Süddeutsche Zeitung

Mammendorf:Kranverleiher rechtfertigt Arbeiten im Wald

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Michael Schußmann braucht neue Lagerflächen für seine Firma. Naturschützer fürchten um wertvolles Amphibienvorkommen.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Wenn in Kürze die Amphibienwanderung beginnt, wird in dem Wäldchen neben dem Kranverleih Schußmann eine "spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) vorgenommen. Das Gehölz südlich von Mammendorf an der Nassenhausener Straße soll der Erweiterung des Lagerlatzes weichen soll. Vom Ergebnis der Prüfung hängt es ab, ob die Bäume gefällt und das Gelände befestigt werden kann. Firmenchef Michael Schußmann bedauert sehr, dass es Streit mit den Naturschützern gab, nachdem er das Waldstück durchforstet hatte.

Dem Bund Naturschutz zufolge ist der etwa 7300 Quadratmeter große Mischwald ein wertvoller Lebensraum und eine wichtige Wanderfläche für Erdkröten, Molche, Gras - und Laubfrösche. Die Ortsgruppe des BN hatte den Verdacht geäußert, dass vor der Prüfung noch schnell bessere Voraussetzungen für das Unternehmen geschaffen werden sollten.

Der Firmenchef weist das energisch zurück. Im Gespräch mit der SZ und Herta Marke von der Ortsgruppe der Naturschützer erklärte Schußmann, der Wald sei vor gut 20 Jahren auf einer ehemaligen Kiesgrube gepflanzt und noch nie ausgelichtet worden. Da die Bayerischen Staatsforsten ihr Waldgebiet nebenan durchforstet hätten, habe er sich mehr oder weniger angehängt.

"Dort und hier ist mit schweren Maschinen gearbeitet worden", sagt Schußmann. Ihm daraus einen Vorwurf zu machen, sei nicht gerade redlich. Außerdem habe er, wie das staatliche Forstamt auch, die vom Triebsterben befallenen Eschen beseitigen müssen. Und damit die Amphibien im Frühjahr geschützt zu ihrem Laichgewässer auf der anderen Seite der Straße kommen, habe er die teils verschütteten Krötentunnels frei machen und allerhand Müll einsammeln lassen. Wie Naturschützerin Marke erläuterte, wird in Kürze entlang der Straße wieder ein Krötenzaun errichtet, um das Amphibienaufkommen erfassen zu können. Laut Michael Schußmann ist die Aufregung wieder abgeklungen.

Bei einem Gespräch vor Ort mit Naturschützern, Bürgermeister Josef Heckl, dem Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt, Sven Bartschat, und dem Diplom-Biologen Hermann Stickroth, der die artenschutzrechtliche Prüfung vornimmt, sei man übereingekommen, Vorwürfe zu unterlassen und das Ergebnis des Gutachtens abzuwarten.

Im für ihn schlimmsten Fall muss Schußmann das Wäldchen stehen lassen, was für die wirtschaftliche Entwicklung seines Betriebes ein großes Hindernis bedeuten würde. Zu Markes Aussage, der Kranverleih gehöre in ein Gewerbegebiet und nicht in einen sensiblen Wald, sagte Schußmann, er habe in der gesamten Region vergeblich nach einem Standort gesucht. Schließlich habe er in Rücksprache mit der Gemeinde Mammendorf den früheren Lagerplatz eines Baugeschäftes erwerben können. Sein Gewerbe habe sich gut entwickelt, und so werde eben mehr Platz für die Kräne benötigt.

"Natürlich ist der Artenschutz wichtig, aber auch der Bau von Wohnraum, den wir unterstützen, ist notwendig. Zudem zahlt das Unternehmen Gewerbesteuer und bietet Arbeitsplätze", sagt er. Herta Marke sagt, der Betrieb hätte niemals dort angesiedelt werden dürfen. Man habe es versäumt, vor der Ansiedlung des Kranverleihs zu untersuchen, ob in dem Gebiet selten gewordene Arten leben.

Möglichweise wäre der Standort sonst schon damals als ungeeignet eingestuft worden. "Jetzt können wir Naturschützer nur hoffen, dass die anstehende Prüfung zum Ergebnis kommt, dass der Schutz des Wäldchens höher zu werten ist, weil sich hier eines der größten Amphibiengebiete im Landkreis befindet." Rund 1600 Tiere habe man hier schon gesammelt und über die Straße gebracht, damit sich die Populationen entwickeln können.

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