Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge:Notunterkunft aus dem Internet

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In Maisach stellt das Landratsamt erstmals ein Zelt für Flüchtlinge auf. Da im Kreis eine solche Unterkunft nicht verfügbar ist, wird die Suchmaschine bemüht.

Von Andreas Ostermeier, Maisach

In dem Zelt neben der Flüchtlingsunterkunft in Maisach ist es recht zugig. Die Türen fehlen noch, ebenso einige Wandelemente. Arbeiter einer Firma aus dem Landkreis Augsburg sind aber dabei, Wandstücke in die letzten Lücken einzufügen. Vor allem muss es warm sein in dem Zelt, wenn Flüchtlinge einziehen. Für die gibt es im Landkreis kaum noch Gebäude, deswegen müssen Schutzsuchende in Zelten wohnen und schlafen. Das Zelt sei gut zu beheizen, sagt ein Zuständiger aus dem Landratsamt, trotz der dünnen Wände müsse niemand frieren. Draußen stehen zwei Stahltanks. In jedem von ihnen haben 1000 Liter Heizöl Platz. Daneben sind die Heizgeräte zu sehen. Durch ein dickes Loch in einem Wandelement werden sie warme Luft ins Zelt blasen.

Bei den Bauten handelt es sich um Zelthallen, wie sie für Messen genutzt werden. Transparente Dachplanen lassen Licht herein, auf zwölf mal 30 Metern Grundfläche ist Platz für bis zu 80 Personen. Um den Raum zu gliedern und den Geflüchteten ein wenig Privatsphäre zu bieten, sollen zwischen den Einheiten aus Stockbett und Schrank Trennwände aufgestellt werden. Das soll ähnlich aussehen wie im Impfzentrum, aus dem stammen auch die Trennwände. Auch an die Sicherheit ist gedacht, in jeder Ecke der Zelthalle stehen bereits Feuerlöscher. Vorgesehen sind auch zwei Türbereiche mit behindertengerechten Zugangsrampen. Der Boden besteht aus Holzkassetten mit Stahlrahmen, ein gängiges Material für den Boden von Großzelten. Über die Holzelemente wird noch ein Teppich gelegt. Bis Montag sollen auch die Betten und Schränke in dem Zelt aufgebaut sein.

Bislang hat der Landkreis Flüchtlinge in Gebäuden untergebracht. Als in den Jahren 2015 und 2016 mehr Flüchtlinge kamen als zuvor, waren Schulturnhallen als Übergangsquartiere requiriert worden. Daraufhin fiel der Schulsport aus, Vereine verloren ihre Übungsstätten. Das will Landrat Thomas Karmasin diesmal verhindern. Wie bereits mehrere Städte, so setzt Karmasin deshalb auf Zelte als Unterkünfte. Für die Kreisverwaltung ist das allerdings Neuland. Das Flüchtlingszelt in Maisach ist das erste, das der Landkreis aufbaut. Erfahrungen mit dieser Art der Unterbringung liegen noch nicht vor. Man habe deshalb im Internet nach passenden Zelten und einem Anbieter gesucht, heißt es, regional sei nichts zu finden gewesen. Resultat der Suche war eine Firma in Schwabmünchen, die Großzelte für Tagungen und Messen verleiht sowie auf- und abbaut.

Zudem brauchte es geeignete Standorte. In Maisach war eine ausreichend große Fläche frei, gleich neben der Asylunterkunft. Die funktioniert wie ein Ankerzentrum des Landkreises. Zu ihr werden alle ankommenden Flüchtlinge gebracht. Dort erfolgt die Registrierung, es gibt das erste Geld sowie eine medizinische Untersuchung und, wenn nötig, Krankenscheine. Das Zelt nebenan könnte daher auch als erste Bleibe - und nur für eine Übergangszeit - verwendet werden. Die Nähe zur Asylunterkunft hat zudem den Vorteil, dass die Flüchtlinge aus dem Zelt die bereits vorhandenen Küchen und Sanitäreinrichtungen nutzen können.

Anders sieht es am zweiten Standort in Mammendorf aus. Dort soll das Zelt auf dem Parkplatz für Wohnmobile neben der Freizeitanlage errichtet werden. Toiletten, Duschen, Waschräume und eine Küche fehlen jedoch, weswegen dort mehrere Container aufgestellt werden sollen.

Vor dem Zelt in Maisach steht ein großer Lastwagen. Nur noch die doppelflügeligen Türen sind von all dem übrig geblieben, was er auf seiner Ladefläche transportiert hat. Die Wandelemente sind bereits eingesetzt. Jetzt hebt ein Kran die Türen von der Ladefläche. Ein Arbeiter befestigt eine Plane unter dem geschwungenen Arcumdach. Gleich wird das Zelt geschlossen sein, der Wind bleibt draußen. Dann kann jederzeit eingeheizt werden.

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