier Tafeln. Diese versorgen jede Woche bis zu 2500 Menschen in Olching, Fürstenfeldbruck, Maisach, Puchheim und Eichenau mit gespendeten Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Die Nachfrage wächst ständig. Wendebourg verweist darauf, dass die katholischen Pfarreien von Sankt Magdalena und Sankt Bernhard bereits seit geraumer Zeit eine Suppenküche eingerichtet haben. Die Ausgabe des Essens findet vor der Kirche statt.

Die Initiatoren des neuen Mittagstischs rechnen damit, dass etwa 30 bis 40 Menschen das Angebot der evangelischen Kirche wahrnehmen werden, "vielleicht auch mehr", wie Wendebourg sagt. Gemeindemitglieder haben dafür mit Flyern geworben, an der Ausgabestelle der Brucker Tafeln sei ihnen die Information "aus der Hand gerissen worden".

Die Unterstützung der Aktion aus der Gemeinde sei groß, sagte Wendebourg. Die Diakonie Oberbayern West liefert das Essen, ausgegeben wird es von einem zehnköpfigen Team von Ehrenamtlichen. "Manche nehmen sich dafür extra frei", berichtet er. Die Helfer werden den Mittagstisch aufbauen, das Essen ausgeben und sich mit an die Tische setzen. Es werden aber noch Freiwillige gesucht, die mithelfen.

Die Aktion sei mit anderen sozialen Einrichtungen in der Stadt, wie etwa Caritas und Tafel abgesprochen. Den kostenlosen Mittagstisch gibt es keineswegs bloß für Gemeindemitglieder, sondern für alle. Eingeladen sind nicht nur Arme, sondern auch Menschen, "die nicht alleine essen wollen", betont der Pfarrer. Ihm ginge es auch darum, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Denn neben der finanziellen Not gebe es auch einen großen Redebedarf, wie er festgestellt habe.

Der Mittagstisch ist erst einmal ein Versuch, der bis Mitte März geplant ist, je nach Situation wird die evangelische Kirche das Angebot aber verlängert.

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