Süddeutsche Zeitung

Maisach:Eine Genossenschaft für die Energiewende

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Bürgermeister Hans Seidl will es Bürgern erleichtern, durch Investitionen den Umstieg auf Erneuerbare und den Ausstieg aus Öl und Gas vorantreiben.

Von Peter Bierl, Maisach

Der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) möchte eine Bürgerenergiegenossenschaft für seine Gemeinde gründen. Sein Vorbild ist die Stadt Pfaffenhofen an der Ilm, wo eine solche Einrichtung bereits etwa 1000 Mitglieder habe, wie er der SZ erzählte. Starten könnte das Maisacher Pendant mit zwei kleineren Projekten: Photovoltaikanlagen für zwei Schuldächer.

Der Bürgermeister hat im Sommer ein Dutzend Einwohner zusammengetrommelt, die sich in Fragen der Technik, der Finanzen, des Rechts und des Steuerwesens auskennen. Nach einem ersten Treffen ist für November bereits ein Workshop geplant, auf dem die Satzung ausgearbeitet werden soll, spätestens im Januar will Seidl die Genossenschaft gründen. Er selbst sieht sich nur als "Geburtshelfer" und würde sich dann wieder zurückziehen.

Das Ziel ist, möglichst viele Einwohnern zu beteiligen. Seidl favorisiert deshalb Genossenschaftsanteile für den kleinen Geldbeutel, etwa im Bereich von 300 Euro. "Ich möchte einen niederschwelligen Zugang und deshalb lieber kleine Beträge, die jeder auf die Seite legen kann. Es geht auch nicht um eine reine Geldanlage", sagte er. Für größere Projekte wie etwa eine Freiflächenanlage oder ein Windrad müssten allerdings schnell Summen um die zehn Millionen Euro investiert werden.

"Geld ist nicht das Problem, das würde schon zusammenkommen", meint der Bürgermeister. Wichtig sei das Vertrauen der Bevölkerung in die Genossenschaft, daher der Einstieg mit kleinen Solarstromanlagen auf Schulhäusern. Der nächstgrößere Schritt könnten Carports mit Photovoltaikanlagen neben Supermärkten sein.

Seidl verweist auf das geplante Windkraftwerk mit zwei Windrädern, das die Gemeinde Maisach zusammen mit den Brucker Stadtwerken zwischen Rottbach und Prack errichten will. Der Gemeinderat hat dafür ebenfalls eine Bürgerbeteiligung beschlossen. Die Stadtwerke würden als Betriebsführer mindestens 52 Prozent der Anteile an dem gemeinsamen Projekt halten, bis zu maximal 48 Prozent könnten die Maisacher Bürger erwerben, nach einem ähnlichen Modell könnte eine Freiflächenanlage in Germerswang entstehen, die von einem Privatmann geplant wird.

Schwieriger könnten solche Bürgerbeteiligungen allerdings zu akquirieren sein, wenn die Banken wieder höhere Zinsen für Spareinlagen bieten, meint hingegen Gottfried Obermair (Freie Wähler), Vorsitzender von Ziel 21 sowie Gemeinderat in Maisach und Kreisrat.

Der Aufbau der neu gegründeten Klima- und Energieagentur der Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech schreitet weiter voran, wie Obermair berichtete. Auf die Stellenausschreibung für die Geschäftsführung seien mehrere Bewerbungen eingegangen, der Sitz der Agentur soll in Türkenfeld eingerichtet werden.

"Ich bin froh, wenn wir die Aufgaben von Ziel 21 schnell übergeben können", sagte Obermair. Derzeit würden sich sehr viele Bürger melden, die auf erneuerbare Energien umsteigen wollen. "Diese Menschen wollen eine komplette Beratung, das können wir nicht leisten, schon weil wir fast alle ehrenamtlich tätig sind."

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