Süddeutsche Zeitung

Immobilien:Schutz für die Keimzelle Grafraths

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Der Gemeinderat denkt über Wege nach, wie die historischen Häuser an der Amper erhalten werden könnten. Die Gebäude prägten das Ortsbild. Diskutiert wird unter anderem ein Ensembleschutz

Von Manfred Amann, Grafrath

Im Bereich Haupt-, Mauerner- und Brucker Straße in Grafrath, auf beiden Seiten der Amper, stehen mehrere alte Gebäude, die nach Ansicht der Grünen möglichst ohne große bauliche Veränderungen erhalten werden sollen, damit das gewohnte Ortsbild nicht weiter verändert wird. Der mittlerweile ausgeschiedene Gemeinderat Peter-Michael Kaifler hatte daher beantragt, den "Geburtsort des späteren Dorfes und heutigen Ortsteils Wildenroth" unter Ensembleschutz zu stellen.

"Wir sollten den Schutz des Ortsbereiches sehr ernst nehmen und eine entsprechenden Schutzantrag stellen", appellierte Arthur Mosandl (Grüne) in der jüngsten Sitzung. Das Ortsbild habe städtebauliche, aber auch identitätsstiftende Bedeutung und solle für nachfolgende Generationen bewahrt werden.

Der neue Gemeinderat steht dem Ansinnen mit Wohlwollen gegenüber. Die Mehrheit fürchtet jedoch, dass durch einen verordneten Ensembleschutz den Eigentümern aller Gebäude Erschwernisse auferlegt werden könnten, und sie will nicht, dass die Gemeinde ihre Planungshoheit weitgehend aus der Hand gibt. Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) schlug vor, prüfen zu lassen, ob und welche alternativen Möglichkeiten es gibt, dem Ziel möglichst nahe zu kommen, ohne Ämter und Behörden, insbesondere den Denkmalschutz, einzubinden. "Wir sollten die Sache nicht ins Rollen bringen, ohne vorher nicht alle anderen Wege zur Umsetzung ausgelotet zu haben und uns vorsichtig vortasten", riet Kennerknecht. Der Gemeindechef regte dazu an, erst einmal den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum mit einer "Schutzpotenzialerhebung" zu beauftragen und Vorschläge zur alternativen Vorgehensweise einzufordern.

Zu den laut Kaifler sechs bis sieben "ortsprägenden historischen Bauten an der Amperbrücke" gehören auch die "Baudenkmäler" Alter Wirt mit Vorplatz, die Kapelle St. Nikolaus samt der ohnehin schützenswerten Amperinsel und das Hofrichterhaus mit dem Müllerstadl. "Dazwischen stehen aber jeweils jüngere Gebäude, die hinsichtlich Denkmal- oder Ensembleschutz sicherlich keine Bedeutung haben", erklärte Kennerknecht. Sollte ein Ensembleschutz angeordnet werden, würden auch deren Besitzer womöglich gravierende Auflagen bekommen, die bauliche Veränderungen erheblich erschweren würden. "Wenn wir einen Bebauungsplan aufstellen und darin entsprechende Festlegungen treffen, behalten wir das Zepter in der Hand und können besser auf die Besitzer einwirken", befand SPD-Gemeinderat Josef Heldeisen. Über die unter Denkmalschutz stehenden Häuser wache ohnehin die Behörde.

Da Kennerknecht den Gemeinderat darüber informiert hatte, dass die Verwaltung deswegen an das Landratsamt geschrieben habe, drangen Arthur Mosandl und Prieto Peral darauf, die Antwort des Landratsamtes abzuwarten. "Wir sollten das Handeln in der Hand der Gemeinde behalten und daher schnell aktiv werden", hielten Karl Ruf und Gerald Kurz (beide CSU) dagegen. Dies sei auch deswegen ratsam, weil bereits ein Eigentümer beantragt habe, an sein altes Haus eine Außentreppe anbringen zu dürfen, erinnerte Kurz.

"Der Weg über die Bauleitplanung verursacht Kosten, ein Antrag auf Ensemble indes nicht", gab Altbürgermeister Hartwig Hagenguth (Bürger für Grafrath) zu bedenken. Letztlich wurde eine Entscheidung über Kaiflers Antrag vorerst noch zurückgestellt, und Bürgermeister Markus Kennerknecht soll nun zunächst versuchen, möglichst umgehend die Stellungnahme der Kreisbaubehörde zu bekommen.

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SZ vom 03.06.2020
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